"Sozialticket light" bleibt

MOBILITÄT Das Stadtticket für Bedürftige wird zunehmend stärker nachgefragt, und heute vom Senat wohl für zwei weitere Jahre gesichert. 2013 könnte es wieder teurer werden

Wer arm ist, soll trotzdem mobil sein und teilhaben dürfen - auch am Weihnachtsmarkt. Bild: dpa

Die zum Jahresende auslaufende Probezeit für das Sozialticket der Bremer Straßenbahn AG (BSAG) wird um zwei Jahre bis Ende 2013 verlängert. Das beschließt, aller Voraussicht nach, heute der rot-grüne Senat.

Im kommenden Jahr sollen die Preise für das "Stadtticket" genannte Angebot an Hartz-IV- und Sozialhilfe-EmpfängerInnen sowie AsylbewerberInnen noch unverändert bleiben. Für 2013 sind jedoch Teuerungen "entsprechend dem Durchschnitt der Erhöhung aller Fahrpreise" zulässig, wie es in einer Senatsvorlage heißt. Derzeit kosten die Tickets nach einer Preissenkung monatlich 25 Euro für Erwachsene und 20 Euro für Kinder und Jugendliche. Die Linkspartei fordert dagegen, die Preise auf 15 beziehungsweise zehn Euro zu senken - entsprechend den Regelsätzen, die das Sozialgesetzbuch II für Mobilität zubilligt. "Wir wollen kein Sozialticket light", sagt Peter Erlanson, sozialpolitischer Sprecher der Linksfraktion - die derzeitige Regelung sei "Bullshit".

2010 wurden insgesamt 74.700 Stadttickets verkauft, im laufenden Jahr sind es 117.200. Für das kommende Jahr rechnet Rot-Grün mit rund 130.000 verkauften Karten. Schließlich ist die Nachfrage zuletzt erheblich gestiegen: Seit September liegt die Zahl der verkauften Sozialtickets jeweils konstant im fünfstelligen Bereich. Das ist mehr als in jedem Monat des Vorjahres. Zum Vergleich: Im Januar vergangenen Jahres konnten nicht einmal 3.000 der vergünstigten Monatskarten abgesetzt werden, im Januar dieses Jahres waren es schon knapp 8.000. Schätzungen vor Einführung des Sozialtickets gingen allerdings von durchschnittlich mehr als 18.000 verkauften Karten pro Monat aus - bei etwa 85.000 Anspruchsberechtigten.

Eine Marktforschungsstudie vom August kam zu dem Ergebnis, dass gut zwei Drittel aller NutzerInnen zuvor bereits Zeitkarten gekauft hatten, in der Regel das normale Monatsticket. Nur jeder zehnte Käufer des Stadttickets war Neukunde. Und: Nur fünf Prozent der befragten NutzerInnen fanden das Angebot "zu teuer", so die Senatsvorlage. In der Regel sei laut Untersuchung die mangelnde Bekanntheit das Problem gewesen.

Für das laufende Jahr geht die BSAG von "Mindereinnahmen" von 1,6 Millionen Euro aus, von denen sie knapp ein Drittel selbst tragen muss, der Rest kommt in unterschiedlicher Höhe vom Verkehrs-, dem Sozial- sowie dem Finanzressort. Für 2012 werde mit einem rechnerischen Fehlbetrag von zwei Millionen Euro kalkuliert, auch für das Folgejahr ist diese Summe im Haushalt verplant. Im Sommer 2013 soll dann erneut ein Erfahrungsbericht eingeholt werden, bevor über die weitere Zukunft des Stadttickets verhandelt und entschieden wird.

SPD und Grüne im Parlament haben den Senat in der vergangenen Woche aufgefordert zu prüfen, ob das Stadtticket nicht auch direkt vom Jobcenter ausgegeben werden könne. Außerdem forderten sie mehr Werbung und verbesserte Konditionen für das Angebot: Dazu gehört ein Wegfall des Nachtlinienzuschlags, verbesserte Mitnahmemöglichkeiten sowie eine Ausweitung der möglichen NutzerInnnen auf Menschen mit einem Einkommen unterhalb der Pfändungsgrenze.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.