Songkritik zu Diekmanns Rap-Debüt: Er raucht dich auf Lunge
Dissen ist Macht – MC Kai Diekmann kontert auf Bushidos Beleidigung in „Kommt Zeit, kommt Rat“ mit starken Punchlines aus Kreuzberg.
Düstere Beats ziehen in die Welt des Master of Ceremony Diekmann. Aus dem goldenen Medienpalast überblickt er seine Hood Kreuzberg. Der King der Skandale ist back, multimedialer denn je. Keine Frage: Er ist hier der „Boss“. Gegen „Wochendgangster“ weiß sich der scharfzüngige Fünzigjährige zu helfen. Hatte er es schon mit ganz anderen zu tun, seit er vor vierzehn Jahren den Bild-Thron im Springer-Haus bestieg.
In seinem Debüt muss der „Aggro-Berliner“ Bushido dran glauben. Wenn er sich auch mit Kai anlegt und ihn als Huso auf seinem neuen Album „Carlo Cokxx Nutten 3“ (CCN3) disst. Rhythmisch holprig rappt Kai in seinem Zwölfzeiler gegen den Chabo mit sprachgewaltigen Schätzchen aus seiner Waffenkammer an.
Empfohlener externer Inhalt
#KaiOneLeaks
Seine Punchlines bastelt er aus Double Rhymes und Wortneuschöpfungen: „Wochendgangster hüte Deine Zunge // Du und Deine Chabos ich rauche Euch auf Lunge“. Kai kann ihn trotz des Erfolgs von CCN3 nicht ernst nehmen. „Nachts, wenn Du träumst, bist Du King im Ghetto // Zehlendorf-Homie mehr hast du nicht in petto?“
Veröffentlich wurde MC Diekmanns alias KaiOnes Debüt am 16. März 2015 auf Noisey Leaks, Vice.
Der Sprechgesang in „Kinderzimmer Production“-Manier produziert, macht den Namen zum Programm. Er erinnert an pubertäre „Westberlin-Maskulin“-Songs Ende der 90er, die sich auf YouTube finden lassen. Mit Provokation kennt Kai sich aus. Wie wäre es also mit einem Trio? Neben dem jungen King Kool Savas und Taktloss gibt der neuerdings glatt rasierte Medienstar mit seinem Einminüter eine passable Figur ab.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Grünen-Abgeordneter über seinen Rückzug
„Jede Lockerheit ist verloren, und das ist ein Problem“
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Das Weihnachten danach
Die Wahrheit
Glückliches Jahr
Historiker Traverso über den 7. Oktober
„Ich bin von Deutschland sehr enttäuscht“
Elon Musk greift Wikipedia an
Zu viel der Fakten