Silvesterfeier: Null Bock auf Böllern
Eine große Mehrheit in Berlin ist einer Umfrage zufolge für ein Böllerverbot. Das wird es nicht geben, nur eine weitere Verbotszone ist geplant.
taz/dpa | Ein mögliches Böllerverbot in Berlin findet einer Umfrage zufolge große Zustimmung in der Bevölkerung. 75 Prozent der Befragten sagten im aktuellen BerlinTrend im Auftrag des RBB, dass sie ein Verbot von privatem Feuerwerk befürworten. Nur 21 Prozent sprachen sich in der Umfrage von Infratest dimap dagegen aus.
Das Ergebnis ist keine Überraschung. Ein mögliches Böllerverbot wird seit Jahren rund um Silvester diskutiert. Befürworter argumentieren vor allem mit der Belastung für die Umwelt, für Wild- und Haustiere und den hohen Verletzungsgefahren. Auch bundesweit zeigten frühere Umfragen eine Mehrheit unter den Befragten für ein Böllerverbot. Und dann wird daraus doch nichts.
In der vergangenen Silvesternacht hatte es in Berlin neben den üblichen Vorkommnissen mehrere gravierende Vorfälle mit Feuerwerkskörpern gegeben. Eine Kugelbombe etwa machte in Schöneberg 36 Wohnungen zwischenzeitlich unbewohnbar. Eine weitere verletzte in Tegel acht Menschen, darunter einen 7-Jährigen, der mehrfach operiert werden musste und wohl für sein Leben gezeichnet sein wird. Bundesweit starben fünf Menschen.
Die Petitionen für ein Böllerverbot waren danach sprichwörtlich explodiert: 1,9 Millionen Unterschriften hatten die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und die Gewerkschaft der Polizei (GdP) im Januar 2025 dem Bundesinnenministerium übergeben.
Alternativ mehr Böllerverbotszonen
Zuständig für ein Böllerverbot wäre der Bund. Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) setzte zuletzt vor allem auf Böllerverbotszonen an stark belasteten Orten. Der RBB-Umfrage zufolge wünschten sich 87 Prozent der Befragten, dass mehr solcher Böllerverbotszonen eingerichtet werden.
Spranger hatte kürzlich angedeutet, dass mit dem Gebiet um die Admiralbrücke in Kreuzberg eine weitere Zone dazukommen könnte. Beim Jahreswechsel 2024/2025 gab es Verbotszonen am Alexanderplatz und in zwei Bereichen von Schöneberg und Neukölln.
Der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Abgeordnetenhaus, Werner Graf, nahm die Umfrage zum Anlass, zum wiederholten Mal ein Böllerverbot zu fordern. Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) dürfe nicht weiter Politik gegen die Menschen in Berlin machen. „Wir fordern den Regierenden auf, ein Verkaufsverbot endlich auf Ebene der Ministerpräsidentenkonferenz einzubringen.“
Als Alternative zum privaten Feuerwerk sprachen sich 74 Prozent der Befragten in der Umfrage dafür aus, mehr zentrale und professionelle Feuerwerks-Veranstaltungen durchzuführen. 20 Prozent lehnten diese Möglichkeit ab. Laut RBB wurden von Infratest dimap für die repräsentative Umfrage zwischen dem 13. und 17. November 1.185 Wahlberechtigte aus Berlin befragt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert