Spenden an Neuköllner Buchhandlung: Alle Kinder gegen rechts
Die Buchhandlung Leporello hat Spenden vom Klett Kinderbuch Verlag bekommen. Das Geld stammt vom Verkauf von Büchern auf einem neurechten Webshop.
Ostermann hat kürzlich vom Klett Kinderbuch Verlag eine Spende in Höhe von 500 Euro erhalten. Die Summe ist der Ausgleich für den Gewinn, den Klett Kinderbuch durch den Verkauf von „Alle Kinder“ über den Webshop des neurechten Verlags Antaios gemacht hat – ungewollt. Klett-Verlegerin Monika Osberghaus hatte versucht, durch Kontaktaufnahme mit zwei großen Buchhändlern die Weitergabe von „Alle Kinder“ an Antaios zu verhindern. Nach Recherchen der taz handelt es sich bei den Großhändlern um Zeitfracht und Libri, die dem Wunsch von Klett Kinderbuch nicht nachkamen.
Deshalb erfolgte die Spende an Leporello. Die Buchhandlung war in den vergangenen Jahren mehrfach Zielscheibe von rechten Angriffen geworden, nachdem sich der Inhaber gegen rechts positioniert hatte. Auf die Frage, ob sein Plakat im Schaufenster nicht erneut Steinwürfe provozieren könnte, zeigt sich Ostermann wenig beeindruckt: „Eine Kundin hat bereits um einen Ausdruck des Bildes gebeten, um es an Weihnachten zu verschenken“, sagt er schmunzelnd.
Die Björn-Karikatur wird auch auf der Frankfurter Buchmesse, die seit Mittwoch eröffnet ist, zu sehen sein. Denn trotz der Anwesenheit von rechten Verlagen ist auch der Klett Kinderbuch Verlag auf der Messe vertreten.
Großhandel muss Konsequenzen ziehen
Ostermann wünscht sich, dass vor Ort Aufklärung und Diskussion stattfinden wird. „Ich hoffe, dass Klett Kinderbuch viele Gesprächspartner findet, die ihre Aktion gutheißen und die Gedanken weitergeben. Denn je mehr Verlage, vor allem größere, sich zusammentun und betonen, dass Antaios kein Geld mit ihren Büchern verdienen darf, desto stärker wächst der Druck auf die Großhändler. Vielleicht ziehen sie irgendwann die Konsequenz und berücksichtigen das.“
Denn Klett Kinderbuch ist nicht der einzige Verlag, dessen Bücher der Antaios-Webshop verkauft. Auch antirassistische, feministische und queere Bücher sind dort im Angebot, da Antaios die Bücher von Buchgroßhändlern bezieht. Solange diese keine Konsequenzen ziehen, kann Antaios Gewinn durch antirassistische Werke erzielen.
Den Spendenbetrag, den Leporello erhalten hat, möchte Ostermann übrigens an die von ihm mitgegründete Initiative „Rudow empört sich“ weitergeben. Über die Initiative werden regelmäßig Treffen organisiert, die sich gegen rechts positionieren.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen
meistkommentiert
BSW in Thüringen
Das hat Erpresserpotenzial
Friedenspreis für Anne Applebaum
Für den Frieden, aber nicht bedingungslos
BSW in Sachsen und Thüringen
Wagenknecht grätscht Landesverbänden rein
Rückkehr zur Atomkraft
Italien will erstes AKW seit 40 Jahren bauen
Klimaschädliche Dienstwagen
Andersrum umverteilen
Tech-Investor Peter Thiel
Der Auszug der Milliardäre aus der Verantwortung