Skandal um heimliche Tonaufnahme: Murdoch ins Parlament vorgeladen
Ein verdeckt aufgenommener Tonmittschnitt lässt die seit zwei Jahren brodelnde Schmiergeld-Affäre in Rupert Murdochs Medienimperium wieder hochkochen.
LONDON ap/taz | Zwei Jahre nachdem sich Rupert Murdoch im britischen Unterhaus zu Abhör- und Schmiergeldvorwürfen gegen Mitarbeiter seines Medienunternehmens rechtfertigen musste, wollen ihn britische Abgeordnete erneut befragen. Grund ist ein heimlich aufgenommener Tonmitschnitt, in dem der Medienmogul die Ermittlungen gegen seine Reporter als substanzlos darstellte.
Die Tonaufnahme soll von einem Treffen zwischen Murdoch und Journalisten der britischen Boulevardzeitung "The Sun" im März stammen. Gegen mehrere Mitarbeiter der "Sun" wurden im Rahmen polizeilicher Ermittlungen wegen Abhörpraktiken und Bestechung Vorwürfe erhoben.
Laut dem Guardian bezeichnet Murdoch die polizeiliche Vorgehen gegen seine Reporter in dem Mittschnitt als „inkompetent“. Der Zeitung zufolge führten die Ermittlungen bereits zu 126 Festnahmen von Mitarbeitern seines Zeitungsimperiums.
In der Aufnahme, die in Großbritannien für großes Aufsehen gesorgt hatte, beschrieb er die Vorwürfe als "so gut wie gar nichts" und erklärte vor Mitarbeitern der Zeitung "The Sun", dass seine Anwälte die Zusammenarbeit mit den Ermittlern verweigerten. "Wir reden über die Bezahlungen von Tipps von Polizisten", sagte Murdoch. "Das passiert seit hundert Jahren."
Termin für Befragung noch offen
Nach dem Bekanntwerden des Skandals um illegale Abhörpraktiken britischer Reporter vor zwei Jahren hatte Murdoch sich vor dem Parlamentsausschuss für das Verhalten der Reporter entschuldigt und die Korrumpierung von Polizisten als "völlig falsch" bezeichnet. Seine Befragung im Unterhaus bezeichnete der damals 80-Jährige als den „demütigsten Tag“ seines Lebens.
Der Vorsitzende des Parlamentsausschusses für Kultur, Medien und Sport, John Whittingdale, erklärte, er und seine Kollegen hätten am Dienstag dafür gestimmt, Murdoch wegen der Aufnahme noch einmal vorzuladen. Ein entsprechendes Schreiben sei aber noch nicht an Murdoch abgeschickt worden und es sei unklar, wann er vor dem Ausschuss erscheinen würde, sagte Whittingdale.
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