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Softwarekonzern Microsoft in SchwierigkeitenBlogger erwarten Entlassungswelle

Softwarekonzern Microsoft gerät in Bedrängnis: Nach Ärger um Windows Vista und Angriffen der Konkurrenten auf sein Geschäftsmodell soll eine Entlassungswelle bevorstehen.

Microsoft will angeblich Tausende Mitarbeiter feuern. Bild: dpa

BERLIN taz Was an Silvester Besitzern des Microsoft-Musikspielers "Zune" geschah, deuten böse Zungen in der IT-Branche als gutes Symbol für den Zustand des Software-Giganten: Das 30 Gigabyte-Festplatten-Modell des bislang nur in Nordamerika erhältlichen und leidlich unerfolgreichen iPod-Konkurrenten versetzte sich aufgrund eines Programmierfehlers in eine Endlosschleife und wollte und wollte daraufhin einfach nicht mehr hochfahren.

Zwar ist der Bug inzwischen identifiziert (das Schaltjahr 2008 war schuld), der sich relativ einfach beheben lässt (Akku leer laufen lassen und ab dem 1. Januar Mittags neu synchronisieren). Die Sache mit der Symbolik ist aber durchaus nicht von der Hand zu weisen: Der Riese aus dem amerikanischen Redmond hat ein Jahr der Misserfolge hinter sich, des sinkenden Marktanteils und der ständigen Angriffe auf sein Geschäftsmodell.

Zum Jahreswechsel machen nun erneut Gerüchte die Runde, laut denen bei der weltweit operierenden Firma eine große Entlassungswelle ansteht. Am 15. Januar sei geplant, bis zu 15.000 Personen zu feuern, meldet das Blog "Fudzilla" unter Berufung auf Firmeninsider. Das wären fast 17 Prozent der 90.000 Angestellten. Zuvor hatte der für seine intimen Kenntnisse des Unternehmens bekannte Online-Autor "Mini Microsoft" Jobstreichungen in Höhe von mindestens 10 Prozent vorhergesagt. Welche Abteilungen besonders betroffen sind, wissen weder "Fudzilla" noch "Mini Microsoft"; offenbar wolle sich das Unternehmen aber unter anderem stark auf die Internet-Abteilung "MSN" konzentrieren. Der 15. Januar sei deshalb gewählt worden, weil er eine Woche vor der nächsten Bekanntgabe der Geschäftszahlen liege. Womöglich soll das dem seit derzeit nur knapp zwei Dollar über dem Jahrestief kreisenden Aktienkurs aufhelfen.

Microsoft nimmt zu solchen Gerüchten grundsätzlich keine Stellung, Experten halten eine größere Entlassungsaktion aufgrund der Situation bei dem Konzern und der allgemeinen wirtschaftlichen Lage allerdings für durchaus realistisch. Ob der Umfang tatsächlich derart groß wird, wie von "Fudzilla" vorhergesagt, bleibe jedoch abzuwarten, hieß es aus IT-Branchenkreisen.

Wirtschaftlich gesehen scheint Microsoft zum Handeln verdammt: Zwar fährt man in den letzten Quartalen noch immer Rekordergebnisse ein, doch musste das Unternehmen aufgrund der Finanzkrise erstmals einen deutlich gedämpften Ausblick geben. Viel Geld wird weiterhin mit dem Kerngeschäft Betriebssysteme und Büroanwendungen verdient, während Nebenprojekte wie das Internet-Geschäft oder die Konsole Xbox 360 lange Zeit rote Zahlen schrieben. Der Angriff auf das Geschäftsmodell scheint im vollen Gange: Immer mehr Anwendungen wandern inzwischen ins Internet und sind im Browser zu bedienen - von der Textverarbeitung bis zur Tabellenkalkulation. Google nimmt Microsoft große Anteile am Online-Werbekuchen ab, die lange versuchte (und enorm teure) Übernahme Yahoos, um das zu ändern, scheiterte kläglich.

Im Betriebssystem-Bereich bedrängt Microsoft inzwischen verstärkt die direkte Konkurrenz. So werden gut bedienbare Linux-Distributionen wie Ubuntu immer beliebter, die nahezu alles bieten, was man an einem Rechner machen möchte. Apples Mac OS X steigert in jüngster Zeit deutlich seine Marktanteil - es entschieden sich offenbar erstaunlich viele PC-Besitzer, statt auf Vista gleich auf einen neuen Rechner mit Apfellogo umzusteigen. In diesen Tagen soll der Anteil der Mac-Computer am Internet-Datenverkehr erstmals fast 10 Prozent betragen - eine Zahl, die noch nie so hoch war.

Unterdessen musste Microsoft das inzwischen sieben Jahre alte Windows XP weiter im Markt belassen (ein Ende wurde mehrmals aufgeschoben), weil zahlreiche Nutzer lieber auf die bewährte Oberfläche setzen, als auf den Nachfolger Vista. Mit Windows 7 soll nun bereits 2009 die nächste Version erscheinen, die grobe Schnitzer ausbügeln muss. Microsoft-intern scheint derweil die Richtung zu fehlen: Firmengründer Bill Gates verabschiedete sich 2008 endgültig in die philanthropisch Rente und Nachfolger Steve Ballmer scheinen die Ideen zu fehlen. Trotzdem glaubt Wall Street-Veteran Henry Blodget nicht, dass Microsoft in den nächsten Monaten all zu sehr leiden wird: "Noch sind die Margen okay und viel des Umsatzes wird durch mehrjährige Verträge generiert."

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