: Spiegel-Herausgeber hakt SS-Mitarbeiter ab
■ Bei „tüchtigen Leuten“ war für Augstein die Vergangenheit nicht entscheidend
Berlin (taz) – Rudolf Augstein, der Gründer und Herausgeber des Hamburger Nachrichtenmagazins Der Spiegel hat sich jetzt erstmals zur Mitarbeit alter Nazigrößen in herausragenden Positionen seiner Redaktion geäußert.
In der ARD-Sendung „Tagesthemen“ bestätigte Augstein am Donnerstag die von der taz veröffentlichte Personalpolitik: „Es sind drei richtige Fälle, die kann ich erklären.“ Über den ehemaligen SS- Hauptsturmführer Georg Wolff, der ab 1952 Ressortleiter Ausland beim Spiegel war, sagte Augstein: „Der war nie Nationalsozialist ... Er war ein großer Journalist. Und litt bis zuletzt an der unbestreitbaren Tatsache, daß er Hauptsturmführer im SD [Sicherheitsdienst des Reichssicherheitshauptamtes, d. Red.] gewesen war. Ich hake diesen Fall auch ab.“ Wolff war in Norwegen bis 1945 für die Lageberichterstattung nach Berlin zuständig.
„Die Vergangenheit“, so Augstein weiter, „war bei Wolff nicht entscheidend.“ Entscheidend sei gewesen, ob Personen wie Wolff ihm „als Menschen und Journalisten tüchtig genug erschienen“. Den SS- Hauptsturmführer und Kriminalrat im Reichssicherheitshauptamt, Bernhard Wehner, der für den Spiegel eine umfangreiche Serie über die Polizei im NS-Staat geschrieben hatte, bezeichnete Augstein nur als meinen „Polizeireporter“.
Lutz Hachmeister, Exdirektor des Adolf-Grimme-Instituts und heute Chef des Kölner Fernsehfestes, hatte am 27. Dezember in der taz eine ausführliche Studie über die Frühgeschichte des Spiegel veröffentlicht. Dokumentation Seite 16
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