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■ SchnittplatzSpiegel-reporter mit Bindestrich

Manchmal ist es ratsam, sich Zeit zu lassen. Etwa, nachdem das Monatsmagazin Spiegel-reporter erstmals am Kiosk lag. Sonst hätte das Editorial der zweiten Ausgabe womöglich gar die taz zitieren müssen. Jedoch: „Wenn Journalisten ein neues Magazin machen“, steht dort jetzt, „pflegen alle anderen Journalisten dieses neue Blatt in der Regel 'ganz schlimm‘ zu finden oder 'zu flach‘ oder 'ohne Konzept‘ oder 'nicht optisch genug‘ ...“

Nicht so beim Spiegel-reporter. Logo, der Titel ist Programm und heißt soviel wie: „Hier geht es nicht ums Andieleserdenken, sondern um ein Genre. Die Königsdiszipin, die Profilierungsmaschine, Zuckerbrote – Reportagen!“ Und zweitens: „Hier geht's nicht um Reportagen, sondern um Journalisten, die im Spiegel-reporter schreiben.“

Wen interessiert da schon, was Leser schwarz auf weiß nach Hause tragen, wenn einen auf dem Cover (noch einmal) Iris Berbens Slip anlächelt, bzw. „Dirk Kurbjuweit“ und „Ansbert Kneip“ geschrieben steht?

„Edelfeder“, liebe Leser, ist ein ehrenwertes Wort. Hingegen „Selbst-gefälligkeit“ schrieb man bislang noch ohne Bindestrich. Und doch soll es allein dem Spiegel-reporter selbst aufgefallen sein, dass die Kollegen das Heft womöglich auch ganz schlimm oder schlicht selbst-gefällig hätten finden können, derweil die Branche sich unisono auf die Schulter klopft. Kaum lobten die Kollegen von Tagesspiegel,Berliner Zeitung,Süddeutscher Zeitung etc. das neue Blatt, stehen auch sie im o. g. Editorial („Die Süddeutsche Zeitung lobt“ etc.) – und bald vielleicht schon selber auf dem Cover.

„Mein Name ist Barbara Eligmann“, sagt Barbara Eligmann, und alle finden's lächerlich. Vorn auf dem Spiegel-reporter aber steht „Spiegel-reporter“. Es könnte dort auch einfach „Wichser!“ (zuweilen mehr als nur ein Schimpfwort) stehen. Schriebe einer indes bloß „Journalismus, Journalismus, Journalismus, und an die Multiplikatoren denken!“, würd's womöglich keiner lesen.

Christoph Schultheis

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