Sportplatz: Mit fast königlicher Eleganz
FUSSBALL Der 1. FC Union schlägt sich mit einem 3:1-Sieg gegen Arminia Bielefeld super. Das liegt auch an Kapitän Felix Kroos. Aber was hat das alles mit dem spanischen Rekordmeister zu tun?
Spaniens Rekordmeister Real Madrid trägt den Beinamen „die Königlichen“. Fußballer, die es dorthin schaffen, zählen automatisch zur elitären Klasse ihres Sports. So wie ein gewisser Toni Kroos (27). Das ist jener deutsche Fußballweltmeister, den Real im Jahr 2014 für 30 Millionen Euro von Bayern München erwarb.
Heute ist der Spieler das Doppelte wert – und aus dem royalen Gesamtgefüge gar nicht mehr wegzudenken. Als präzise Passmaschine wird Kroos regelmäßig abgefeiert. Er befördert die Bälle so zielsicher von A nach B, als habe er vor seiner Fußballerkarriere eine Ausbildung zum Postboten abgeschlossen. Wenn Kroos eines schönen Tages mit dem Kicken aufhört, kann es gut sein, dass aus „passen“ „kroosen“ wird. Und ein Präzisionspass hieße dann schlicht „Kroos“. Ähnliches gilt für die Schüsse dieses Ausnahmespielers.
Was all das mit meist krampfhaftem Zweitligafußball zu tun hat? Noch dazu mit einem Verein, der sich – aus alter Schlossertradition heraus – „die Eisernen“ nennt? Im Prinzip nichts, denn bei Real Madrid, den Königlichen, dürfte man weder mit Köpenick noch mit dem dort beheimateten 1. FC Union jemals viel am Hut beziehungsweise an der Krone gehabt haben.
Nur Toni Kroos hat eine Verbindung nach Köpenick. Sein Bruder Felix (25) verdient dort sein Geld als Fußballprofi, er trägt sogar die Kapitänsbinde. Und wie 20.258 Zuschauer am Sonntag im Stadion an der Alten Försterei sehen konnten, hat der jüngere Kroos sich einiges vom Älteren abgeschaut.
Das bewies die 22. Minute im Spiel zwischen Union und Arminia Bielefeld eindrucksvoll. Es gab Freistoß, halblinke Position, Torentfernung etwa 20 Meter. So einer Sache nimmt sich ein Kroos ganz gerne mal an. Kurzer Blick also, wenige Schritte Anlauf und dann ein Schuss mit fast schon königlicher Eleganz unter die Latte des Bielefelder Tores. Besser hätte der Toni das auch nicht gemacht!
Beim Torjubel schaute Kroos intensiv Richtung Trainerbank, wo sich Jens Keller über das 1:0 freute. „Wir hatten diese Woche eine Diskussion. Der Trainer meinte, ich könne auch mal wieder ein Tor nach einer Standardsituation schießen“, erklärte Kroos seinen Jubelstil später im Innenraum des Stadions. So einfach und problemlos befriedigen die Spieler derzeit die Wünsche des Union-Trainers – und nebenbei auch die des gesamten Umfelds.
Traum vom Aufstieg
Sieben Punkte aus drei Spielen hat der Klub nach der Winterpause gesammelt, gesamt sind es 35. Damit mischen die Köpenicker ordentlich im Aufstiegsrennen mit. Doch anders als in den letzten Jahren, in denen der Mannschaft gegen Saisonende immer vorzeitig die Luft ausging, könnte in dieser Spielzeit der Traum vom Aufstieg real werden.
Das Spiel gegen Bielefeld zeigte über die nahezu komplette Dauer, warum das so ist. Vom Anpfiff weg dominierten die Hausherren, kombinierten zielstrebig, erspielten beste Chancen – und ließen die Gäste fast nicht in die Nähe des eigenen Tores kommen. Union agierte wie eine absolute Topmannschaft, einzig die Tore fehlten – bis Kroos antrat.
Allerdings kann Fußball manchmal sehr komisch sein. Arminia gelang in der 44. Minute der Ausgleich durch Torjäger Fabian Klos. „Du gehst dann mit einem 1:1 in die Halbzeit und weißt gar nicht, warum“, analysierte Keller treffend. Sein Team irritierte dies nicht, Damir Kreilach (63. Minute) und Sebastian Polter (83.) stellten den hochverdienten 3:1-Sieg sicher.
Einziges Ärgernis: Felix Kroos sah die fünfte Gelbe Karte in dieser Saison, er fällt deshalb im nächsten Spiel beim Karlsruher SC aus. „Dann muss eben ein anderer schießen“, kommentierte dies der Kapitän mit königlicher Gelassenheit. David Joram
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