Sportliche Partner: Mentale Kontrolle
■ Werder Bremen unterstützt die Nacht der Jugend personell und finanziell
Jürgen L. Born ist Präsident des SV Werder Bremen. Zu seinem 60. Geburtstag hat er sich statt Geschenken eine Spende an die Nacht der Jugend gewünscht. Darüber hinaus beteiligt sich Werder Bremen an der Veranstaltung.
taz: Herr Born, warum unterstützt Werder Bremen die Nacht der Jugend?
Jürgen Born: Wir sind in einem Metier, wo wir mit Ausländerhass, Gewalt und Radikalismus hin und wieder zu tun haben. Wir legen allergrößten Wert darauf, dieses Übel bei der Wurzel zu packen. Wir können nur in Ruhe Fußball spielen, wenn es im Stadion gesittet zugeht. Wir könnten also selbst darunter leiden, wenn wir nicht rechtzeitig etwas unternehmen.
Treten Sie mit ihrem Engagement rassistischen Tendenzen im Stadion entgegen?
Unter anderem. Das tun wir ohnehin auf vielfältige Weise: Über die Stadionzeitung, das Fanprojekt und den Dachverband der Fanclubs versuchen wir, solche Leute zu erreichen. Das geschieht die ganze Woche über, nicht nur während des Spiels. Bei den Spielen können wir eine physische Kontrolle durchführen, auf Waffen zum Beispiel. Aber während der Woche arbeiten wir an der mentalen Kontrolle. Über die Fanclubs können wir Leute herausfinden und ansprechen, von denen verbale Attacken ausgehen.
Bei „Best of Bremen“ geht es ja um Orte der Toleranz. Hätte das Weserstadion Chancen auf eine Prämierung?
Diese Kneipe, die die Fans in der Ostkurve betreiben, ist für mich ein Ort der Begegnung, der Toleranz. Wer nach dem Spiel mal da war, weiß, welchen Stellenwert das hat.
Welche Möglichkeiten sehen Sie, rassistischen Äußerungen im Stadion entgegenzutreten?
Da haben wir zunächst das bewährte Instrumentarium aus Fanarbeit einerseits und Stadionverboten andererseits. Sollten sich aber neue Methoden ergeben, werden wir sie selbstverständlich auch anwenden. Man muss immer auf der Suche sein. Wir haben jetzt diese Entwicklung, die schon relativ weit vorangeschritten ist. Vielleicht hängen wir da mit den Instrumenten noch etwas hinterher.
Werden bei Nazi-Sprüchen konsequent Stadionverbote verhängt?
Da soll es letzten Endes hinkommen. Das wird gemacht. Nur, wenn jetzt einer in der Masse johlt, ist er schwer festzustellen. Fragen: Jan Kahlcke
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