■ Sportpolitik: Mehr Frauen sollen in Spitzenpositionen
Hamburg (dpa) – Lange genug verhielten sich die Frauen im Deutschen Sportbund (DSB) leise, jetzt haben sie zum Kampf gegen verkrustete Strukturen aufgerufen. Der Bundesausschuß für Frauen im Sport des DSB verabschiedete am Wochenende in Hamburg Anträge, die an den ehrenamtlichen Strukturen des Sportverbandes rütteln sollen. „Die Förderpläne für Frauen reichen nicht, wir wollen eine Frauenquote“, forderte die Ausschußvorsitzende Inge Berndt.
Gemäß ihrem Anteil von fast 40 Prozent in den Vereinen sollten Frauen auch in Spitzenpositionen vertreten sein. Bisher sind nur 20 Prozent aller Funktionen im Präsidium und seinen Gremien weiblich besetzt. Entscheidend für die Umsetzung der Quote und anderer Forderungen ist der DSB-Bundestag Ende November in Leipzig, der unter dem Leitthema „Mädchen und Frauen im Sport“ steht. Dort wollen die Frauen auch einen Antrag einbringen, der die Amtszeiten und Wiederwahlmöglichkeiten von Spitzenfunktionären begrenzt. „Es geht uns darum, Frauen und junge Männer in Führungspositionen zu bringen“, sagt Berndt. In den vorwiegend ehrenamtlichen Ausschüssen hätten sich ältere Männer geradezu eingenistet und würden nur ihresgleichen in Ausschüsse und Gremien holen, heißt es in einem kritischen Papier. Als abschreckendes Beispiel nannte die Funktionärin die Wahl des 63jährigen Norbert Petry vor einer Woche zum Vorsitzenden der Deutschen Sportjugend. Die Wiederwahl von Topleuten solle nicht verhindert werden: Dafür soll dann aber eine Zweidrittelmehrheit erforderlich sein.
Für eine Veränderung des Ehrenamtes plädieren die Frauen, um mehr junge und vor allem weibliche Vereinsmitglieder zu motivieren. Berndt: „Es gibt genug Frauen, die in Bürger- und Elterninitiativen mitarbeiten. Nur im Sport fehlen sie.“ Sie fühlten sich von Männerkreisen in Sportvereinen nicht ernstgenommen, führen viele Sportlerinnen als Begründung für ihr Fernbleiben an.
Besonders am Herzen liegt dem Frauenausschuß der Leistungssport. Training, Betreuung und Laufbahnplanung von Sportlerinnen würden vorwiegend von Männer gemacht. Gewalttätige und sexuelle Komponenten im Zusammenspiel Mädchen-Trainer würden viele Sportlerinnen veranlassen, frühzeitig mit dem Sport aufzuhören und spätestens nach Beendigung ihrer Karriere der Sportwelt den Rücken zu kehren.
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