Springer-Chef Döpfner über Coronakrise: Land des Lächelns
Mathias Döpfner meldet sich in der Krise zu Wort – ausgerechnet beim umstrittenen Blog „Achse des Guten“.
J etzt ist es schon wieder passiert: Der Chef verkündet höchstpersönlich im eigenen Blatt, wie er die Welt sieht und was nun passieren muss. Bevor wir jetzt hier einem Missverständnis aufsitzen: Nein, es geht mal nicht um den Berliner Verlag und die Friedrichs.
Es geht um Springers Welt und Mathias Döpfner. Der hat dank Corona auch mehr Zeit und ein paar Sorgen mehr als sonst, die er in gut 10.000 Textzeichen gegossen hat. „Ich fürchte, wir begehen demokratischen Selbstmord aus Angst vor dem Sterben“, schreibt er allen Ernstes. Was nur den Schluss zulässt, dass Springers Vorstandschef gerade ein Praktikum bei Bild gemacht hat – mit einem Extrakurs „bedeutungsschwangeres Raunen“ bei Franz Josef Wagner.
„Als der Chef des Robert-Koch-Instituts sagte, die massiven Einschränkungen im Alltag könnten zwei Jahre dauern, habe ich das Vertrauen verloren (…). Wer so etwas denkt, darf nicht der wichtigste Kompass der Regierung sein“, schreibt Döpfner, und dass ihm dieses „fast unbeschränkte Macht zu alternativlos“ scheint. Denn das sind doch alles „Experten ohne das Mandat des Wählers“.
Genau das macht zwar das Expert*Innentum aus, aber das hat Döpfner wohl gerade verdrängt. Entscheidungen treffen immer noch und gerade in Deutschland gewählte Politiker*innen. Doch mit diesem Zweifel am System spannt sich Döpfner selber vor den Karren derer, die diesem System den Kampf angesagt haben. Wie Henryk M. Broders „Achse des Guten“ zum Beispiel. Warum der Springer-Chef seinen Beitrag jetzt ausgerechnet dort für eine Zweitveröffentlichung freigegeben hat, fragt er sich hoffentlich mittlerweile selbst.
Großes Kino
Für alle, die keine Lust auf umgerechnet 333 taz-Zeilen Döpfner haben: Natürlich kriegt er die Kurve und schreibt dann durchaus kluges Zeug. Gegen die Forderung, die Medien müssten jetzt für Solidarität und Einheit sorgen, setzt Döpfner zu Recht ein, „am Auftrag der Journalisten darf sich aber auch in der Krise nichts ändern. Gerade dann nicht. Sie sollten weiter zweifeln und hinterfragen. Es braucht jetzt nicht nur Solidarität und Gemeinsinn, sondern auch Kritik. Und vor allem Vielfalt der Informationen und Meinungen. Wir brauchen keine zentralstaatliche Propaganda, sondern einen Wettbewerb kritischer Intelligenz.“
Am Ende kommt dann wieder ganz großes Kino à la Franz Josef Wagner: Wenn alles vorbei ist, sollen wir uns nämlich so begrüßen wie in Thailand. Also die eigenen Hände aneinanderlegen. Leichte Verbeugung. Lächeln.
„Das Lächeln wünsche ich mir wirklich. Vor allem in Deutschland“, schreibt Döpfner. „Es gibt kein Volk, das so wenig lacht wie die Deutschen. Vielleicht hinterlässt Corona uns ein Lächeln. Wenn es vorbei ist. Ein Lächeln der Dankbarkeit.“ Herzlichst, Ihr …
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