Sozialproteste in Chile: UN entsendet Sondermission
Seit einer Woche protestieren die Chilenen gegen die Regierung, 18 Menschen starben dabei. Die UN will nun Menschenrechtsverletzungen prüfen.
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Bachelet hatte sich bereits am Montag von den Unruhen „zutiefst betroffen“ gezeigt. Sie forderte „unabhängige, unparteiische und transparente Untersuchungen“ zu „beunruhigenden Anschuldigungen über den übermäßigen Einsatz von Gewalt durch die Sicherheitskräfte und die Armee“.
Ungeachtet der angekündigten Sozialmaßnahmen von Präsident Sebastián Piñera hielten die Proteste in Chile in den vergangenen Tagen an. In der Hauptstadt Santiago de Chile und in weiteren Städten gingen am Mittwoch erneut tausende Menschen auf die Straße.
An einem zentralen Platz der Hauptstadt lieferten sich Demonstranten Auseinandersetzungen mit Sicherheitskräften, in der Hafenstadt Valparaíso kam es zu Plünderungen. Außerdem hatten Gewerkschaften und Sozialverbände zu einem zweitägigen Generalstreik aufgerufen.
2.400 Menschen festgenommen
Am Donnerstag beruhigte sich die Lage in der Hauptstadt zum ersten Mal seit Beginn der Proteste. Drei der sieben U-Bahn-Linien fuhren wieder und Supermärkte, die zuvor geschlossen waren, öffneten wieder.
Nach offiziellen Angaben wurden bei den Protesten bisher mindestens 18 Menschen getötet, darunter ein vierjähriges Kind. 535 weitere Menschen wurden verletzt. Rund 2.400 Menschen seien festgenommen worden.
Die gewaltsamen Protestaktionen hatten am Freitag begonnen und sich zunächst gegen den Anstieg der Ticketpreise im öffentlichen Nahverkehr gerichtet. Sie weiteten sich jedoch innerhalb kurzer Zeit zu einem Protest gegen soziale und wirtschaftliche Probleme aus. Hintergrund ist die tiefe Kluft zwischen Arm und Reich in dem südamerikanischen Land.
Die 68-jährige Sozialdemokratin Bachelet war zwei Mal chilenische Präsidentin – von 2006 bis 2010 und von 2014 bis 2018. Zwischen ihren beiden Amtszeiten war sie Leiterin von UN Women, der neu gegründeten UN-Organisation für die Gleichberechtigung von Frauen.
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