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Siedlungsbau im Westjordanland296 neue Wohnungen genehmigt

Obwohl Premier Netanjahu den Stopp des Siedlungsbaus angeordnet haben soll, gibt es grünes Licht für weitere Wohnungen. Friedensaktivisten sprechen von Täuschung.

Bleibt weiter ein Hindernis für den Friedensprozess: Siedlungsbau im Westjordanland, wie hier in Jabal Abu Ghneim. Bild: reuters

JERUSALEM afp | Israel hat nach Armeeangaben grünes Licht für den Bau von knapp 300 Wohnungen im besetzten Westjordanland gegeben. Wie ein Armeesprecher am Donnerstag mitteilte, genehmigte die Militärverwaltung die Errichtung von 296 Wohnungen in der Siedlung Beit El nahe Ramallah.

Die Genehmigung erfolgte demnach im Zusammenhang mit einer Einigung mit jüdischen Siedlern vom vergangenen Juni, die sich ohne Erlaubnis der israelischen Regierung dort niedergelassen hatten. Die Siedler hatten eingewilligt, ihre Wohnungen ohne Widerstand zu räumen, wenn im Gegenzug rund 300 neue Wohnungen errichtet würden.

Die Ankündigung zum Bau der neuen Wohnungen erfolgte nur wenige Tage nach Berichten über einen von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu angeordneten Stopp des umstrittenen Siedlungsbaus. Den Berichten von Medien und einer Nichtregierungsorganisation zufolge wollte Netanjahu mit der Entscheidung, alle Ausschreibungen für Aufträge beim Siedlungsbau zu blockieren, Rücksicht auf die Bemühungen der US-Regierung um eine Wiederaufnahme der Friedensgespräche mit den Palästinensern nehmen.

Die Organisation Peace Now, die den Siedlungsbau ablehnt, kritisierte den geplanten Bau in Beit El. „Das Vorhaben zeigt, dass Netanjahu die ganze Welt täuscht“, sagte Peace-Now-Sprecherin Hagit Ofran. „Einerseits erweckt er den Eindruck, den Siedlungsbau abbremsen zu wollen, andererseits genehmigt er ein enormes Bauprojekt“, kritisierte sie.

Israels Behörden sehen Häuser als illegal an, die ohne grünes Licht der Regierung errichtet wurden. Die internationale Gemeinschaft bewertet dagegen alle jüdischen Siedlungen im von Israel besetzten Westjordanland und in Ost-Jerusalem als illegal, unabhängig von einer Genehmigung durch die israelische Regierung.

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8 Kommentare

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  • SS
    schöner Spruch

    HIerbei fällt mir ein:

     

    "In any war between the civilized man and the savage, support the civilized man"

     

    Lustig übrigens dass der Anti-spamspruch bei mir jetzt "haus" hies.

  • B
    bull

    Wann wird Israel endlich unter ein Handelsembargo der UNO gestellt.So kann es doch mit diesem Relionsterror Staat nicht weitegehen.

  • KS
    Kritische Stimme

    Das ist alles der falschen Politik europaeischer Politiker zu verdanken wie Merkel,Westerwelle,Verhagen,Rosenthal,Blair,Haig,die niemals ein Wort von Kritik finden konnten fuer die illegale Bauerei im Palestinensergebiet+Menschenrechtsverletzungen und Israel dauernd belohnt haben mit Geld,Subventionen,Handelsabkommen und gratis Waffen.In der Tatsache hat die EU illegales Handeln von Israelseite provoziert.Solange die EU weiter schweigt wird die Situation immer explosiver.Von USA kann nichts erwartet werden durch die dortigen juedischen Lobbys.Hoechste Zeit Israel Bedingungen zu stellen und in der Zwischenzeit die Zusammenarbeit einzufrieren und israelische Waren beim Import extra zu belasten,bis man da echt Frieden stiften will.Europa wird das viele Kosten ersparen,gute Beziehungen im NahOst,und Israel Frieden bringen

  • B
    Bibi

    Kein Wunder, dass dieser Staat kaum Freunde hat. Landraub wird in keiner Gegend der Welt gern gesehen.

  • SD
    Stimme der Demokratie

    Immer und immer wieder das selbe Mantra:

    Böse Siedlungen, böse Siedler, Hindernis für den Frieden. Blablabla.

    Wen interessiert schon, dass die andere Seite des Friedens überhaupt kein Interesse an einem Frieden hat. Nein, sie sprechen Israel sogar seine Existenzberechtigung ab.

    Aber wichtig ist: Siedlungen, Siedler, Hindernis für den Frieden.

    Alle zusammen...

  • FK
    free konstant & inopel

    Jüden baun sich häuser in Judea!

     

    WOW

     

    wer hat da was dagegen?

     

    in meiner nachbarschaft baut ein türke, auch kein problem, oder?

  • G
    Gonzi

    Die immer wieder aufgenommene Formel, man bemühe sich "Friedensgespräche" wieder aufzunehmen, ist lächerlich. Kerrys Bemühungen atmen den Geist des Einschläferns von Widerständen gegen US-Politik gegenüber Syrien und dem Iran.

     

    Es gibt überhaupt keinen Druck auf die israelische Regierung, ein fortgesetztes Siedeln zu unterbinden.

     

    Eine solche Forderung ist ohnehin das Falsche. Die bedingungslos Entfernung aller Siedler aus den im 6-Tage-Krieg besetzten Gebieten ist das Einzige, was noch helfen könnte. So aber kann es nicht verwundern, dass von den höchsten Ämtern in der israelischen Regierung beständig zu Völkerrechtsverletzungen aufgerufen wird.

  • R
    R.J

    Wozu sich verwundert geben?

     

    Siedler brauchen keine öffentliche Ausschreibung, wenn sie eine eigene Finanzierung aufgestellt haben, zumindest der Form halber.

     

    „Hagit Ofran of Peace Now said that freezing tenders for government-funded projects in the settlements has a very limited impact on West Bank settlement activity.

     

    Much of the construction is private and does not require tenders, she said.

    There are many settlement-building projects in the pipeline, which have all their approvals, she added.“

     

    http://www.jpost.com/Diplomacy-and-Politics/Plans-deposited-for-296-new-settlers-homes-in-Beit-El-312606