Soli oder Steuererhöhung: „Eine Mogelpackung“
Führende Unionspolitiker sprechen sich dagegen aus, den „Soli“ als normale Steuer weiterzuführen. Der Steuerzahlerbund fordert das „Aus“ für den Beitrag.
BERLIN dpa | In der Union gibt es starken Widerstand gegen den rot-grünen Vorstoß, den Solidaritätszuschlag in die Einkommensteuer zu integrieren. „Dieser Vorschlag ist nicht zielführend, und den können wir nicht mitmachen“, sagte Unionsfraktionschef Volker Kauder am Dienstag im ZDF-Morgenmagazin. Der Vorstoß finde auch nicht die Unterstützung von Kanzlerin Angela Merkel und CSU-Chef Horst Seehofer, sagte der CDU-Politiker.
Kauder kritisierte, dass der Vorschlag einer Steuererhöhung gleichkomme. „Die Einreihung des Soli in die normale Steuer würde zu einer Steuererhöhung führen. Das machen wir nicht.“
Die Regelung würde außerdem dazu führen, dass die neuen Bundesländer auf Dauer schlechter behandelt würden, weil sie eine geringere Steuerkraft hätten als die alten Länder. Zudem würden dann die bislang allein an den Bund gehenden Einnahmen aus dem Solidaritätszuschlag zu über 50 Prozent an die Länder fließen.
Auch Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) betonte im rbb-Inforadio, der Zuschlag dürfe kein Mittel sein, um allgemeine Lücken im Bundeshaushalt oder in Länderhaushalten zu stopfen.
Eine ersatzlose Streichung des Solidaritätszuschlags fordert der Bund der Steuerzahler. Verbandspräsident Reiner Holznagel erteilte einem rot-grünen Vorschlag, den „Soli“ künftig in die Einkommensteuer zu integrieren, eine Absage. „Es wäre eine Mogelpackung, die Bürger beim Soli zu entlasten und dann über die Einkommen- und Körperschaftsteuer wieder zuzuschlagen“, sagte Holznagel der Neuen Osnabrücker Zeitung.
„Damit würde die Ergänzungsabgabe dauerhafter Bestandteil des Steuertarifs.“ Auch die Umwidmung der Abgabe in einen „Westsoli“ lehne er ab, so Holznagel. „Es ist Zeit, aus dem Soli auszusteigen.“
Der Verbandpräsident begründete seine Haltung mit der finanziellen Lage des Bundes. „Der Staat schwimmt im Geld.“ Ihn ärgere es auch, dass „"die Politik den Solidaritätszuschlag immer als Hilfe für den Aufbau Ost“ verkaufe. "Nur die Hälfte der Soli-Einnahmen gibt der Bund aktuell über den Solidarpakt an die neuen Länder weiter."
Steuererhöhungen nicht nötig
Ganz anders sehen die Reaktionen von Landespolitikern aus. Der nordrhein-westfälische CDU-Landeschef und CDU-Bundesvize Armin Laschet plädierte für eine Fortschreibung des „Soli“ ohne die bisherige Regionalbegrenzung. Eine Steuererhöhung sei aber das falsche Signal – „und angesichts der Einnahmen des Bundes derzeit sind Steuererhöhungen auch nicht nötig“, sagte Laschet im Deutschlandfunk.
Um zu verhindern, dass die Abgabe im allgemeinen Haushalt versande, solle sie für eine bestimmte Zeit „mit klaren Prioritäten und mit klarer Zweckbindung“ fortgeführt werden.
Die Ministerpräsidenten von SPD und Grünen hatten sich bei einem Treffen am Sonntag darauf verständigt, dass der Solidaritätszuschlag ab 2020 in die Einkommens- und Körperschaftssteuer integriert und damit auch Ländern und Kommunen im Westen Deutschlands zugutekommen soll.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Pro und Contra Letzte Generation
Ist die Letzte Generation gescheitert?
Elon Musk torpediert Haushaltseinigung
Schützt die Demokratien vor den Superreichen!
Die Linke im Bundestagswahlkampf
Kleine Partei, großer Anspruch
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Studie zum Tempolimit
Es könnte so einfach sein
Fragestunde mit Wladimir Putin
Ein Krieg aus Langeweile?