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Smart-Meter für die EnergiewendeDer Einbau moderner Stromzähler ist oft zu teuer

Netzbetreiber fordern fürs Installieren von Smart-Metern überhöhte Preise, sagen Energieanbieter. Verbraucherschützer teilen die Kritik.

Ein analoger Stromzähler und ein Smart-Meter im Stromzählerkasten Foto: imago

Berlin taz | Stromanbieter werfen Netzbetreibern vor, für den Einbau sogenannter Smart-Meter zu viel Geld zu verlangen. Zwei Unternehmen haben Netzbetreiber deshalb abgemahnt. Auch der Verbraucherzentrale Bundeszentrale (vzbv) geht gegen zu hohe Preise vor.

Smart-Meter sind Stromzähler, mit denen Bür­ge­r:in­nen ihren Verbrauch besser steuern können. Ihre Verbreitung ist für die Energiewende wichtig. Die Geräte ermöglichen, Energie dann zu verbrauchen, wenn sie billig ist, etwa weil viel Sonnenschein für billigen Solarstrom sorgt. Eine Preisgestaltung, die das berücksichtigt und entsprechend flexibel ist, ist ein dynamischer Tarif. Seit dem 1. Januar haben Kun­d:in­nen das Recht auf die Installation. Haushalte mit einem Verbrauch von mehr als 6.000 Kilowattstunden im Jahr müssen ein Smart-Meter haben. Für sie gelten die hohen Preise in der Regel nicht.

Gesetzlich sind die Kosten nicht geregelt. Aber das gerade novellierte Messstellenbetriebsgesetz gibt Anhaltspunkte. Danach hält der Gesetzgeber einen Preis von bis zu 100 Euro für den Einbau und 30 Euro für den Betrieb im Jahr für „angemessen“. Diese schwammige Formulierung nutzen Netzbetreiber offenbar aus. Viele verlangen hohe dreistellige Summen für den Einbau, kritisieren die vier Stromanbieter Ostrom, Rabot Energy, Octopus Energy und Tibber. Sie bieten dynamische Stromtarife an oder planen das. Ihr Geschäftsmodell ist also direkt von der Verbreitung der cleveren Stromzähler abhängig.

„In Deutschland haben nur zwei Prozent der Haushalte einen Smart-Meter“, sagt ein Sprecher der vier Stromanbieter. Die Installation der Smart-Meter sei für die Netzbetreiber aufwändig und teuer. Denn in der Regel statten sie nicht alle Haushalte eines Straßenzugs mit den neuen Stromzählern aus, sondern immer nur einzelne, erklärt er. In Schweden und Norwegen sind die Geräte dagegen flächendeckend im Einsatz.

Abmahnungen für Netzbetreiber

Um etwas gegen die hohen Preise zu unternehmen, hat das Unternehmen Tibber die Bayernwerk Netz GmbH abgemahnt, die nach Angaben der Stromanbieter bis zu 889 Euro für den Einbau verlangt. Rabot Energy ist mit einer Abmahnung gegen die LEW Verteilnetz GmbH vorgegangen, die den Angaben zufolge 825,53 Euro gefordert hat. Das sind keine Einzelfälle, zeigt eine Preisübersicht der vier Stromanbieter. Angeführt wird sie von der Westnetz GmbH, die bis zu 973 Euro haben will. Westnetz, Bayernwerk und LEW ließen eine Anfrage der taz bis Redaktionsschluss unbeantwortet. Insgesamt lagen 13 Angebote über 500 Euro. Etliche Netzbetreiber halten sich an die gesetzlich vorgesehenen Preise.

Der vzbv will in zwei Unterlassungsverfahren klären lassen, welche Gebühren grundsätzlich angemessen sind. „Wir bitten um Verständnis, dass wir die betroffenen Unternehmen derzeit nicht benennen, denn deren Handeln sehen wir lediglich exemplarisch für das gegenwärtige Marktumfeld“, sagt eine Sprecherin. Die Abgabe der geforderten Unterlassungserklärungen sei bereits abgelehnt worden, sodass vzbv gerichtliche Schritte prüfe.

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3 Kommentare

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  • ".. Haushalte mit einem Verbrauch von mehr als 6.000 Kilowattstunden im Jahr müssen ein Smart-Meter haben. .." Wo steht das und betrifft dass den Gesamtverbrauch in einem Haus, wo es mehrere Messstellen gibt?



    Ich habe jetzt zwei digitale Zähler (keine Smartmeter) weil Zähler von Ende der 1950er getauscht werden, beim letzten hat mir der Elektriker mitgeteilt, dass der Austausch der alten Ferrariszähler im derzeitigen Tempo noch 30 Jahre braucht. Ich schätze mal, bei unserem "Deutschland Tempo" werde ich dass nicht mehr erleben, dass alle Zähler gegen Smartmeter getauscht werden.

  • Ich habe eine kleine Balkonsolaranlage angemeldet. Kurze Zeit später wurde ein digitaler Zähler eingebaut, damit der alte nicht rückwärts läuft. Meine Hoffnung, dann den Verbrauch kontrollieren zu können und eventuell einen dynamischen Stromtarif nutzen zu können hat sich nicht erfüllt, es gibt kein Gateway zur Datenübertragung. Zum Ablesen muss ich weiter in den Keller. Soweit zur Digitalisierung des Stromnetzes.

    • @Udo Schmermer:

      Sie sollten eine App dazu haben? Sieht man den Ertrag. Der Stromzähler zeigt die Einspeisung.



      Wenn Sie dynam. Tarife wollen, Tibber bietet dann diverse Gerätschaften, andere auch? Den Zusammenhang zum BKW sehe ich aber nicht. Da lommt dann nichts wenn es teuer ist im Winter.



      Es gibt auch irgendwelche Shellys, ein Blick ins Photovoltaikforum hilft ggf.