Sieg im Spitzenspiel gegen Magdeburg: Der HSV wankt, aber kippt nicht um
Die Hamburger Fußballer schlagen den Zweitliga-Zweiten Magdeburg mit 3:1. Mit dem Team ihres Ex-Trainers hatten sie sich bis dahin immer schwergetan.
![Zwei Fußballspieler halten ein Trikot hoch, auf dem der Name "Glatzel" zu lesen ist Zwei Fußballspieler halten ein Trikot hoch, auf dem der Name "Glatzel" zu lesen ist](https://taz.de/picture/7308470/14/selke-dompe-glatzel-trikot-Gregor-Fischer-dpa-1.jpeg)
Titz holte vier Siege aus acht Spielen. Der HSV stieg dennoch in die zweite Liga ab. Als der HSV auch dort nicht sofort alles an die Wand spielte, musste Titz nach zehn Spielen gehen.
Nun ist er seit dreieinhalb Jahren Trainer in Magdeburg. Der HSV hatte im selben Zeitraum fünf Trainer und muss sich fragen, was möglich gewesen wäre, wenn man damals die Nerven behalten hätte. Denn Titz macht in Magdeburg ziemlich viel richtig: Ein Team mit kleinem Budget behutsam entwickeln, Spieler besser machen, in die zweite Liga aufsteigen, dort die Klasse halten – und immer wieder den HSV ärgern.
Von den letzten fünf Spielen gegen Magdeburg hatten die Hamburger nur eins gewonnen, eine Art Angstgegner für das Team, das sich vor allem gegen vermeintlich schwächere Kontrahenten notorisch schwertut. Da musste es dem HSV gelegen kommen, dass die Magdeburger diesmal als Tabellenzweiter ins Volksparkstadion kamen – ein unerwartetes Spitzenspiel.
Schnell noch einen Top-Stürmer verpflichten?
Doch beim HSV haben sie auch frische Sorgen. Robert Glatzel, in der Vorsaison einer der drei Torschützenkönige der Liga und aktuell schon wieder statistisch alle 61 Minuten erfolgreich, hat sich schwer verletzt – Sehnenabriss im Hüftbeuger, Pause bis weit ins kommende Jahr prognostiziert.
Sofort gingen die Debatten los, welche vereinslosen ehemaligen Top-Stürmer auf dem Markt sind und wen man verpflichten könnte. Doch Trainer Steffen Baumgart blieb ganz ruhig, verwies darauf, dass man den Kader in der Sommerpause ja gerade für solche Fälle gezielt verstärkt habe. Und er kündigte an, er werde weiterhin auf eine Doppelspitze setzen, aus Davie Selke, der zuletzt meist an Glatzels Seite begonnen hatte, und Ransford-Yeboah Königsdörffer, der oft für Selke eingewechselt wurde.
Und die beiden gaben ihrem Trainer recht: Königsdörffer traf schon nach fünf Minuten, Selke mit dem Pausenpfiff zum 3:0; dazwischen hatte Schienenspieler Noah Katterbach, seit Januar zum zweiten Mal beim HSV, das 2:0 erzielt. Der HSV hatte den offensiv eingestellten Magdeburgern den Zahn gezogen und steuerte auf einen souveränen Sieg zu.
Dann kam HSV-Kapitän Sebastian Schonlau, riss nach einem Ballverlust Martijn Kaars an der Mittellinie um – und flog mit einer Roten Karte vom Platz. Minuten später traf HSV-Verteidiger Miro Muheim Magedeburgs Livan Burcu im Strafraum am Knie – Elfmeter, 3:1.
Steffen Baumgart, HSV-Trainer
Es war so ein Moment, der sich nach Kipppunkt anfühlte und es in den vergangenen Jahren wohl häufig auch gewesen wäre. Spielstarke Magdeburger brachten den HSV tatsächlich in die eine oder andere Verlegenheit. Aber vielleicht ist das Besondere an Baumgarts HSV, mit welcher Disziplin und Leidenschaft in dieser Phase einer für den anderen rannte, um den Sieg festzumachen.
Schonlau, für den es am neunten Spieltag schon der zweite Platzverweis war, bekannte hinterher: „Damit bringe ich das ganze Spiel ins Wanken.“ Er zeigte sich „dankbar, dass die Jungs mit aller Macht versucht haben, das Ding nach Hause zu ziehen“.
Der HSV ist nach diesem Spitzenspiel Dritter mit nur zwei Punkten Rückstand auf Tabellenführer Düsseldorf. Und dort hatte der HSV zwei Wochen vorher mit 3:0 gewonnen. Die Aussichten für das neuerliche Unternehmen Aufstieg könnten also schlechter sein, auch wenn Trainer Baumgart bremst: „Wir sind erst in der Entwicklung eines Spitzenteams – das sieht man an den Fehlern, die wir gemacht haben.“
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