Sportverbände gegen Alkohol: Keine Bierdusche beim Pokalfinale
Weil im Sport zuviel gesoffen wird, schließen wichtige Verbände ein Bündnis wider den Rausch. Den DFB sponsert aber weiterhin eine Brauerei.
Das schlimme Übel des Alkoholismus grassiert ja auch und gerade im Sport. In der dritten Halbzeit wird so mancher Bierkasten gelehrt. Der Rausch am Rande des Fußballfeldes oder in der Vereinskneipe gehört einfach dazu. Manch ein Forscher hat im Sport ein „Feuchtbiotop“ ausgemacht. Was kann man da wohl tun, um selbiges trockenzulegen?
Nach Meinung von Reinhard Grindel und dem Deutschen Olympischen Sport-Bund, der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sowie der Antirauschbeauftragten der Bundesregierung, Marlene Mortler, muss dringend eine Initiative her, sonst kugeln am Ende nur noch lallende Hallodris über den Rasen, und die sportelnde Jugend säuft sich eh die Rübe weg. Die Initiative heißt Aktionsbündnis „Alkoholfrei Sport genießen“. Das Bündnis gibt es schon seit über vier Jahren, aber dümpelte so ein bisschen vor sich hin. Jetzt machen große Sportverbände mit wie der DFB, der Deutsche Turner-Bund oder die Handballer.
Grindel sagte in der Lobby des Bundesgesundheitsministeriums, er käme bei einem Fußballspiel nie auf die Idee, zur Halbzeit in der VIP-Lounge „Alkohol zu konsumieren“. Über seinen Konsum im privaten Bereich äußerte Grindel sich leider nicht. Aber es ist anzunehmen, dass der CDU-Politiker einen „verantwortungsbewussten Umgang“ beim Thema Alkohol pflegt, jedenfalls ist das zu hoffen. Dieses Verantwortungsbewusstsein betonte er gleich mehrfach. Das musste er auch, denn in der Werbewirtschaft gehen Bier und Fußball eine sehr lebendige Symbiose ein.
Mindestens 10.000 Veranstaltungen geplant
Die Brauerei Bitburger sponsert die Nationalmannschaft, Konkurrent Krombacher die Deutsche Fußball-Liga. Es gehe nicht um ein „Totalverbot, um Ausgrenzung“, rechtfertigte sich Grindel, „Verteufelung und Prohibition haben noch nie geholfen. Brauereien sind im Fußball ein wichtiger Partner.“ Punkt.
Aber der DFB sei fein raus, weil das Nationalteam nur für alkoholfreie Getränke werbe, „nur null Komma null“. Auch beim anstehenden DFB-Pokalfinale werde es keine Bierduschen auf dem Spielfeld geben, versprach Reinhard Grindel.
Die Bündnispartner im Kampf gegen den sportiven Rausch wollen bis 2018 mindestens 10.000 Veranstaltungen zum Thema stemmen – damit es nicht mehr zu diesen Szenen kommt, wie Grindel sie beschrieb: „Nach dem Gewinn der C- oder B-Jugendmeisterschaft soll nicht mehr vom Trainer die Kiste Bier in die Kabine gestellt werden.“ Ach, übrigens: Der Vizepräsident des Deutschen Handballbundes, Rolf Reincke, trinkt gerne mal ein Weißbier, einfach so. Sagte er. Sehr sportlich.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Biden genehmigt Lieferung von Antipersonenminen
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja