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„Snowpiercer“ auf der BerlinaleSchockstarrer Planet Erde

„Snowpiercer“ von Bong Joon-ho ist der teuerste koreanische Film aller Zeiten – mit einem unwilligen Produzenten. Mit dabei: Tilda Swinton mit Überbiss.

Ein überschaubarer Menschenrest auf dem Planet Erde: Tilda Swinton und Steve Park. Bild: Berlinale/Courtesy of Snowpiercer Ltd.

Es rast ein Zug nach nirgendwo. Schauplatz: Postapokalypse. Schockstarrer Planet Erde. Die Menschheit hat sich beim Versuch, das Wetter zu machen, in eine neue Eiszeit versetzt – was von ihr bleibt, ist ein sehr überschaubarer Menschenrest im rasenden Zug. Der kennt kein Halten.

Es ist ein allegorischer Zug, eine Arche Noah aus Stahl, in der der Klassenkampf tobt. Hinten sitzt das von den herrschenden Klassen verachtete Lumpenproletariat, ganz vorne der Diktator und Zugchef namens Wilford (Ed Harris). Curtis (Chris Evans) kommt aus der Tiefe des Zugs und kämpft sich nach vorne. Davon erzählt „Snowpiercer“, Bong Joon-hos Film.

Wer den koreanischen Regisseur kennt, wird auf manches gefasst sein. Auf einen Film, der keine Gefangenen macht. Auf spritzendes Blut. Und darauf, dass die Erzählung sich mal schnell vorwärts, zwischendurch oder insgesamt aber auch seitwärts oder in seltsamen Schleifen oder sogar ins Leere bewegt.

Bongs Filme sind offene Möglichkeitsräume, in denen jederzeit etwas aus-, in die jederzeit etwas einbrechen kann. Wer mit sowas nicht klarkommt, ist der amerikanische Filmproduzent Harvey Weinstein. Der hat die Rechte am Film für die USA und andere Länder. Und insistiert auf Schnitten. Bong weigert sich. Auf der Berlinale läuft die intakte Version.

Man darf bei einem Bong-Film jedenfalls nicht überrascht sein, wenn ein zweiter Protagonist aus dem Schließfach geholt wird, nämlich Song Kang-ho, einer der großen Stars des neueren koreanischen Kinos. Der spielt Namgoong Minsu, einen Drogenabhängigen und Türöffnermann. Er spricht kein englisches Wort in Bongs erstem englischsprachigen Film, sondern kommuniziert über eine konsequent inkonsequent eingesetzte Übersetzungsmaschine.

Der Film

„Snowpiercer“ (Forum), Freitag, 7. Februar, CineStar 8, 18.30 Uhr; 8. 2., Cubix 9, 22.15 Uhr

Das ist „Snowpiercer“ nämlich auch, ein internationaler Hybrid, der mit viel französischem Geld (nach einer französischen Comicvorlage) und Stars aus dem angelsächsischen Raum gedrehte teuerste koreanische Film aller Zeiten. Auch Tilda Swinton spielt mit, als fatale Gouvernante mit Überbiss. Sie steht dem revoltierenden Helden im Weg. Aber nicht nur ihr wird der Garaus gemacht. Von Wagen zu Wagen bewegt sich der Film wie ein Videospiel von Level zu Level. Das ist mal brutal, mal hysterisch, mal komisch und insgesamt düster. Nicht rund und nicht straight. Das ist gerade das Tolle daran.

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1 Kommentar

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  • 7G
    774 (Profil gelöscht)

    Koreanische Filme haben nicht immer ein Happy-End, im Gegensatz zu den Hollywood-Streifen. Da läuft Film-Kunst US-Vermarktungsstrategie entgegen. Klar, daß sich das reibt.