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Signa-Immobiliengesellschaften insolventGrößte Pleite ever in Österreich

Die Filetfirmen des Benko-Konzerns sind zahlungsunfähig. Im Januar startet in Wien ein Untersuchungsausschuss zur Rolle der Politik.

Noch eine offene Baustelle: Der Hamburger Elbtower gehört zu Signa Prime. Der Betrieb liegt dort schon länger still Foto: Chris Emil Janssen/imago

Wien taz | Es war zu erwarten: Auch die beiden Filetstücke von René Benkos Immobilienkonzern Signa sind insolvent, die Signa Prime Selection und die Signa Development. Beide Gesellschaften haben eine Sanierung in Eigenverwaltung am Handelsgericht Wien beantragt. Ziel sei „die geordnete Fortführung des operativen Geschäftsbetriebs und die nachhaltige Restrukturierung“, teilte der österreichische Konzern mit.

Es sei nicht gelungen, die erforderliche Liquidität für eine außergerichtliche Restrukturierung sicherzustellen. Als Ursachen nennt Signa „externe Faktoren“. Gemeint ist damit wohl vor allem das Ende der Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB), die den rasanten Aufstieg der Signa überhaupt erst ermöglicht hatte.

Die Insolvenz ist die größte, die es in Österreich jemals gegeben hat. Allein bei der Signa Prime stehen laut Alpenländischem Kreditorenverband Gesamtforderungen von 4,5 Milliarden Euro aus. Der Standard berichtet, dass die Schulden mit 10,7 Milliarden Euro sogar noch deutlich höher seien, und beruft sich dabei auf ein Papier der Investmentbank JPMorgan. 5 Milliarden Euro Verbindlichkeiten der Dachgesellschaft Signa Holding kommen noch hinzu.

Die Liquiditätsprobleme der Signa hatten sich lange aufgebaut. Bereits im Sommer mischte sich sogar die EZB ein und warnte Signa-Kreditgeber vor potenziellen Verlusten. Ende November meldete die Signa Holding Insolvenz an. Bis Jahresende wären Kredite in Höhe von 700 Millionen offen gewesen, die das Unternehmen offenbar nicht zurückzahlen konnte. Mehrere Signa-Großbaustellen wie der Hamburger Elb­tower stehen wegen unbezahlter Rechnungen seit Wochen still.

Schuldzuweisungen nach außen

Schon in früheren Aussendungen machte die Unternehmensleitung bloß äußere Umstände für die finanzielle Notlage verantwortlich. Etwa bei den deutschen Kaufhäusern von Galeria Karstadt-Kaufhof. Vor allem der stationäre Einzelhandel, sei „in den letzten Jahren aufgrund externer Faktoren in Europa stark unter Druck geraten“, so ­Signa im November.

Dabei gibt es durchaus eigene Versäumnisse des Unternehmens, wie zahlreiche Experten erklären. „Äußere Entwicklungen sind nicht alles. Signa hat hochriskant kalkuliert und Transparenz vermieden. Bilanzen wurden nicht vorgelegt, Strafzahlungen dafür in Kauf genommen. Das ist hochgradig fragwürdig“, sagte etwa der österreichische Ökonom Leonhard Dobusch kürzlich im taz-Interview. Dass die Zinsen wieder ansteigen würden, sei allen klar gewesen. Die Investoren hätten dieses Risiko aber offenbar in Kauf genommen. Jahrelang lieferte die Signa schließlich hohe Dividenden.

Offene Zukunft der Kaufhäuser

Ein Teil des Erfolgsmodells waren die engen Bande zur österreichischen Spitzenpolitik, insbesondere der ÖVP unter Ex-Kanzler Sebastian Kurz. Diese werden ab dem 11. Januar von einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss unter die Lupe genommen. Die Befragungen finden ab März statt.

Vorbei sind die Zeiten, in denen Signa-Gründer Benko das Licht der Öffentlichkeit suchte. Jetzt muss sich Erhard Grossnigg, Vorstandssprecher der Signa Prime Selection, angesichts der Sanierung um Beruhigung bemühen: „Wir werden diese wichtigen Aufgaben mit Bedacht und Vernunft angehen. Es gilt, langfristige Lösungen zu finden“, sagte er am Donnerstag.

Die Entwicklungsperspektive der Development-Projekte in den deutschsprachigen Metropolen sei „sehr gut“. Eine taz-Nachfrage, wie es mit den aktuell brachliegenden Großbaustellen und den Mitarbeitern weitergehen könnte, beantwortete das Unternehmen nicht.

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