Solaranlagen in Süddeutschland: Bayern lässt sich Zeit

Von den Gebäuden, die der Freistaat besitzt, besitzen nur vier Prozent eine Solaranlage. Ministerpräsident Söder muss nachrüsten, fordern Petitionen.

Auf einem Dach wird ein Solarpanel angebracht

Photovoltaikmodule auf dem Dach eines Wohnhauses Foto: Marjian Murat/dpa

BERLIN taz | Die Klimakrise macht Druck, und weil die Bundesländer bisher zu wenig Flächen für Windenergie vorsehen, will die Bundesregierung nun konkrete Vorgaben machen. Bisher nutzt zum Beispiel der Freistaat Bayern 0,7 Prozent seiner Fläche für Windenergie – nicht so viel. Ein Papier des Bundeswirtschaftsministeriums sieht vor, dass es in den kommenden zehn Jahren 1,8 Prozent werden sollen.

Obwohl es laut bayerischer Regierung keine erneuerbaren Energien zweiter Klasse gibt, betont Ministerpräsident Markus Söder (CSU) oft die Vorteile der Solarenergie und posiert vor Photovoltaikanlagen. „Bayern ist Sonnenland“, schreibt er dazu auf Facebook. Tatsächlich ist Bayern Spitzenreiter in Deutschland, wenn es um Sonnenenergie geht, aber auch da ist noch mehr möglich.

Wie eine Anfrage der Grünen im bayerischen Landtag ergeben hat, haben von den 10.866 Gebäuden in Staatsbesitz nur 403 eine Photovoltaikanlage auf dem Dach. Etwa 100 weitere Anlagen seien in Planung, heißt es aus dem bayerischen Bauministerium.

Das ist zu wenig, findet Evi Hierlmeier aus dem bayerischen Landshut. Der Staat habe eine Vorbildfunktion und müsse bei der Energiewende vorangehen, „damit man als Bürger auch sieht, dass es der Politik wichtig ist. Das wäre auch eine Motivation für andere“. Zusammen mit Annette Theißen hat sie eine Onlinepetition initiiert, die mehr Solarenergie auf den freistaatlichen Dächern fordert. Beide engagieren sich in ihrer Heimatstadt für den Klimaschutz und haben sich bei der Initiative „Landshut muss handeln“ kennengelernt.

Parkplätze mit Photovoltaiküberdachung

In ihrer Petition fordern sie, dass der Freistaat, immer wenn er ein Gebäude errichtet, um- oder ausbaut, direkt Photovoltaikanlagen hinzufügt. Für die wäre nicht nur Platz auf den Dächern, sondern ebenso an geeigneten Fassaden.

Bei Parkplätzen soll die Regierung Photovoltaiküberdachungen errichten. Der Boden ist dort bereits versiegelt, die Autos stehen dann im Schatten und Elektrofahrzeuge können die Energie direkt nutzen. Die Initiatorinnen stecken ein ambitioniertes Ziel: „Pro Jahr sollen mindestens 1.000 Gebäude nachgerüstet werden“, fordern sie.

Sollte das klappen, wäre die Regierung allerdings schnell mit allen Gebäuden durch, die sie für geeignet hält. Zwar hat sie nach eigenen Angaben erst 7.800 der 10.866 Gebäude geprüft, aber von denen seien lediglich 1.300 für Solaranlagen geeignet.

„Auf jedem Toilettenhäuschen wird es nicht gehen“, sagte der bayerische Bauminister Christian Bernreiter (CSU) im April. Laut einem Ministeriumssprecher prüfen die Bauämter die Gebäude beispielsweise darauf, ob Schatten, Statik oder Denkmalschutz einer Photovoltaikanlage entgegenstehen. Es gibt aber keinen festen Kriterienkatalog im Sinne einer vorgeschriebenen Liste mit abzuarbeitenden Punkten.

Hierlmeier überzeugt das nicht: „Dass nur 1.300 Gebäude infrage kommen, nehme ich ihnen nicht ab.“ Im Landshuter Stadtrat habe sie auch schon gehört: „Denkmalschutz vor Klimaschutz“, aber dafür sei dieKlimakrise zu dringlich. Für die Petition möchten sie und Theißen zunächst Unterschriften sammeln, erst dann wolle sie die Petition beim Landtag einreichen.

Anders als beim Bundestag gibt es dort keine Öffentlichen Petitio­nen und keine Mindestzahl an Unterschriften. Aktuell liegen zwei Petitionen vor, die mehr Photovoltaikanlagen fordern. Sie wurden im April eingereicht, für den 21. Juni stehen sie auf der Tagesordnung des Bauausschusses im Bayerischen Landtag.

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