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Songwriter Billy Bragg über Occupy„Ein Haufen verfickter Hippies“

Mit Gitarre und Stimme wurde Billy Bragg zur Ikone des linken Protests. Jetzt spricht er über die Schwächen der Occupy-Bewegung und den Reiz Ostberlins.

Billy Bragg singt seit Jahren über linke Themen. Manchmal fühlt er sich jetzt fast wie ein Opa, der den Jungen vom Krieg erzählt. Bild: AP

Mit Gitarre und Stimme kämpfte der britische Liedermacher Billy Bragg gegen Apartheid in Südafrika, gegen den Marktliberalismus der britischen Premierministerin Maggie Thatcher, er griff die britische Monarchie an und George W. Bush.

Aber ausgerechnet für die weltweite Occupy-Bewegung – für viele die hoffnungsvollste Protestbewegung seit langem – hat Bragg kein gutes Wort übrig: „Occupy ist ein Haufen verfickter Hippies“, sagt er in der aktuellen sonntaz. Zwar sei Occupy der Versuch, „neue Antworten auf eine sich verändernde Welt zu finden“, aber Bragg geht das zu zäh. Und die Hippies seien nun mal „die Typen, die alles verbockt haben“.

Trotzdem ist Bragg im November 2011 beim Occupy-Camp in London aufgetreten und hat, auf Wunsch der Organisatoren, die „Internationale“ gesungen und unterstützt die Bewegung mit Liedern für deren Plattenlabel.

Dass „diese jungen Leute“ auf das alte Kampflied der sozialistischen Arbeiterbewegung stehen, hat Bragg gewundert: „Wir brauchen linke Ideen und Konzepte, die nicht vom Stalinismus diskreditiert sind. Ideen, die aus dem Schatten des Totalitarismus treten.“

Bepackt mit Teppichen

Bild: taz
sonntaz

Das komplette sonntaz-Gespräch, eine Geschichte über die Morde in einer kolumbianischen Nestlé-Fabrik und viele andere spannende Texte lesen Sie in der sonntaz vom 2./3. Juni 2012. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im Wochenendabo. Und für Fans und Freunde: //:facebook.com/sonntaz

Die junge Generation solle sich von alten Spießern wie ihm lösen, und die Alten müssten akzeptieren, „dass die alten Tanzschritte nicht mehr aktuell sind“, sagt Bragg im sonntaz-Gespräch.

Bei ihm selbst habe eine Tour durch die späte DDR einiges gerade gerückt. Er sei froh, dass er 1986 bei Konzerten in Leipzig, Dresden, Neubrandenburg und Hoyerswerda „die ostdeutsche Realität“ habe sehen können. Seitdem sei ihm klar, dass „eine Gesellschaft, die sich auf eine Ideologie stützt, nicht funktionieren kann“. Es müsse „etwas Tieferes, Grundsätzlicheres geben. Ein Dogma reicht nicht“.

Überhaupt - Bragg und die DDR: Mitte der Achtziger war er erstmals auf Einladung der Regierung Gast beim „Festival des politischen Liedes“, einer der größten Musikveranstaltungen der DDR, organisiert von der Freien Deutschen Jugend, der FDJ. Lustig sei es gewesen, vor allem, wenn man im Hotel Unter den Linden einquartiert war, also dort, wo heute an der Ecke Unter den Linden/Friedrichstraße ein gesichtsloser Bürobau mit Shops im Erdgeschoss steht.

Auch nachts um zwei sei die Lobby voller Touristen aus der Sowjetunion gewesen, die schwer bepackt mit Teppichen, Fernsehern und riesigen Taschen auf den Heimflug warteten. „Ostberlin war das Paris des Ostblocks“, sagt Bragg ­ eine Stadt „mit eigenem Charakter“, in der es heute so aussehe wie im Rest der Welt.

Warum er bei seinem zweiten Besuch beim „Festival des politischen Liedes“ aus der DDR geschmissen wurde, weshalb Linke irren, die den Fall der Mauer bedauerten, und wieso er auch heute noch als Jugendlicher lieber die Gitarre zur Hand nehmen würde als zu bloggen, erzählt Bragg im Gespräch in der aktuellen sonntaz. Am Kiosk, eKiosk und im Wochenendabo. Für Fans und Freunde: facebook.com/sonntaz

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5 Kommentare

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  • K
    kuec

    Vielen Dank an die taz für das Interview! Wo bitte ist in Deutschland ein politisch engagierter Folk-Punker, der auch nur annähernd so viel Respekt bekommt? Auch wenn ich Billy Bragg nicht in allen Punkten zustimme, finde ich interessant, was er zu den Verhältnissen in Berlin und sonstwo von heute sagt. Ich hätte ihm aber noch mehr musikalische Fragen gestellt.

  • R
    routier

    Kein Wunder, dass bei dem Bullshit der hier geschrieben wird, kein Kommentar abgegeben wird.

    ciao

  • Y
    yberg

    ohjeohje

     

    auf krawall gebürstet der gute

     

    unter " verfickten hippies " kann ich mir nix vorstellen.

     

    meint er etwa " schmuddelig " oder " verkommen "

     

    na ja,hauptsache ideologiefrei

  • R
    ruhrgeorg

    Wen interessiert eigentlich, was jemand, der in den 80er und 90er jahren einen gewissen Bekanntheitsgrad hatte, was er jetzt von der Occupybewegung hält?

     

    Ich jedenfalls kann mich an keinen Song von Billy Bragg erinnern, der mich nachhaltig in meiner politischen Meinungsbildung beeinflusst hat.

  • K
    kratzbuerste

    Billy Bragg ist ein unerhört toller "performer". mitte der 80er jahre durfte ich ihn in concert erleben - unforgetable! nie wieder sah und hörte ich jemanden, der allein mit seiner stimme und klampfe einen solchen sprachlos machenden zauber entfalten konnte. schön, dass er sich treu geblieben ist, ohne schere im kopf.