: Speed 2: Cruise Control
■ USA 1997, Regie: Jan De Bont; mit Sandra Bullock, Jason Patrick, Willem Dafoe u. A.; 125 Min.
Als Billy Crystal, Zeremonienmeister der diesjährigen Oscar-Verleihung, seine Assistentin Sandra Bullock vorstellte, kündigte er sie dem tausendköpfigen Schicki-Micki-Publikum an als „die einzige Frau in diesem Saal, die jemals mit einem Bus der öffentlichen Verkehrsbetriebe von Los Angeles gefahren ist.“ Kein Zweifel, die Rolle der Annie Porter und ihre legendäre Busfahrt in „Speed“ haben aus Sandra einen Weltstar gemacht. Sie löste Julia Roberts als Hollywoods Fräuleinwunder ab.
Auch Kameramann Jan De Bont geriet mit seinem Regiedebüt aus dem Jahre 1994 in den Geschwindigkeitsrausch des schnellen Erfolges. Ein Sequel mußte her. Der Bus wurde kurzerhand gegen ein Schiff, einen Luxuskreuzer, getauscht. Ein Fehler! Denn wahre „Speed“-Freaks bekommen nicht die erhoffte Turbo-Unterhaltung geliefert. Das Schiff ist einfach zu langsam, wirkt zu weitläufig, sicher und unkaputtbar.
Nachdem Keanu Reeves, Star des Orginals, es ablehnte, an der Fortsetzung mitzuwirken, wurde er von Jason Patrick ersetzt. Die Geschichte ist dünn. Ein Bösewicht kapert das Luxusboot, will die an Bord befindlichen Diamanten klauen und dann das ganze Ding in den Himmel blasen.
Die erste halbe Stunde ist schlicht langweilig. Ungeduldig beginnt man auf die versprochene Action zu warten. Endlich tuckert dann die „Seabourn Legend“ auf einen Öltanker zu, trifft nicht richtig und zermalmt stattdessen in einer fünfminütigen Dampf (er) walz-Sequenz die Karikinsel St. Martin. Ansonsten gibt's noch Feuer, Überflutungen im Schiffsinnern und ein einen Propeller außer Rand und Band. Das Ausmaß des Blutvergießens und der Bodycount wurde, wie im ersten Teil, in vertretbaren Grenzen gehalten.
Sandra Bullocks Einsatz ist enttäuschend. Sie darf kaum das Steuer bzw. Ruder selbst in die Hand nehmen. Abgesehen von einem couragierten Kettensägen-Einsatz wird ihr die unglückliche Opfer-Rolle zugewiesen. Als liebenswertes Schusselchen in ihrem hautengen, bauchfreien Mini-Outfit aus schwarzer Spitze ist sie eigentlich nur Dekoration. Auch Jason Patricks Leistung ist nicht weiter erwähnenswert. Aber Willem Dafoe als Finsterling John Geiger ist natürlich klasse. Dieses diabolische Grinsen macht ihm keiner nach.
Insgesamt ist „Speed 2: Cruise Control“ leider nur ein Standard-Actioner; von der intelligenten, nervenzerfetzenden Story und der klaustrophobischen Konstellation des Orginals blieb nichts übrig.
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