Simbabwes Präsident: Mugabe bleibt hartnäckig
Der Langzeitpräsident schließt einen Rücktritt aus. Mugabes Gegner kündigen weitere Demonstrationen an. Der potenzielle Nachfolger steht in den Startlöchern.
Viele Simbabwer reagierten fassungslos, als der 93-jährige Mugabe seine Rede beendete, ohne seinen Rücktritt erklärt zu haben. Zu Tausenden hatten sie sich in der Hauptstadt Harare bereits für Jubelfeiern bereit gemacht. Doch in einer langsam vorgelesenen Rede sagte Mugabe nur, dass sich die Nation nach den politischen Turbulenzen der vergangenen Wochen auf allen Ebenen neu ordnen und den Konflikt zwischen den Generationen beilegen müsse. Der Ärger über Fehler der Vergangenheit sei verständlich.
Die alte Garde hatte sich in der vergangenen Woche von Mugabe abgewendet, nachdem er seinen Vizepräsidenten Mnangagwa entlassen hatte. Das Militär stellte den seit 1980 regierenden Präsidenten unter Hausarrest. Mugabes Gegner kündigten Kundgebungen an.
Von seinem aussichtsreichsten Nachfolger erwarten Experten kaum Veränderung. Er ist ein langer Vertrauter Mugabes und im Volk eher gefürchtet als beliebt. Während er loyale Unterstützung beim Militär und bei den Sicherheitskräften genießt, ist er darüber hinaus vor allem unter seinem Spitznamen „Krokodil“ bekannt. Seine Anhänger werden mit Blick auf das Tier als Zeichen der internationalen Bekleidungsmarke auch Team Lacoste genannt. Die Zanu-PF wählte ihn am Sonntag zu ihrem neuen Vorsitzenden – erstmals steht seit 1977 damit nicht mehr Mugabe an der Parteispitze.
Bis zum Montag setzte die Partei dem Langzeitpräsidenten eine Frist, seinen Rücktritt zu verkünden. Falls Mugabe sie nicht erfüllt, könnte die Regierungspartei ab Dienstag eine Amtsenthebung einleiten, wenn das Parlament zusammentritt. Auch die Opposition hat sich dafür bereit erklärt. „Die Entscheidung des Zentralkomitees steht, bis ich eine andere Information erhalte“, sagte der parlamentarische Geschäftsführer der Zanu-PF, Lovemore Matuke, der Nachrichtenagentur AP.
Victor Matemadanda, Generalsekretär der einflussreichen Vereinigung der Kriegsveteranen, sagte, er fühle sich von Mugabe betrogen. „Er spielt Spielchen mit dem Volk Simbabwes.“ Er werde zu neuen Protesten gegen Mugabe aufrufen.
Mugabe regiert Simbabwe seit 1980. Der einst gefeierte Befreiungskämpfer hat die frühere Kornkammer Afrikas seither heruntergewirtschaftet und politische Gegner unterdrückt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Bundestag bewilligt Rüstungsprojekte
Fürs Militär ist Kohle da
Stockender Absatz von E-Autos
Woran liegt es?
Kürzungen im Berliner Haushalt
Kultur vor dem Aus
Grüne über das Gezerre um Paragraf 218
„Absolut unüblich und respektlos“
BSW-Chefin im ZDF
Wagenknecht räumt Irrtum vor russischem Angriff ein
Erfolg gegen Eigenbedarfskündigungen
Gericht ebnet neue Wege für Mieter, sich zu wehren