Sozialpolitik in Deutschland: Nahles für Hartz-Korrekturen
SPD-Chefin Andrea Nahles schlägt vor, Sanktionen für jüngere Hartz-IV-Empfänger abzuschaffen. Die Union ist aber dagegen.

Unionsfraktionsvize Hermann Gröhe (CDU) wies den Vorstoß umgehend zurück. Gerade bei jungen Arbeitslosen müsse es die Möglichkeit geben, „bei Verweigerung auch Leistungen zu kürzen“, sagte er den am Sonntag erscheinenden Funke-Blättern. Ansonsten stünden deren Mitwirkungspflichten „nur auf dem Papier“. Verletzungen der Mitwirkungspflicht liegen vor, wenn ein Hartz-IV-Empfänger beispielsweise keine ausreichenden eigenen Bewerbungen um einen Job nachweist oder eine Fördermaßnahme grundlos abbricht.
Eine komplette Abschaffung aller Hartz-IV-Sanktionen forderten erneut der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und die Linkspartei. Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch sagte: „Die Sanktionen müssen für alle weg, Hartz IV muss weg.“
Bisher sehen die Regelungen vor, dass bei Empfängern des Arbeitslosengeldes II im Alter von unter 25 Jahren bereits beim ersten Verstoß gegen Mitwirkungspflichten der komplette Regelsatz gestrichen werden kann, mit Ausnahme der Mietkosten. Die gesamte Leistung inklusive der Mietkosten kann schon beim zweiten Verstoß versagt werden. Bei älteren Hartz-IV-EmpfängerInnen hingegen werden bei einer ersten Pflichtverletzung nur 30 Prozent vom Regelsatz abgezogen, erst beim dritten Verstoß kann die gesamte Leistung inklusive der Wohnkosten gestrichen werden.
Bei drei Viertel der Sanktionen handelt es sich allerdings um Meldeversäumnisse, das heißt, jemand kam nicht zu einem festgelegten Termin. Dafür kann die Leistung vorübergehend um 10 Prozent gemindert werden. Die komplette Leistung wurde im Jahresdurchschnitt 2017 nur bei 7.228 Personen gestrichen, das sind 0,2 Prozent aller erwerbsfähigen Leistungsberechtigten. (mit epd)
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Alles zur Bundestagswahl
Lindner und die FDP verabschieden sich aus der Politik
Wahlsieg der Union
Kann Merz auch Antifa?
Der Jahrestag der Ukraine-Invasion
Warum Russland verlieren wird
FDP bei der Bundestagswahl
Lindner kündigt Rückzug an
Wahlergebnis der AfD
Höchstes Ergebnis für extrem Rechte seit 1945
Wahlniederlage von Olaf Scholz
Kein sozialdemokratisches Wunder