Sigmar Gabriels Pläne für die Kohle: Ärger mit den Subventionen

Die Stilllegungsprämie für Kraftwerke könnte mit Europarecht kollidieren. Die EU prüft, ob es sich um unzulässige Subventionen handelt.

Dampfende Kühltürme eines Kraftwerkes aus der Luft gesehen

Kraftwerke wie Jänschwalde sollen laut EU nicht so ohne weiteres subventioniert werden. Foto: dpa

BERLIN taz | Bei der geplanten Stilllegung von Braunkohlekraftwerken steuert Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) auf ein Problem mit der Europäischen Kommission zu. Das Modell für die vorübergehende öffentliche Finanzierung alter Anlagen könnte eine genehmigungspflichtige Beihilfe darstellen, schreibt der Wissenschaftliche Dienst des Bundestages. Ob die EU-Kommission eine solche Beihilfe genehmigt, steht in den Sternen.

Deutsche Kraftwerke produzieren deutlich mehr Strom, als hier verbraucht wird – unter anderem wegen des Zubaus von Windrädern und Solarzellen. Außerdem stoßen die alten Anlagen viel klimaschädliches Kohlendioxid aus. Deswegen will die Bundesregierung Verträge mit den Unternehmen RWE und Vattenfall schließen, die Braunkohlekraftwerke betreiben.

Ab 2017 sollen die Firmen einige Blöcke vom Netz nehmen, aber in Reserve halten, falls doch mal Strommangel droht. Dafür stellt ihnen die Regierung rund 230 Millionen Euro jährlich in Aussicht, die die StromkundInnen als Umlage bezahlen sollen.

Die EU wird prüfen, ob das Modell eine ungerechtfertigte Subvention darstellt. Dass es grundsätzlich Probleme geben kann, ist dem Wirtschaftsministerium klar. Man untersuche, „ob die angestrebte Kapazitätsreserve eine Beihilfe“ beinhaltet, sagte eine Sprecherin. Falls dem so sei, gehe man aber davon aus, dass die Finanzierung mit den EU-Vorschriften in Einklang gebracht werden könne. Die grüne Bundestagsabgeordnete Annalena Baerbock ist skeptischer: „Die Braunkohlereserve ist nicht nur wirtschaftlicher und energiepolitischer Wahnsinn, sondern auch europapolitisch höchst fragwürdig.“

Auch Gabriel hatte ursprünglich eine andere Variante bevorzugt. Dabei sollten alte Kohlekraftwerke mehr Verschmutzungsrechte kaufen. Die höheren Kosten hätten dazu geführt, dass die Unternehmen Anlagen mit großem Schadstoffausstoß weniger Strom produzieren lassen. Dagegen protestierten Energiekonzerne, Wirtschaftsverbände und unter anderem die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen. Die Gewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE) malte den Verlust Tausender Arbeitsplätze an die Wand. Daraufhin entschloss sich Gabriel, die Subventionslösung zu wählen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.