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Skandal um Baby mit Down-SydromDunkle Vergangenheit des Vaters

Der Vater des am Down-Syndrom leidenden Gammy soll ein verurteilter Sexualstraftäter sein. Deshalb will die thailändische Leihmutter auch dessen Zwilling zurück.

Leihmutter Pattaramon Chanbua mit Baby Gammy in Thailand. Bild: ap

SYDNEY/BANGKOK dpa | Der Fall des behinderten Leihmutter-Babys Gammy wird immer tragischer: Sein biologischer Vater hat wegen Kindesmissbrauchs im Gefängnis gesessen, wie australische Medien am Dienstag berichteten. Der Mann habe in den 90er Jahren mindestens drei minderjährige Mädchen missbraucht, berichtete die Zeitung Australian am Dienstag unter Berufung auf Gerichtsunterlagen. Die Frau des Mannes bestätigte die Vorwürfe, meldete der Sender Channel Nine News: „Menschen machen Fehler, das heißt nicht, dass sie für immer schlecht sind“, zitierte der Sender die Frau.

Der Säugling Gammy wurde mit Down-Syndrom und einem Herzfehler geboren. Eine thailändische Leihmutter hatte ihn und seine gesunde Zwillingsschwester im Dezember zur Welt gebracht. Nach ihren Angaben nahmen die beiden Australier als Auftraggeber nur das Mädchen mit und ließen den Jungen bei ihr zurück. Der Vater hatte australischen Reportern am Montag gesagt, die Leihmutter-Agentur habe ihnen von dem Jungen nichts erzählt. Die Leihmutter bestreitet das.

Die 21-Jährige, die schon Kinder im Alter von drei und sechs Jahren hat, willigte in die Leihmutterschaft ein, um Schulden abzuzahlen. Sie habe dafür etwa 10.000 Euro bekommen. Sie war nach Medienberichten entsetzt über die Vorwürfe gegen den Vater. Sie wolle nun auch um die Rückgabe des Mädchens kämpfen, hieß es. Nach thailändischem Gesetz gilt sie als Mutter der Kinder, nicht die Eispenderin. Die Thailänderin dürfte aber Papiere unterschrieben haben, die das alleinige Sorgerecht dem Vater zusprachen, sonst hätte er mit dem Mädchen nicht aus Thailand ausreisen können.

Die Zeitung Australian berichtet nach Gerichtsunterlagen, dass der Vater drei Jahre im Gefängnis saß. Er habe zwei Mädchen unter 10 Jahren belästigt und ein 13-jähriges Kind.

Thailands Gesundheitsbehörden kündigten unterdessen hartes Durchgreifen gegen Kliniken an, die künstliche Befruchtung anbieten. Fünf der zwölf Kliniken, die künstliche Befruchtung anbieten, drohe die Schließung, teilte das Ministerium am Dienstag mit. Die Kliniken hätten offenbar nicht die nötigen Genehmigungen, um diesen Service anzubieten. Ob das Baby Gammy in einer dieser fünf Kliniken gezeugt wurde, war zunächst unklar.

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9 Kommentare

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  • Fünf der zwölf Kliniken in Thailand, die künstliche Befruchtung anbieten, drohe die Schließung, teilte das Ministerium am Dienstag mit. Die Kliniken hätten offenbar nicht die nötigen Genehmigungen, um diesen Service anzubieten. Ob das Baby Gammy in einer dieser fünf Kliniken gezeugt wurde, war zunächst unklar. Wie kann das sein?! Falls Name unbekannt, dann warum so viel Lärm um nichts?!

  • Sprache schafft Bewusstsein: Das Kind leidet nicht am Down-Syndrom, sondern an seinem Herzfehler.

    • 9G
      970 (Profil gelöscht)
      @Yves Yaltenbrucker:

      Danke, dass das außer mir noch jemandem aufgefallen ist.

  • Es ist eine Schande, dass ein Kindesvergewaltiger ein Kind in Auftrag gibt (darf man das wirklich anders nennen?) und das Kind dann mit Heim nimmt!

     

    Leihmutterschaft sollte verboten werden, überall! Die Armut solcher Frauen auszunutzen, ist eine Schande.

     

    Und Kindesvergewaltigern sollte es ohnehin verboten werden, Kinder zu haben!!!

  • Greift natürlich jetzt einen ganz anderen Themenkomplex auf, den ich auch für schwierig halte: Wie geht man mit Pädokriminellen um, wenn sie selbst Kinder haben und wieder in Freiheit leben?

     

    Ein schwieriges Thema, denn das Recht des Kindes auf den Vater, die verbüßte Strafe des Vaters und das Wohl des Kindes muss man hier gegeneinander abwiegen. Schwierig, bei sowas möchte ich nciht Richter sein.

    • @Dubiosos:

      Frage : Ist dies wirklich ein anderer Themenkomplex ?

       

      Geht es nicht hier wie dort um die UNWÜRDIGE körperliche/psychische Ausbeutung von Menschen ?

      Und wenn wir die gekauften Kinder in den Mittelpunkt stellen, wiegt die Existenz der Kinder, das dadurch verursachte Elend auf ?

      Oder anders gefragt, reicht das oft mit großen Pathos vorgetragene Leid der Kinderlosigkeit aus, um solche entwürdigende Dinge zu erlauben ?

      Und letzte Frage :

      Haben Eltern die geschäftlichbetriebene Leihmutterschaft in Anspruch genommen haben, sich nicht schon als Eltern und somit als Vorbild für ihre

      Kinder dikreditiert, indem sie anderen ihre Würde nahmen ?

       

      Ob reiner Narzismus, Sadismus oder Pädophilie der Eltern Motiv für diese Kinder sind, ist da eher unerheblich, denn diese Motive gibt es auch unter natürlichen Eltern.

       

      Natürlich bietet dieses Modell der Reproduktion für so veranlagte Menschen eine schöne Spielwiese.

      Aber nicht desswegen allein ist Leihmutterschaft ein entwürdigendes elendes Geschäft.

  • Alle Momente erscheinen verdächtig: die Klinik, die für solche Fälle nichts vorgesehen hat, die Leihmutter , offensichtlich Sainte Leihmutter, obwohl sie vor allem an kommerziellen Vorteilen interessiert war. Meine Fruendin hat eine europäische Klinik Biotexcom aufgesucht und dort waren Screenings für solche Fälle vorgesehen.

    • @Brokenheart Tomorrow:

      Ganz richtig. Sowohl die Leihmutter als auch die Sorgeeltern müssen alle Momente im Vertrag beachten. Die thailändische Leihmutter-Agentur soll alles kontrollieren. Und warum hat die Leihmutter auf Schwangerschaftsabbruch verzichtet? Das australische Paar bat sie darum. Die Leihmutter darf selbst Entscheidungen nicht treffen!!!

      • @Ritter:

        Selbstverständlich! Und jetzt haben sie dunkle Vergangenheit des Vaters entdeckt. Thailand war immer Thailand und wird es immer bleiben. Schade. Europa scheint weiter zu schreiten, sogar die "Mär­ty­rerin" Ukraine.