: Spekulation als Politik
■ HSV-Chef Werner Hackmann wurde als Präsident des neu zu gründenden Liga-Verbands ins Gespräch gebracht
Während die Spieler des Hamburger SV in den vergangenen Wochen nicht gerade übertrieben gute Leistungen zeigten, könnte jetzt ein Funktionär das nationale Image des Volkspark-Vereines wieder aufmöbeln. Der Vorstandsvorsitzende Werner Hackmann wurde vom FC Bayern München und von Bayer Leverkusen als Präsident des Liga-Verbands ins Gespräch gebracht. Der Verband soll am 18. Dezember in Frankfurt gegründet werden und wird formal ein eingetragener Verein sein. Allerdings firmiert er als eine Art Aufsichtsrat der Liga GmbH, die wiederum das operative Geschäft der Bundesliga übernimmt.
Damit wäre Hackmann auf einen Schlag einer der einflussreichsten Männer beim Deutschen Fußball-Bund. Bisher wollte er sich aber nicht zu diesen Spekulationen äußern: „Kein Kommentar“, lautet sein Statement, wenn er auf das neue Amt angesprochen wird. Nicht ohne Grund: Auf der einen Seite hat die oberste Rothose in den vergangenen Jahren durch ihre kontinuierliche Arbeit beim HSV auf sich aufmerksam gemacht. Vor allem der Stadionneubau und die dazu gehörenden Verhandlungen imponierten den anderen Funktionären der Ersten und Zweiten Liga. Auf der anderen Seite ist der ehemalige Hamburger Innesenator Politprofi genug um zu wissen, wie die Unterstützung der beiden deutschen Topvereine zu werten ist.
Denn bislang galt der stellvertretende Liga-Ausschuss-Präsident Franz Böhmert als aussichtsreichs-ter Kandidat auf den neuen Posten. Der ehemalige Präsident von Werder Bremen wirkt allerdings mit seinen 66 Jahren ähnlich veraltet wie das designierte neue DFB-Präsidium um Hardliner Gerhard Meyer-Vorfelder. Darüber hinaus waren die Bayern, immerhin der einflussreichste Verein im DFB, nie große Freunde der Bremer. Es könnte also auch sein, dass jetzt mit dem erst 53-jährigen Hackmann Politik gegen Böhme gemacht werden soll.
Im Volkspark selbst sieht man die Spekulationen mit gemischten Gefühlen. Pressesprecher Gerd Krall befürchtet schon, dass sein Chef „dreimal die Woche nach Frankfurt fliegen muss und uns hier fehlen würde. Denn wenn er etwas macht, dann macht er es richtig.“ Ob sich Hackmann angesichts seiner gesundheitlichen – er hatte vor einiger Zeit eine Lungen-Operation – und familiären Situation diesem Stress aussetzen wird sei fraglich. Aber auch Krall sieht natürlich den Einflussgewinn für den HSV.
Etwas fürs Image können die Spieler am Sonntag tun. Zum Spiel beim 1. FC Kaiserslautern (Anpfiff: 17.30 Uhr) stehen die zuletzt vermissten Rodolfo Cardoso, Nico Kovac und Bernd Hollerbach vor einem Comeback. Ausfallen werden wahrscheinlich Tony Yeboah und Marcel Ketelaer, sicher nicht dabei ist der gelbgesperrte Sergej Barbarez. Eberhard Spohd
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