Singen gegen Mieterhöhungen: Die PartisanInnen vom Hansa-Ufer

Mit einem Protestchor wehren sich SeniorInnen in Moabit gegen die Pläne eines Investors. Sogar die Polizei singt am Ende mit.

Auch der Bundesjustizminister zeigte sich schon solidarisch: Heiko Maas (SPD) Ende August zu Besuch bei Christa Kaes (r.) und ihren MitbewohnerInnen. Foto: dpa

Die Generalprobe klingt noch etwas schüchtern. „Am Hansa-Ufer wollen wir bleiben“, singen die BewohnerInnen des Hauses Nummer 5. „Wir wohnen hier und das steht fest wir woll‘n nicht ausziehen“, singen sie, und der Herbstwind verweht die eingängige Melodie eines berühmten italienischen Partisanen-Schlagers über die Spree. Oh schöner Ohrwurm, ade!

Die kleine sonntägliche Chorprobe auf dem Gehweg ist eine Protestaktion. Seit etwas über einem Jahr wehren sich 31 SeniorInnen mit durchaus jugendlichem Elan gegen die Sanierungspläne eines schwedischen Investors. Die Idee, ihr eigenes Protestlied auf die Melodie von „Bella Ciao“ zu texten, sei ihnen vor einigen Wochen im Liederkreis gekommen, sagt Organisatorin Christa Kaes und drückt den Strohhut – „mein Kampfhut!“ – aufs ergraute Haupt.

Das Hansa-Ufer 5 wurde in den 70erJahren mit städtischen Fördermitteln für Seniorenwohnungen gebaut und 2007 vom Bezirk verkauft. Die Firma Akelius will es modernisieren – und dafür die Miete beträchtlich erhöhen. Aufschläge von 60 Prozent standen im Raum, bis zu 800 Euro Miete wären dann für die Ein- bis Zwei-Zimmer-Wohnungen fällig gewesen.

Dann starteten die BewohnerInnen im Sommer 2014 eine Online-Petition, knapp 105.000 Menschen haben bislang gegen die Sanierungspläne unterschrieben und dafür, dass der Bezirk das ehemalige Seniorenhaus – inzwischen sind auch Familien eingezogen –, zurückkauft.

Die Medien berichteten über die kampfeslustigen SeniorInnen vom Hansa-Ufer, der öffentliche Druck auf den Investor Akelius stieg: Die Umbauten sind erst mal auf unbestimmt verschoben, man versucht, miteinander ins Gespräch zu kommen. Im November wollen sich BewohnerInnen und Investor das nächste Mal treffen.

„Mündliche Zusagen reichen uns aber nicht“, sagt Christa Kaeser. Der Bezirk müsse endlich handeln, fordert die 84-Jährige. Flink wuselt sie zwischen Rollatoren und Rollstühlen herum, verteilt Liedzettel an verdutzte Passanten. Auch der einsame Polizist, der extra dazu abgestellt wurde, die betagten PartisanInnen in Schach zu halten, steht, ehe er sich‘s versieht, mit einem Papier da, und singt mit: „Und kauft unser Haus zurück!“

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