Skandal um Firma Pewobe: Neue Heimbetreiber dringend gesucht
Nach dem Bekanntwerden rassistischer Mails hat Berlin dem Flüchtlingsheim-Träger Pewobe gekündigt. Jetzt braucht es neue Betreiber für insgesamt neun Heime.
Die Ankündigung am Sonntag klang vollmundig: Alle Verträge mit der Flüchtlingsheimbetreiberfirma Pewobe seien fristlos gekündigt, hatte Sozialsenator Mario Czaja (CDU) gesagt. Nach nicht enden wollender Kritik an der Professionellen Wohn- und Betreuungsgesellschaft hatten von der B.Z. veröffentlichte Mails, in denen Pewobe-Leiterinnen unter anderem über Guillotinen für Flüchtlingskinder witzeln, schließlich den Ausschlag für die Entscheidung gegeben.
Am Montag gibt sich die zuständige Senatsverwaltung für Soziales wortkarg: Die Kündigung werde nun „organisatorisch umgesetzt“. Das bedeutet: Für die neun bisher von der privatwirtschaftlichen Pewobe geleiteten Heime mit insgesamt rund 3.000 BewohnerInnen müssen neue Träger gefunden werden – eine „Herausforderung“, so die Verwaltung. Ziel sei, alle bestehenden Standorte zu erhalten und einen „möglichst nahtlosen Übergang“ zu gewährleisten. Parallel zur außerordentlichen Kündigung sei der Pewobe am Montag auch fristgerecht gekündigt worden.
Die Grünen-Abgeordnete Canan Bayram nannte die Kündigung „so was von überfällig“. Die wichtigste Frage sei nun, was mit den betroffenen BewohnerInnen passiere. Auf keinen Fall dürften diese zum Umzug in Turnhallen oder gar die Hangars im ehemaligen Flughafen Tempelhof gezwungen werden. „Herr Czaja hat lange alle Warnungen ignoriert, jetzt muss er dafür sorgen, dass durch die Kündigung kein Notstand entsteht“, sagt Bayram, die flüchtlingspolitische Sprecherin ihrer Fraktion ist. Auch der flüchtlingspolitische Sprecher der Piraten, Fabio Reinhardt, fordert am Montag, die „drohende Obdachlosigkeit Tausender Menschen“ müsse abgewendet werden. Außerdem müsse die Kündigung „schnell und sauber erfolgen, um Schadenersatzforderungen zu vermeiden“.
Grüne, Linke und Piraten hatten bereits Anfang des Monats in einer gemeinsamen Erklärung gefordert, der Pewobe als Heimbetreiberin endlich zu kündigen. Damals war bekannt geworden, dass die Firma juristisch gegen den Flüchtlingshilfe-Verein Hellersdorf Hilft vorgehen wollte, weil dieser zuvor massive Kritik an der Firma geübt hatte.
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