Skandal in Norwegens Königshaus: Von Prinzessinnen, Schamanen und Rassismus
In einer Netflix-Doku sagt der Schwiegersohn des Königspaars, sie seien ahnungslos beim Thema Rassismus. Dennoch stellt sich der Rest Norwegens hinter sie.
Die Unbeliebtheit lässt sich weiter steigern, indem man die Prinzessin mit exaltiertem Brimborium heiratet und die Bildrechte dafür an das britische Hello-Magazin und an Netflix verkauft. Unwürdig für eine noch immer als royal dargestellte norwegische Hochzeit – auch wenn die Prinzessin unter anderem wegen des Amulett-Ärgers offiziell schon keine Königshausvertreterin mehr war.
Ein Jahr später ist nun auf dem Markt, was Netflix damals gefilmt hat – und siehe, der Schamane aus den USA hat eine weitere Möglichkeit entdeckt, Norwegen gegen sich aufzubringen. „Als ich ihre Familie kennenlernte, wussten ihr Vater, ihre Mutter, ihr Bruder nicht einmal, was Rassismus ist“, sagt er in der heiß debattierten Doku „Rebel Royals“. „Sie sahen mich an, als wäre ich verrückt, als ich ihnen sagte, dass es Rassismus gibt.“
Die Aufregung um den Film hat viele Gründe. Aber keiner stach so hervor wie diese Aussage. Ausgerechnet Rassismus. König Harald und Königin Sonja werden gerade dafür im Land sehr geschätzt, dass sie sich gegen Rassismus und für ein offenes Norwegen stark machen, das alle Menschen einschließt. Eine Rede des Königs von 2016 wird immer wieder zitiert: „Norwegen steht zusammen, es ist eins, alle Menschen die hier leben, gehören zu Norwegen, unabhängig davon, wie verschieden sie sein mögen.“
(Fast) alle verteidigen König Harald
Hatte der Schwiegersohn denn gar nichts mitbekommen? Niemand, der ihn nun kritisiert, zweifelt an, dass es in Norwegen Rassismus gibt. Aber nicht zuletzt die, die im Land von Rassismus betroffen sind, nehmen nun den König in Schutz. Jamal Sheik etwa, der hinter dem Instagram-Konto „Rasisme i Norge“ steckt: Es seien der König und dessen warme Worte gewesen, die ihm geholfen haben, sich auch mit somalischer Herkunftsgeschichte als Norweger zu sehen. Das sagte er dem norwegischen Rundfunk NRK.
Und der Leiter des Antirassistischen Zentrums, Umar Ashraf, erklärte, dass die Königsfamilie mangels persönlicher Erfahrung vielleicht nicht alle Aspekte von Rassismus verstehe. Das Wichtigste sei aber doch, „dass man anerkennt, dass es Rassismus gibt, dass man zuhört und zeigt, dass man dies ernst nimmt“, so Ashraf. Und: „Das hat König Harald in höchstem Grad getan.“
Das Königshaus selbst ließ zum Vorwurf des Schwiegersohns traditionsgemäß knapp mitteilen, man wolle keine familieninternen Gespräche kommentieren. Und „Debatten“, die größte Talksendung im NRK, widmete dem Thema eine Sendung. Alle anwesenden Rassismus- und Königshausexperten waren sich einig in ihrem Urteil: Verrets Kritik ist ungerecht.
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