Solarpanele auf den Masten: Hightech auf dem Traditionssegler
Sie ist ein Prototyp: In Kiel wird der Zweimaster „Freedom“ mit Solarenergie versorgt. Die kann das Bistroschiff gut gebrauchen.
Auch Segelschiffe brauchen Strom, wenn sie wie die „Freedom“ im Hafen liegen. Und wenn sie Gastronomie an Bord haben, erst recht. Meistens wird dieser Strom von Dieselaggregaten auf dem Schiff erzeugt, oder er wird mit einem Kabel aus einer Landstromanlage geholt. Die Selbstversorgung mit Solarenergie ist die bessere Alternative.
An Deck der „Freedom“ zeigen Jens Broschell und Lasse Hochfeldt, wie die Anlage montiert wird: Broschell hält ein Seil, um die Solarmodule am Mast hochzuziehen, Hochfeldt richtet die Platten zur Sonne aus. Ihre Zusammenarbeit hat das Projekt „Smarter Traditionssegler“ erst ermöglicht: Broschell hat das „Freedom Kultur- und Schiffskollektiv“ mitgegründet, das den Gaffelschoner betreibt. Hochfeldt ist Gründer und Geschäftsführer der Kieler Firma „Flin Solar“, die Photovoltaiksysteme für Boote entwickelt.
Eine Solaranlage für die „Freedom“ zu entwickeln, war nicht leicht. Doch mit rund 24.000 Euro aus einem Förderprogramm gelang es Hochfeldt und seinem Team, sein bereits patentiertes System von Solarmastanlagen für Jachten und Sportboote so umzuwandeln, dass es auch auf die dickeren und anders konstruierten Masten eines klassischen Seglers passt.
Der Trick besteht in Halbringen aus Kunststoff, die mit einem Hightechkabel um den Mast befestigt werden. Daran lässt sich die bewegliche Solaranlage aufziehen. „Sieht simpel aus“, gibt Hochfeldt zu. Es habe aber mehrere Prototypen gebraucht, um das scheinbar so einfache Ergebnis zu erzielen.
Bewegliche Photovoltaikmodule
Der gebürtige Kieler hat Elektrotechnik studiert und ist selbst Segler. Auf die Idee mit den Solarsystemen am Mast kam er, weil er ein Boot mit einem lauten Außenbordmotor hatte, den er durch einen E-Motor ersetzen wollte. Er gründete mit einem Partner die Firma und entwickelte die ersten beweglichen Photovoltaikmodule.
Seine Kund*innen bräuchten den Strom allerdings oft nicht für den Motor, berichtet er: „Für die meisten ist wichtig, im Hafen den Kühlschrank und andere Geräte an Bord ohne Landstrom betreiben zu können.“
Dazu werden die lichtempfindlichen Platten am Mast hochgezogen und zur Sonne ausgerichtet. Wird das Segel wieder gebraucht, verschwinden die Photovoltaikpanele in einer Tasche. So funktioniert es auch an den beiden Masten der „Freedom“. Dort hängen nun je sechs Module, von denen jedes 100 Watt Strom erzeugt. Mehr sei nicht sinnvoll, meint Hochfeldt, der für Schiffe, egal welcher Größe, zwischen zwei und sechs Module pro Mast anbietet.
Die 1.200 Watt reichen nicht, um die großen Gastromaschinen an Bord der „Freedom“ zu betreiben, bedauert Jens Broschell. Aber er wollte auch ein Zeichen setzen: „Wenn wir an Bord eines Schiffs erneuerbaren Strom erzeugen können, dann ist es überall möglich.“
Nachhaltigkeit ist wichtig für das „Freedom“-Kollektiv, das sich 2020 gegründet hat, um das Traditionsschiff zu erhalten. Auch unter Deck finden sich Innovationen: So wird das Schiff mit Seegras gedämmt, das weniger anfällig für Schimmel sein soll als die üblicherweise verwendete Dämmwolle. Und das Bistro, das im Mai wieder eröffnet, bietet ausschließlich vegane Speisen und Getränke an.
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