Spionage und Propaganda bei Olympia: News von gestern

Die für alle Pekingreisenden verpflichtende Olympia-App „My2022“ ist ein Überwachungstool – klar. Aber was hat das Programm noch zu bieten?

Zwei Maskottchen an einer Bushaltestelle in Peking

Warten auf Olympiastimmung: Zwei Maskottchen an einer Bushaltestelle in Peking Foto: reuters

Erst mal schauen, was es Neues aus Peking gibt. Diese Olympia-App, von der in den letzten Tagen so oft die Rede ist, hat auch einen News-Button. Vielleicht ist dieses „My2022“ ja doch zu etwas zu gebrauchen. Topmeldung am Freitagmorgen war das Treffen von Chinas Staatschef Xi Juinping mit Thomas Bach, dem Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees. Nicht gerade taufrisch. Die zwei hatten sich schon am Dienstag zu einem ersten vorolympischen Stelldichein getroffen. Mit schnellen Topnews scheint die App so ihre Schwierigkeiten zu haben. Das mit der Überwachung scheint jedenfalls weitaus besser zu klappen.

Gut, das Treffen war natürlich wahnsinnig wichtig. Das ist dem Text zu entnehmen. So sind die anstehenden Winterspiele, die am 4. Februar eröffnet werden, die ersten die unter dem neuen olympischen Motto stehen: „Schneller, weiter höher, zusammen“. Xi Jinping hat dazu einen Satz von glückskekshafter Weisheit abgesondert: „Anstatt einzeln in 190 kleinen Booten zu schippern, sollten Länder rund um die Welt zusammen in einem großen Schiff einer helleren Zukunft entgegensegeln.“ Wer sollte da etwas dagegen haben.

Finger weg vom News-Button!

Natürlich gibt es auch noch andere Nachrichten. Nur gute natürlich. So sind zwölf neue Skigebiete in China vom Ministerium für Kultur und Tourismus und der zentralen Sportverwaltung als herausragend anerkannt worden. Der Präsident Argentiniens wird zur Eröffnungsfeier der Spiele anreisen und die Servierroboter im Medienzentrum der Spiele haben ihre Arbeit aufgenommen. Wer seinen kritischen Blick auf die Spiele von Peking nicht verlieren möchte sollte sich tunlichst fernhalten vom Nachrichtenbereich der „My2022“-App.

Die ­Videos mit den Maskottchen Bing Dwen Dwen und Shuey Rhon Rhon, die wohl lustig sein sollen, schärfen auch nicht gerade den Blick auf die finstere Menschenrechtslage in China, die an diesem Freitag in einem gemeinsamen Boykottaufruf von 243 Menschenrechts- und Nichtregierungsorganisationen noch einmal aufs Drastischste geschildert ­worden ist. Also, raus aus dem Newssektor der App.

Wer sich auf die Reise nach Peking vorbereitet, der muss sowieso in der anderen Richtung mit der Anwendung kommunizieren. Um die olympische Blase betreten zu dürfen und damit die chinesischen Behörden auch wirklich Daten bekommen, die sie sammeln können, müssen alle Olympiareisenden 14 Tage vor ihrem Abflug (die Einreise über den Landweg ist nicht gestattet) täglich ihre Körpertemperatur übermitteln und Fragen zum Gesundheitszustand beantworten.

Der Deutsche Olympische Sportbund hat die Olympiawilligen nochmal ausdrücklich darauf hingewiesen, Bilder von Reisepass, Personalausweis, Impfzertifikaten, Impfpässen und den Ergebnissen der zwei vor der Ausreise vorgeschriebenen PCR-Tests vorzubereiten. Die müssen, wenn alle Unterlagen beisammen sind, über die „My2022“-App hochgeladen werden. Dann kriegt man, wenn alles schön negativ ist, den Green Health Code, so etwas wie die Eintrittskarte für die olympische Blase. Andere für die Einreise nicht relevante Daten kann sich, die App wohl von alleine aus dem Smartphone holen. Das kann man praktisch finden, muss man aber nicht.

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