Springer-Gegendarstellung: "Bild" kennt seinen Papst nicht
Im Papst-Streit zwischen "Bild" und Bildhauer Peter Lenk erzwingt der Künstler eine Gegendarstellung. Lenk ist auch Urheber des Kunstwerks "Friede sei mit Dir" am taz-Gebäude.
BERLIN taz | Der Bildhauer Peter Lenk hat sich erfolgreich gegen eine Berichterstattung der Bild-Zeitung gewehrt. Das Springer-Blatt hatte fälschlicherweise behauptet, eine Skulptur von Lenk, die im Konstanzer Bahnhof ausgestellt werden soll, bilde Papst Benedikt XVI ab. Schlagzeile: "Nackter Papst schockt im Bahnhof".
Lenk, vertreten von dem Berliner Medienanwalt Johannes Eisenberg, setzte am Dienstag durch, dass die Bild-Zeitung sich erpflichtet, die Äußerung nicht mehr zu verbreiten, dafür aber eine Gegendarstellung mit widerrufendem Redaktionsschwanz in der Bild-Stuttgart-Ausgabe vom 5. Mai sowie auf Bild.de, wo sie bereits erschienen ist ("Anmerkung der Redaktion: Peter Lenk hat Recht").
Mit dieser Behauptung, es handele sich um Benedikt, hatte Bild erregte Statements von Baden-Württembergs CDU-Generalsekretär Thomas Strobl ("Das Treiben von Herrn Lenk macht nicht mal vor religiösen Empfindungen halt") und Innenminister Heribert Rech ("Kunst darf sich nicht die Freiheit nehmen, widerwärtig zu werden") hervorgerufen.
Die "widerwärtige" Figur ist Teil von Lenks berühmtestem Werk, der Konstanzer Imperia, und existiert seit 1993, genau wie der für die Ausstellung im Konstanzer Bahnhof vorgesehenen Abguß. Zu dieser Zeit gab es keinen Papst Benedikt, nur (ab April 1993) einen Kardinalbischof Ratzinger. Lenk hat allerdings auch nie verheimlicht, dass die Figur Papst Martin V. nachempfunden ist, der 1417 ins Amt kam - während des Konstanzer Konzils.
Der Künstler war von Bild aber nicht gefragt worden, obwohl das Blatt laut Autorenzeile mit drei Kollegen an der Geschichte recherchierte. Die Figur können weder die dem deutschen Papst bekanntlich eng verbundenen Bild-Kollegen ("Wir sind Papst") noch Baden-Württembergs empörte Spitzenpolitiker richtig angeschaut haben; es ist nicht einmal eine entfernte Ähnlichkeit mit Ratzinger zu erkennen.
Lenk, 62, hatte zuletzt mit zwei Aktionen Aufsehen erregt. Zum einen mit dem Kunstwerk "Friede sei mit Dir" am taz-Gebäude in Berlin, das als Kritik am Journalismusverständnis des Springer-Konzerns und seiner Verlegerin Friede Springer interpretiert wurde. Zum anderen mit einer Skulptur, die den aus Baden-Württemberg stammenden CDU-Bundestagsfraktionsvorsitzenden Volker Kauder im Josephine Baker-Röckchen zeigt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Doku über deutsche Entertainer-Ikone
Das deutsche Trauma weggelacht
Paragraf 218 im Rechtsausschuss
CDU gegen Selbstbestimmung von Frauen
Partei stellt Wahlprogramm vor
Linke will Lebenshaltungskosten für viele senken
Syrische Geflüchtete in Deutschland
Asylrecht und Ordnungsrufe
Sednaya Gefängnis in Syrien
Sednaya, Syriens schlimmste Folterstätte
Schwarz-Grün als Option nach der Wahl
Söder, sei still!