Sonntag-Ticker Castor-Protest Teil II: Ruhe an den Gleisen
Von der Blockade in Harlingen und dem Ende des Schotterns. Der Live-Ticker vom Sonntagabend im Wendland.
23.50 Uhr: Ruhe an den Gleisen
Auf den besetzten Gleisen und Straßen vor Dannenberg und Gorleben ist es ruhig geworden. Die Verpflegung ist gut organisiert. Fast alle bleiben die Nacht über, schlafen auf Strohkissen oder Decken. Die Polizeigewerkschaften wollen den Castor-Zug nicht vor Montagmorgen im Hellen weiterfahren lassen. Eine offizielle Bestätigung fehlt aber.
Bis kurz vor Mitternacht sind weiter viele Menschen aus der Ortschaft Harlingen zu den Blockierern geströmt. Fast alle haben Verpflegung dabei. Viele Atomgegner haben im Wald rund um die Schiene Holz gesammelt und entlang des Bahndamms Feuer entzündet. Die Polizei erleuchtet die Szenerie mit Flutlichtern.
Der Live-Ticker auf taz.de wurde inzwischen eine halbe Million Mal angeklickt, um sich aktuell über die Proteste und die Polizeiaktionen im Wendland zu informieren. Das hat uns Redakteure sehr gefreut, nur der Server hatte nicht so richtig Spaß daran und ließ uns einige Mal im Stich. Unsere Webmaster sitzen zur Stunde noch an einer Problemlösung für Montagmorgen, wenn wir wieder in voller Reporterstärke vom Castor-Transport berichten werden. Die Nacht über werden wir in unregelmäßigen Abständen den Ticker aktualisieren.
23.40 Uhr: Harms und BI fordern gewaltfreie Räumung
Rebecca Harms und die Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg haben von der Einsatzleitung der Polizei eine gewaltfreie Räumung der Gleise gefordert. Da dies in der Nacht nicht möglich sei, sollte bis zum Morgengrauen darauf verzichtet werden. Auch zum Schutz der übermüdeten Polizisten. Die Einsatzleitung hat die persönlich überbrachte Forderung aufgenommen, sich aber nicht dazu geäußert, ob sie umgesetzt werden wird.
Thomas Jungfer von der Deutschen Polizeigewerkschaft bestätigte gegenüber der taz, dass viele Polizisten schon länger als 24 Stunden im Einsatz seien und der Austausch mit neuen Kräften aus logistischen Gründen kaum möglich wäre. Hinzu komme die schlechte Verpflegungslage der Beamten. Jetzt müsse dafür erstmal eine Lösung gefunden werden, die er aber noch nicht parat habe.
23 Uhr: Blockierer werden weiter versorgt
Harlingen, Km 188: Von der Volksküche auf der Essowiese bei Dannenberg haben es mehrere Fahrzeuge mit Verpflegung und Decken bis zu den Schienen geschafft, obwohl die Polizei die Blockierer umstellt hat. Die Teilnehmer auf den Gleisen werden über eine lange Menschenkette durch den Wald mit Strohsäcken, heißem Essen, Getränken und warmen Decken versorgt. Das hellt die Stimmung sichtlich auf. Viele Menschen schlafen aber schon dick eingemummelt im Gleisbett, die meisten schützen sich zusätzlich mit Rettungsdecken. Noch immer kommen treffen neue Blockierer ein. (taz)
22.30 Uhr: Vokü bittet um Spenden
Die Volksküche (VoKü) braucht dringend Lebensmittelspenden für die Versorgung der Blockierer. Alles was leicht genung ist, um über die Absperrungen geworfen zu werden, ist besonders willkommen. Bitte alle Spenden an der Essowiese in Dannenberg abgeben. Auch die Volksküche in Harlingen bittet dringend um Gas, Decken, Thermoskannen, heißes Essen und Wasserkanister. (taz)
22.08 Uhr: Polizeigewerkschaft bestätigt Zugstopp
Der Castor-Transport mit Atommüll ist nach Angaben der Polizeigewerkschaften bis mindestens Montagmorgen lahmgelegt, weil die Gleise blockiert und die Polizisten am Ende ihrer Kräfte sind. Der Zug wurde im wendländischen Dahlenburg mit Stacheldraht eingezäunt, sagte der Vorsitzende der Deutschen Polizei-Gewerkschaft, Rainer Wendt, am Sonntagabend der Nachrichtenagentur dpa weiter. Am Montag um 9 Uhr gebe es eine Einsatzbesprechung über das weitere Vorgehen. Auch die Gewerkschaft der Polizei bestätigte der dpa den Castor-Stopp. Eine offizielle Bestätigung gab es zunächst nicht. (dpa)
22 Uhr: Genug Brennholz
Harlingen. Im Wald ist die Stimmung weiter gut, man bereitet sich auf das Übernachten vor. Man hat Glück, dass die Blockade im Wald ist - so gibt es zumindest an Brennholz keinen Mangel. Auch die Verpflegungssituation im Bezug auf Essen ist mittlerweile gut. Die Polizei wirkt fast etwas neidisch beim Anblick der Volksküchen. (taz)
21.50 Uhr: "Wir sind unräumbar"
Xtausendmal quer erklärt, dass auf der Bahnstrecke ab Bahnkilometer 188 mehr als 3000 Menschen direkt auf der Schiene sitzen.
Jens Maggerl von Widersetzen sagte dazu: "Wir sind unräumbar! Die Blockade kann und darf nicht während der Dunkelheit geräumt werden. Rechts und links der Schiene gibt es steile Hänge, die Polizei kriegt die BlockiererInnen dort nicht hoch. Jetzt muss die Polizei
besonnen bleiben! Die Politik trägt die Verantwortung für diese Situation und muss den Castor zurück fahren lassen. Der Castor kann heute Nacht nicht weiter rollen. Die Bundesregierung kann diese Atompolitik überhaupt nicht weiter treiben!" (Pressemitteilung)
21.46 Uhr: Gefühl der Ohnmacht
"Der Castor ist dabei nur der Vorwand, der äußere Anlass, um auf die Straße zu gehen. Dahinter kommt ein tief empfundenes Gefühl der Ohnmacht zum Ausdruck, das sich mit einem abgrundtiefen Misstrauen gegen die Politik und einer kaum mehr zu behebenden Sprachlosigkeit zwischen Regierenden und Regierten paart. 61 Prozent der Bundesbürger lehnen die schwarz-gelbe Atompolitik ab, eine Mehrheit der Bevölkerung glaubt, dass Merke und Co ausschließlich die Interessen der Atomkonzerne bedienen." (Badische Neueste Nachrichten)
21.43 Uhr Röttgen sieht Zusammenhang nicht
Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) sieht laut der Agentur dapd die Endlagerung hochradioaktiver Abfälle "völlig unabhängig von der Frage der Laufzeitverlängerung" der deutschen Kernkraftwerke. Seit über 40 Jahren werde in Deutschland Kernenergie genutzt und daraus Strom erzeugt. "Und daraus fallen Abfälle an aus der Vergangenheit und darum haben wir eine Verpflichtung aus vorangegangenem Tun", sagte Röttgen am Sonntagabend in der ARD-Sendung "Bericht aus Berlin".
Röttgen sagte weiter, er könne die Proteste im Wendland gegen den Castor-Atommülltransport zur bis zu einer bestimmten Grenze verstehen. "Wir haben das Recht jedes Bürgers zu demonstrieren für die Zwecke, die er für richtig hält, aber für Gewalttätigkeiten als Mittel der politischen Auseinandersetzung habe ich in der Tat kein Verständnis", fügte der Minister hinzu. (dapd)
21.33 Uhr: Polizei bestätigt Einzäunung des Zugs
Polizei-Pressestelle bestätigt, dass der Zug in Dahlenburg steht und dort mit Stacheldraht gesichert wird. Daraus lasse sich jedoch nicht schließen, so ein Sprecher, dass der Zug dort über Nacht bleibe. Es sei lediglich eine zeitlich begrenzte Aktion.
Die Polizei beginnt derzeit die Blockade im Wald bei Harlingen mit einer Kette einzukreisen, um keine weiteren Leute zu den Schienen zu lassen. (taz)
21.28 Uhr: Reparatur-Zug hat Brücke überfahren
Die Räumung der Oldendorfer Brücke ist beendet und das zum Teil recht rabiat, wenn auch noch im Rahmen. Die Strecke ist derzeit frei, der Reparaturzug ist mittlerweile an der zuvor blockierten Stelle vorbeigefahren. Der Castorzug selbst ist nicht in Sicht. (taz)
21.20 Uhr: Castor-Zug außerhalb von Dahlenburg
Greenpeace meldet, dass der Castor-Zug unverändert außerhalb von Dahlenburg steht. Allerdings mit laufendem Motor.
21.12 Uhr: Ratlose Polizei?
Harlingen. Per Megafon verkündet ein Sprecher, dass die Polizei ratlos sei, wie man die Schienenblockade verhältnismäßig räumen soll. Außerdem verspricht er mehr Stroh und warmes Essen.
21.06 Uhr: Initiative "Castor schottern" zufrieden
Dannenberg. Die Initiative „Castor schottern“ hat ihre heutigen Protestaktionen als Erfolg bewertet und das Vorgehen der Polizei gegen Demonstranten als „maßlos“ bezeichnet. „3.000 bis 4.000 Menschen waren an den Schienen, viele haben trotz eines massiven Polizeiaufgebots wenigstens für kurze Zeit geschottert“, sagte die Sprecherin der Gruppe, Hanna Spiegel, am Abend vor Journalisten.
20.54 Uhr: Castor-Zug über Nacht in Dahlenburg?
Auf Twitter und vor Ort häuft sich die Nachricht, der Castor-Zug werde im Bahnhof Dahlenburg mit Nato-Stacheldraht umzäunt und dort über Nacht stehen bleiben.
Auch viele Blockierer machen sich zum Schlafen bereit. Der 17-jährige Johann hat sich fünf Pullover übereinander gezogen und ist sich sicher, die Nacht so zu überstehen. Er sagt: "Die Schule fällt morgen aus." (taz)
20.50 Uhr: Oldendorfer Brücke wird geräumt
An der blockierten Brücke bei Oldendorf werden die mittlerweile knapp 80 Leute auf den Gleisen von der Polizei weggetragen. Die Demonstranten singen dabei die ganze Zeit "Marmorstein und Eisen bricht, aber unser, unser Widerstand nicht." Die Einsatzkräfte geben an, noch nicht so lange im Einsatz zu sein, wie es von anderen Stellen bisweilen zu hören war.
Auch die Polizisten in einem der Einsatzwagen unweit der Schienenblockade bei Harlingen lesen interessiert den Live-Ticker auf taz.de, um sich zu informieren. Schöne Grüße an dieser Stelle! (taz)
20.30 Uhr: Claudia Roth unterstützt Gleisblockierer
Gleisblockade Harlingen. Rebacca Harms sagte nach ihrem Gespräch mit dem Einsatzleiter der Polizeikräfte gegenüber der taz: "Wenn die Polizei diese Zusage einhalten will und alle Menschen hier wegtragen will, dann wird sie an die Grenzen ihrer Einsatzfähigkeit kommen." Ob eine Räumung mit der derzeitigen Mannstärke überhaupt möglich ist, scheint fraglich. Inzwischen ist auch Grünen-Chefin Claudia Roth zu den Aktivisten dazugestoßen. (taz)
20.20 Uhr: Aufforderung zum Räumen bejubelt
Der SprecherInnen-Rat gibt an der Straßenblockade in Gorleben gerade bekannt, dass die Polizei räumen möchten. Die Versammlung sei offiziell aufgelöst. Dies bedeutet jedoch keinenfalls, dass eine Räumung tatsächlich bevorsteht. Das Verfahren war auch bei vergangenen Transporten üblich. Die Demonstranten haben die Aufforderung mit Jubel beantwortet und machen keine Anstalten zu gehen. In kürze gibt es einen juristischen Workshop. (taz)
20.10 Uhr: Polizei schätzt bis zu 5.000 Blockierer
Harlingen. Rebecca Harms, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Europa-Parlament, verhandelt am Rande der großen Blockade im Wald westlich von Harlingen mit dem Einsatzleiter der Polizei und versucht, ihn von der Friedlichkeit der Sitzblockierer zu überzeugen. Der Einsatzleiter kündigt an, dass die Auflösung durch Wegtragen und ohne Gewalt passieren soll, soweit alles friedlich bleibt. Wann die Räumung beginnt ist noch unklar. Die Polizei vor Ort scheint nicht genug Personal zu haben, zudem sind viele von ihnen völlig übernächtigt. Der Einsatzleiter schätzt die Zahl der Demonstranten auf 4000 bis 5000. (taz)
19.55 Uhr: Wird Castor-Transport verschoben?
Gegenüber der taz erklärt ein Polizeisprecher am Rande der Blockade in Harlingen, dass es derzeit nicht so aussehe, dass der Castor die Strecke heute noch schaffe. Die Einsatzkräfte seien absolut nicht Herr der Lage. Das könnte auch Aussagen Dritter zufolge an den Bauern liegen, die mit ihren Treckern die Zufahrtswege für den Nachschub weiter blockieren. (taz)
19.45 Uhr: Polizei mit Nachschubproblemen?
Oldendorf Brücke: Es gibt nun auch eine Schienenblockade mit Strohballen und etwa 60 Personen. Die Polizei macht zunächst nichts, hat aber auch Probleme, da die Traktoren die umliegenden Dörfer und Zufahrtsstraßen versperren. Damit könnte die Polizei ein ernstes Nachschubproblem bekommen. Aktuell sind nur etwa ein Dutzend Polizisten an den Gleisen, aber es gibt weitere auf der Brücke. Wenn diese Räumen sollten, müssten sie jedoch die Brücke den Demonstranten freigeben.
Einige der Einsatzkräfte sind zudem seit 24 Stunden auf den Beinen. Aus Seelsorger-Kreisen wird vermutet, dass der Castor über Nacht abgestellt wird, da die Einsatzkräfte ausgetauscht werden müssen. Dies sind aber bislng nur Mutmaßungen. Zudem stellt sich die Frage: Wo das passieren sollte? (taz)
19.38 Uhr: Polizei will lautere Musik
Blockade vor dem Zwischenlager Gorleben: Etwa ein Drittel der Leute haben sich auf der Straße hingelegt, weil es kalt ist und viele erschöpft sind. Für diejenigen, die in Feierlaune sind, hat der DJ eine nette Durchsage parat. Die Polizei habe ihn nämlich gebeten, die Musik lauter zu machen. Dieser Forderung ist er gerne nachgekommen. (taz)
19.33 Uhr: Polizei löst kleine Blockaden auf
Im Wald bei Harlingen sind tausende Demonstranten. An der großen Blockade brennen Feuer. Östlich davon gibt es mehrere kleine Blockaden, die jetzt von der Polizei aufgelöst werden. Die Beamten tragen einen nach dem anderen von den Gleisen. Die Blockierer gehen ein Stück weiter und setzen sich wieder auf die Schienen. Die Polizei kommt auch hier mit größeren Fahrzeuge erstmal nicht heran. (taz)
19.27 Uhr: "Frühstück auf dem Gleis"
Harlingen: Ellen, Markus, Marke, Steffi und Daniel sitzten seit elf Uhr am Morgen auf den Gleisen. Gerade haben sie ein Wurstbrot verspeist, das die Solidaritätsgemeinschaft durchgereicht hat. Die Stimmung ist super, sagt der 30-jährige Markus. Und er ist optimistisch: "Morgen früh gibt es Frühstück auf dem Gleis." (taz)
19.20 Uhr: Polizei Schwierigkeiten mit Gelände
Die Polizei bereitet nun Räumung der Sitzblockade westlich von Harlingen vor. Die Blockierer haben Lagerfeuer gemacht und sich zu Essen geholt. Die Polizei baut Scheinwerfer auf, hat aber große Probleme, da es mitten im Wald ist und sie nur schwer ihre Leute und vor allem das schwere Einsatzgerät dorthin bekommt. Deshalb wird es wohl noch einige Zeit dauern, bis tatsächlich geräumt wird. (taz)
19.10 Uhr: Bedrohliche Stimmung
Besetzte Schienen bei Harlingen: Die Polizei steht auf beiden Seiten Spalier. Die Menge schreit "Abschalten, Abschalten" in die Nacht. Die Stimmung wirkt bedrohlich. (taz)
19 Uhr: Castor steht vor Dumstorf
Xtausendmal quer meldet, der Reparatur-Zug würde bei Dumstorf vor einer Blockade stehen. Dahinter auf der Strecke der Kontrollzug, dann der eigentliche Castor-Zug. Angeblich sollen inzwischen 5.000 Demonstranten die Gleise bei Km 188 besetzen.
18.40 Uhr: Polizei will Gleise räumen
Laut einer Meldung von Xtausendmal quer hat die Polizei angekündigt, die Gleise bei Harlingen zu räumen. Die Blockaden seien jetzt ausgeleuchtet. Der Castor-Zug nähert sich weiter Dannenberg. Vor dem Zug soll ein Reparaturzug unterwegs sein, um durch das Schottern beschädigte Strecke zu reparieren.
Ein taz-Redakteur ist bei den Gleisblockieren bei Pussade - mitten im dunklen Wald. Dort ist nichts ausgeleuchtet. Die Stimmung ist leicht gespenstig, weil man nichts sehen kann außer gelegentliches Licht von Taschenlampen und man nicht weiß, wo die Polizei ist. Sie bewegt sich laut Gerüchten langsam auf die Demonstranten zu. Im weiträumigen Umfeld gibt es größere Polizeibewegungen. (taz)
18.30 Uhr: In Hitzacker noch keine Räumung
Richtung Hitzacker stehen rund 200 Polizisten an den Gleisen. An der Blockade laufen immer mal wieder vereinzelte Einsatzkräfte vorbei. Es wirkt derzeit nicht so, als stehe eine akute Räumung bevor. Die Sitzblockade ist auch noch nicht eingekesselt, weshalb eine Räumung aktuell nicht möglich ist. Derzeit ist alles frei zugänglich. Es sind überwiegend junge Leute auf den Gleisen, aber auch ältere sind dort. Einige kleine Kinder sind in Begleitung ebenfalls bei der Blockade dabei. (taz)
18.20 Uhr: "Gänsehaut-Feeling" bei Sitzblockade
Sitzblockade bei Harlingen. Es ist eine schöne Abendstimmung. Die Blockade findet in einem kleinem Tal statt, das komplett besetzt ist. Die Volksküche ist mittlerweile auch hier angekommen. Es gibt mehrere Lagerfeuer und es herrscht "Gänsehaut-Feeling".
Auf den Gleisen sind viele Menschen unterwegs. Wegen der Dunkelheit ist es schwer zu sagen, wie viele Personen es sind. Es gibt einen steten Strom zwischen Ort und Blockade. Einige waren in die Camps zurückgegangen, um ihre Schlafsachen zu holen und kehren gerade zurück. (taz)
18.10 Uhr: Videobeweis zu Polizeigewalt
Auf der Internetplattform youtube.com ist ein Video eingestellt worden, das einen Polizisten zeigt, der einen am Boden liegenden Demonstranten mehrfach ins Gesicht schlägt, weil er den Schienenstrang nicht loslassen will.
18.05 Uhr: Gleisblockierer vor Räumung
Am Ortseingang Harlingen kommt es zu massiven Bewegungen von EInsatzkräften der Polizei. Sie ziehen Richtung der besetzten Gleise. Dabei sind auch Wasserwerfer und Krankenwagen. (taz)
18 Uhr: Blockade an der Brücke Oldendorf
In der Nähe des Ortes Oldendorf an der Göhrde haben Demonstranten eine Straßenblockade errichtet, um die Polizeiarbeiten zu behindern. Etwa 40 bis 50 Leute blockieren die Zufahrt zur Brücke der B 216 über die Zugstrecke, die der Castor nehmen muss, haben Stroh ausgeschüttet und sich darauf gesetzt. Die Brücke selbst wird jedoch von der Polizei kontroliert. Die Demonstranten singen "Wehrt euch, leistet Widerstand". An beiden Seiten staut sich der Verkehr. Die Polizei berät, was sie tun soll. (taz)
17.55 Uhr: "Abschalten"
Straßenblockade bei Gorleben: Es hat sich ein Musikwagen aufgebaut, viele Leute tanzen, auch um sich warm zu halten. Mittlerweile ist es deutlich kälter geworden, man sieht den eigenen Atem. Es sieht so aus, als würden weitere Leute dazu kommen. Als die Musik eine Pause einlegt, stimmen die Demonstranten Sprechchöre an. Immer wieder rufen sie "Abschalten!" (taz)
17.50 Uhr: Essen für die Sitzblockade
Im Ort Harlingen ist die Stimmung gut, gerade ist eine Art Volksfest zu Ende gegangen. Große Töpfe mit Essen werden zur Sitzblockade gebracht. Im Ort hört man Elektromusik, die von der Sitzblockade auf der Strecke zu kommen scheint.
In Harlingen selbst ist vereinzelt Polizei unterwegs, die jedoch entspant wirken. An einigen Stellen haben Einwohner Feuerschalen herausgestellt, auch Sitzmöbel stehen draußen. Es gibt ein stetiges Kommen und Gehen. In dem kleinem Ort gibt es viele Autos mit Dannenberger Kennzeichen. (taz)
17.40 Uhr: Gleise bei Wendisch Evern besetzt
Bei Twitter wird gemeldet, dass 200 Menschen bei Wendisch Evern, südöstlich von Lüneburg, auf den Gleisen unterwegs sind.
17.15 Uhr: Castor hat Lüneburg verlassen
Jetzt ist es offiziell: Der Castor-Transport hat sich laut der Agentur dpa auf die letzte Etappe ins niedersächsische Wendland gemacht. Am späten Sonntagnachmittag verließ der Zug mit den elf Atommüll-Behältern den Lüneburger Bahnhof und fuhr nach etwa einstündigen Rangierarbeiten in Richtung Dannenberg weiter. Dort war am Abend die Umladung der Castoren auf Lastwagen geplant, die sie ins 20 Kilometer entfernte Zwischenlager Gorleben bringen sollten.
Der Transport lag beim Verlassen Lüneburgs nach Angaben von Greenpeace bereits mehr als elf Stunden hinter dem ursprünglichen Zeitplan zurück. Kernkraft-Gegner hatten den Zug nördlich von Celle ein weiteres Mal mit einer Gleisblockade aufgehalten. Zuvor hatten schon Proteste in Frankreich und Hessen für Verspätungen gesorgt. (dpa)
Laut Fahrplan und ohne Blockaden wäre er gegen 20 Uhr in Dannenberg.
17.10 Uhr: Schotter-Teams zurück im Camp Köhlingen
Alle Schotter-Teams sind zurückgekehrt. Die Leute essen und wärmen sich an Feuertonnen. Der Berliner Schotterer Jens Friedrich sagt: "Wir haben gezeigt, dass es möglich ist, bis zu den Gleisen zu kommen. Jetzt müssen wir beim nächsten Mal nur mehr sein."
Bei Grünhagen/Harlingen sind laut Xtausendmal quer 2.000 Leute auf den Schienen. Über Twitter werden 5.000 gemeldet. Um 17 Uhr wurde die Versammlung von der Polizei per Lautsprecheransage "formal aufgelöst". Die Demonstranten bleiben jedoch trotz der Aufforderung zu gehen weiter auf der Schiene. Die Polizei ist massiv präsent.
17 Uhr: HNA: "Das war erst der Anfang"
"31 Jahre, nachdem der niedersächsische Ministerpräsident Ernst Albrecht (CDU) seine Atomendlager-Pläne für Gorleben als "politisch nicht durchsetzbar" aufgeben musste, hat sich die Stimmung im Land gegen die Atomkraft eher noch gefestigt. Eine Frage solchen Kalibers wieder aufzureißen - dafür braucht es mehr als knappe Mehrheiten; es braucht einen breiten gesellschaftlichen Konsens. Der aber fehlt. Die Anti-Atomkraftbewegung wird ihre volle politische Wirkung erst noch entfalten. Die Proteste am Sonntag waren nur der Anfang." Zitat aus der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen Zeitung (HNA).
16.54 Uhr: Blockade Gorleben bereitet sich auf Nacht vor
An der Blockade vor dem Zwischenlager in Gorleben bereiten sich die Leute gerade auf die Nacht vor, decken sich mit silbernen und goldenen Wärmedecken sowie Stroh ein. Es wird langsam kälter und es ist leicht feucht. Die Volksküchen sind aufgebaut. Es gibt Brot mit Kichererbsen und Gemüseaufstrich, sowie eine Gemüsesuppe, die die Aktivisten gegen eine kleine Spende anbieten. Eine Band spielt Rock-Musik. Es sind etwa 1.500 Leute vor Ort, weitere kommen ständig hinzu. Entlang der Blockade stehen bislang nur vereinzelt Polizisten herum, teilweise mit Pferden.
16.50 Uhr: Schotterer lassen Polizisten heim
Camp Metzingen. Die rund 1.000 Schotterer, die sich am frühen Morgen aus dem Camp in Richtung Schiene auf den Weg gemacht haben, sind nach ihrer rund neunstündigen Aktion wieder in das Camp zurückgekehrt. Auf einer Deligiertenkonferenz soll nun das weitere Vorgehen beraten werden.
Auch die Polizeikräfte aus Hessen und NRW, die ihnen gefolgt waren, ziehen ab. Auf dem Rückweg sind sich beide Gruppen begegnet. Einige Demonstranten versuchten eine kleine Sitzblokade bei Harlingen, mit der Sie die Polizei blockieren wollten. Die Polizisten baten sie, den Weg frei zu machen: Sie seien bereits 25 Stunden im Einsatz und wollten nur noch heim: "Das wollt ihr doch auch." Daraufhin gaben die Demonstranten die Straße wieder frei. (taz)
16.40 Uhr: Polizeigewerkschaft spricht von neuer Gewaltstufe
Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Konrad Freiberg, hat angesichts der Proteste gegen den Castor-Transport nach Gorleben von einer "neuen Stufe der Gewalt" gesprochen. Es sei kaum zu begreifen, dass Menschen Polizeifahrzeuge anzündeten, während die Beamten noch darin säßen, sagte Freiberg der Rheinischen Post vom Montag. "Das muss geplant und vorbereitet worden sein." Damit würden sich die Befürchtungen, dass "linksextremistische Kreise" Proteste gegen den Castor-Transport zunehmend für ihre Zwecke missbrauchten, bewahrheiten. (afp)
+++ Zum Sonntags-Ticker Teil 1 +++
Die anderen Ticker:
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Zum Live-Ticker:
Der Live-Ticker der taz wird während der gesamten Proteste im Wendland rund um die Uhr berichten. Vor Ort sind 12 Reporter:
Jörn Alexander, Kai von Appen, Felix Dachsel, Christian Jakob, Martin Kaul, Malte Kreutzfeldt, Konrad Litschko, Reimar Paul, Julia Seeliger, Luise Strothmann und Peter Unfried. Zusätzlich von der Südblockade in der Pfalz berichtet Klaus-Peter Klingelschmitt.
In der Online-Redaktion: Matthias Urbach, Frauke Böge, Carl Ziegner, Thomas Schmid, Andreas Grieß, Claudia Krieg
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