Sportmuseum in Köln: Wo ist Olympia in der Olympiaschau?
Es gibt einen Ort, an dem olympische Geschichte museal aufbereitet werden soll. Doch genau dort sieht man eher Fußball- und NBA-Trikots.
M an kommt herein ins Deutsche Sport- und Olympiamuseum in Köln, gespannt darauf, wie eine Tour durch die fünf olympischen Ringe didaktisch wohl aufbereitet wird, und dann das: Empfangen wird man von einem Formel-1-Auto, daneben hängt ein Rennanzug von Michael Schumacher.
Der nächste Eyecatcher ist wiederum einem Profisportler gewidmet, der in seiner Karriere zig Millionen Dollar verdient hat: Dirk Nowitzki. Immerhin ist Basketball olympisch und derzeit auch in aller Munde. Angela Merkel, der der fränkische Dunk-Master ein Trikot gewidmet hat, das nun hinter Glas hängt, ist es nicht mehr. Der Verweis auf die ständige Instrumentalisierung des Sports durch die Politik ist wenigstens erhellend.
Neben mir sind am Vormittag nur noch zwei weitere zahlende Gäste in dem Bau am Rhein unterwegs. Der Ticketverkäufer ist eine rheinische Frohnatur. Er wünscht gutes Gelingen. Früher waren hier Zollhallen untergebracht. Dickes, altes Gemäuer, das den Charme einer Trutzburg versprüht. Nebenan lockt das Schokoladenmuseum, und da braucht es schon Überredungskunst oder eine Ansage der Klassenlehrerin, um die Frage „Süßes oder Saures?“ zu klären. So sind dann auch mehrere Schulklassen mit unklarer Motivation unterwegs. Die Schüler lärmen und werden erst mit dem Versprechen, auf dem Dach Fußball spielen zu können, wieder zur Räson gebracht.
Oben auf der olympisch-musealen Resterampe gibt es zwei Kunstrasenplätze, auch der Blick über den Rhein hinüber nach Deutz ist ganz nett, aber deswegen bin ich ja nicht gekommen. Oder doch? Ich schieße nach meiner Tour de Force ein paar Fotos und gehe wieder auf die Olympiastrecke, die im weitesten Sinne aus einem Zeitstrahl mit Daten, Fakten und Artefakten besteht; Carl Schuhmann wird erster deutscher Olympiasieger im Pferdsprung; Alvin Kraenzlein wird zum ersten Star der Olympischen Spiele; Alfréd Hajós gewinnt den olympischen Kunstpreis und zwei Goldmedaillen im Schwimmen.
Blauer DDR-Bob, Surfbretter, alte Fußballstiefel
Schön und gut, aber wie werden die Kids diese Informationen aufnehmen? Die Antwort: Gar nicht. Sie rauschen vorbei und begucken den großen blauen DDR-Bob, die Surfbretter und alte Fußballstiefel.
Im Foyer sind die jungen Ausflügler schon wieder mit Kicken bzw. am Kicker beschäftigt. Sie werden ihren Eltern erzählen, dass es ganz cool war, weil sie so viel Fußball spielen konnten. Unbeachtet bleiben auch die schönen Kunstplakate von den Olympischen Sommerspielen in München. Ich wünschte mir, man könnte sie in einem Museumsshop als Nachdrucke käuflich erwerben, aber einen Shop gibt es nicht.
Was für eine vertane Chance! Warum steht kein Buch, keine Postkarte, kein Textil aus der über 120-jährigen olympischen Geschichte als Merchandising-Produkt zur Verfügung? Warum ist nicht eine kleine oder feine Bibliothek angeschlossen? Warum wird Olympia so lieblos und wenig instruktiv präsentiert? Warum glaubt man, den Nachwuchs nur mit dem Dominanzsport Fußball ködern zu können? Dieses Museum ist eine Enttäuschung, wenngleich die Bemühungen des „Vereins Deutsches Sportmuseum“, der in den 80er Jahren mit Containern in Köln-Weiden einmal angefangen hat und 1998 an den Rhein gezogen ist, bestimmt nicht klein waren.
Olympia als museales Ereignis hat es in Deutschland schwer. Der Münchner Paul Barth, Medaillengewinner bei den Münchner Spielen im Judo, hatte über 1.300 Exponate gesammelt, in Berlin-Marzahn lebte Wolfgang Turowski seinen DDR-Olympiafimmel aus. Ein kleinerer Teil der Sammlung von Barth wird im Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg, der größere im Stadtmuseum München aufbewahrt. Turowskis Exponate betreut der Stadtsportbund Marzahn. Einlass nur nach Voranmeldung.
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