Spendenbereitschaft in China: Kein Vertrauen
Das Land entwickelt sich zum neuen Zentrum der Superreichen. Dennoch ist in China die private Wohltätigkeit noch relativ rar.
Dem US-Wirtschaftsmagazin Forbes zufolge waren Chinesen 2016 nicht einmal bereit, 0,03 Prozent ihrer jährlichen Wirtschaftsleistung für wohltätige Zwecke auszugeben. Zum Vergleich: Die Deutschen spendeten vergangenes Jahr rund 1,7 Prozent, die US-Amerikaner sogar fast 2 Prozent. Selbst im deutlich ärmeren Indien ist die Spendenbereitschaft weit höher als in der Volksrepublik mit ihren vielen Milliardären.
Ein Grund dafür ist, dass die meisten wohlhabenden Chinesen noch nicht lange reich sind. Sie haben ihr Vermögen innerhalb sehr kurzer Zeit gemacht. Viele von ihnen denken: Wie gewonnen, so zerronnen, und fürchten, dass ihr Geld schnell wieder weg sein kann. Philantropie ist in China zudem traditionell nur wenig verankert. Geholfen wird vorwiegend der eigenen Sippschaft – die zumindest in alten Zeiten oft recht groß war.
Umso überraschter waren viele Chinesen über sich selbst, als beim großen Erdbeben 2008 in der südwestchinesischen Provinz Sichuan spontan Millionen Menschen bereit waren zu helfen. Doch schon beim verheerenden Taifun Haiyan 2013 auf den benachbarten Philippinen mit mehr als zehntausend Toten war die Anteilnahme gering.
Hinzu kommt ein Mangel an Vertrauen: Viele Chinesen vertrauen weder ihren staatlichen Institutionen noch den wenigen privaten Initiativen. Mehrere Fälle wurden bekannt, in denen die Initiatoren mit eingesammelten Spendengeldern durchbrannten. Daraufhin verbot die Regierung diese vermeintlichen Wohlfahrtsorganisationen.
Offensichtlich ist aber der weit verbreitete Geiz der chinesischen Führung inzwischen peinlich. Sie hat 2016 ein neues Spendengesetz verabschiedet: Dieses gestattet privaten Organisationen wieder, Spenden zu sammeln. Trotzdem ist die Bereitschaft dazu seither kaum gestiegen.
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