Sprießen & Gießen: Neustadt grünt
Das Stadtgartenprojekt „Lucie“ wird umgestaltet. Bodenproben sind schon genommen, über Geld und Rechtliches wird noch verhandelt
Seit fast drei Jahren wird der Platz an der Westerstaße in der Neustadt, zwischen Wohngebiet, Supermarkt und Parkplatz als Gemeinschaftsgarten genutzt. Treffen zum gemeinsamen Gärtnern, Flohmärkte, Garten-Cafés und Feste veranstaltet man hier. Jetzt will das Projekt „Ab geht die Lucie“, das aus einer AnwohnerInnen-Initiative entstand, in die nächste Runde gehen. Noch grüner, noch geselliger soll die „Lucie“ werden.
Eine richtige Gartenanlage ohne Pflastersteine hätte man gern. Aber die dürfen nicht einfach so weg. Bis in die 60er-Jahre war das Gelände Gewerbegebiet. Bevor der Boden entsiegelt wird, muss eine Probe entnommen werden. „Das ist Routine“, sagt Jens Tittmann, Sprecher des Umweltressorts, „besonders wenn man dort einen Kinderspielplatz bauen oder Tomaten anpflanzen will.“ Deswegen wurde jetzt gebohrt. Eva Kirschenmann, die das Projekt mitinitiierte, hat darauf gewartet. Eigentlich war die Bohrung schon für Ende letzten Jahres angedacht. Die Verzögerung hat aber nichts mit der Stadt zu tun, sondern „vermutlich eher mit Frost“, so Tittmann.
In mehreren öffentlichen Treffen entwickelten alle Interessierten einen Strukturplan, dem der Neustädter Beirat vergangenen Oktober zustimmte. Ein Entwurf steht zwar, die Finanzierung aber ist noch ungeklärt. Dabei geht es um die Kosten der Entsiegelung sowie Gelder für den größeren Umbau und die spätere Nutzung. Für öffentliche Gelder sieht Annemarie Czichon, Ortsamtsleiterin der Neustadt, derzeit keine Möglichkeit. „Das haben wir aber immer deutlich gemacht“, betont sie. Deswegen suche man nach unterschiedlichen Wegen, das Projekt zu ermöglichen.
Mit einem Pachtvertrag wäre eine langfristige Nutzung gewährleistet. Kirschenmann kritisiert, dass der Verein „KulturPflanzen“, der die „Lucie“ umgestaltet, zwar ohne finanzielle Unterstützung auskommt, aber dennoch Auflagen erfüllen muss: eine öffentliche Toilette etwa. „Wir wollen nicht, dass die Stadt sich aus der Verantwortung zieht, sich aber mit einem schönen Platz schmückt“, erklärt sie. Ein weiteres Problem ist die rechtliche Verantwortung. Verletzt sich jemand an einem Beet, sei unklar, wer eigentlich dafür haftet, sagt Czichon. Das werde gerade hinter den Kulissen geklärt. Auch Tittmann sagt, dass die Umsetzung „nicht von heute auf morgen stattfindet.“ Er rechnet mit ein bis zwei Jahren. Aber immerhin: gebohrt wurde. „Und das zeigt, es geht weiter“, sagt Kirschenmann.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen