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Sicherungsverwahrung"Sie wollen gebrochene Gefangene"

Der Häftling Klaus Witt spricht über die Verhältnisse in der Sicherungsverwahrung. Es fehlt kompetentes Personal, viele seiner Mitinsassen seien depressiv, sagt er.

Viele werden depressiv: Gefangene in der Sicherungsverwahrung. Bild: dpa
Interview von Kai Schlieter

Bei seinem letzten Raub war Klaus Witt der Polizist. Verkleidet nimmt er einen Dealer hopp und "beschlagnahmt" die heiße Ware. Weil das nicht seine erste Tat ist, verurteilt ihn das Gericht 1999 wegen Raubes zu 4 Jahren und 6 Monaten Knast - mit anschließender Sicherungsverwahrung. Die tritt er 2003 in der JVA Tegel an, in Deutschlands größter Anstalt. Das Gebäude für Sicherungsverwahrte erinnert an ein Hochhaus, allerdings mit vergitterten Fenstern. Im Erdgeschoss wartet im Besucherraum Nr. 21 der Verwahrte Witt. Er ist 58 Jahre alt, rund 30 davon hat er im Gefängnis verbracht.

Hallo Herr Witt, Sicherungsverwahrung ist gerade ein großes Thema. Meistens diskutieren aber nur die Experten.

Klaus Witt: Pseudoexperten!

Bild: KAI SCHLIETER
Im Interview: 

"Ich habe meinen Willen, und den lasse ich mir nicht nehmen": Klaus Witt im Besucherraum.

Sicherungsverwahrung

Delikte: Von aktuell 524 Sicherungsverwahrten befinden sich 248 (47 Prozent) wegen Sexualstraftaten in Haft; 100 (19 Prozent) wegen Raub und Erpressung; 80 (15 Prozent) wegen Gewaltdelikten, 33 (6 Prozent) wegen Diebstahl, Unterschlagung und Betrug, 14 (knapp 3 Prozent) wegen gemeingefährlicher Straftaten, 16 (3 Prozent) wegen sonstiger Delikte. Die Sicherungsverwahrung wird auf unbestimmte Dauer ausgesprochen, alle zwei Jahre wird der Fall durch ein Gutachten überprüft.

Gesetzesreform: Trotz Kritik sollen auch künftig alle Delikte, für die theoretisch eine Höchststrafe von 10 Jahren möglich ist, mit Sicherungsverwahrung belegt werden können. Darunter alle Formen von Raub - auch die ohne Gewaltanwendung -, alle Betäubungsmitteldelikte mit sogenannten "nicht geringen Mengen", Wohnungseinbruchsdiebstahl, Diebstahl, bei dem eine Waffe mitgeführt wird, banden- und gewerbsmäßiger Betrug. Der einfache Diebstahl und der einfache Betrug sollen für Neufälle wegfallen. (kas)

Wie fühlt sich das an, hier als "Bestie" verwahrt zu werden - so denken viele in der Gesellschaft über Täter wie Sie?

Da komme ich in einen Zwiespalt. Ich selbst habe immer gewisse Grenzen eingehalten. Es gab keine Toten oder Schwerverletzte. Ich hatte mich für ein Leben entschieden, das nicht legal war. Und ich habe die Konsequenzen getragen.

Aber?

Trotzdem gibt es hier Leute, die ich nicht wieder rauslassen würde. Hier sitzt einer, der hat eine Frau umgebracht. Später ist er in Hafturlaub gegangen und hat wieder eine Frau umgebracht. Dann ihren 5-jährigen Sohn. Und an dem hat er sich danach noch vergangen. Solche Leute dürfen mich hier nicht ansprechen. Da habe ich eine klipp und klare Haltung.

Herr Witt, Sie selbst sind ein Sicherungsverwahrter.

Stimmt, das wird in der Öffentlichkeit alles zusammengewürfelt. Säße ich jetzt draußen mit Leuten zusammen und würde denen erzählen, dass ich ein Sicherungsverwahrter bin, dann würde bei 90 Prozent im Kopf die Lampe angehen: Kinderschänder, irgendwas mit Sex. Aber hier sitzen Betrüger, Serieneinbrecher, Räuber. Die haben alle zwar auch irgendwas mit Gewalt zu tun. Aber da gibt es Grenzen.

Diese Grenzen loten Gerichtsgutachter aus. Wie lief bei Ihnen die Begutachtung ab?

Es ging allgemein um meine Lebenseinstellung. Zufällig hatte ich davor einen Beitrag im Fernsehen gesehen. Da war ein altes Mütterchen, die im Park Pflanzen ausgerissen hatte. Da ist dann dieser Korinthenkacker vom Ordnungsamt hingegangen und hat ihr 10 Euro abgeknöpft. Dieser Depp. Das habe ich auch dem Gutachter so gesagt. Ich habe ihm erklärt, wenn ich bei Rot an der Ampel stehe und die Straße ist leer, dann geh ich da rüber. Der hat daraus gemacht, es sei ersichtlich, dass ich mich nicht an die Normen und Werte der Gesellschaft halten würde. Das hätte ich, so steht es hier wörtlich, "mit der Mitteilung dokumentiert, auch in Zukunft bei Rot die Straße zu überqueren".

Gutachter entscheiden, ob Sie irgendwann einmal aus dem Knast kommen. Wie oft hat sich der Sachverständige mit Ihnen unterhalten?

Drei Mal, jeweils zwei Stunden. Ich habe beim zweiten Mal gemerkt, worauf es hinausläuft. Der arbeitet die Kindheit und die Vergangenheit auf. Ich habe ihm erklärt: Ich will nicht mehr kriminell sein. Ich bin mal kriminell geworden, weil ich ein Faible für französische Kriminalfilme hatte, für Alain Delon und Jean Gabin. Das waren meine Vorbilder. Irgendwann holt einen aber die Realität ein. Bei meiner letzten Verhaftung stand ich vor der Wahl: Entweder ich kämpfe noch einmal - oder ich hänge mich weg.

Wogegen kämpfen?

Die wollen kaputte Leute, die gebrochen sind und krank, die sie am besten aus der Sicherungsverwahrung in ein Pflegeheim abschieben können. Aktive Gefangene wie mich - da könnte ja noch was passieren.

In der Sicherungsverwahrung werden die Inhaftierten gebrochen?

Ich liege seit sechs Jahren auf einer Station mit 15 Gefangenen. Während dieser Zeit sind vier Gefangene nie duschen gewesen, die Hälfte ist nie in der Freistunde. Egal ob Sommer oder Winter. Die liegen nur in der abgedunkelten Zelle.

Die Gefangenen waschen sich mehrere Jahre nicht?

Ja. Ich haben dem Teilanstaltsleiter gesagt: Das stinkt höllisch aus den Zellen. Er sagt mir, ich müsste damit leben. Auf völlig verdreckten Matratzen liegt da einer jahrelang. Jetzt dreht er mit einer Pädagogin jeden Tag eine Runde draußen. Weil er das davor nie gemacht hat. Sie wollten ihn einmal zum Klamottenkaufen ausführen, da ist er einfach zusammengebrochen. Der kriegt Tabletten und gut ist. Er ist nicht der Einzige.

Juristen sagen, die Sicherungsverwahrung ist keine Strafe. Wie sehen Sie das?

Das ist ein Hohn, so etwas zu behaupten. Ich sitze unter denselben Bedingungen wie normale Gefangene. Ich darf ein Elektrogerät mehr haben oder 6 Pakete mehr pro Jahr bekommen. Vielleicht 5 Prozent der Sicherungsverwahrten bekommen diese Pakete. Der Rest hat keine Verwandten mehr draußen. Mit einer Strafe kann ich mich auseinandersetzen, da gibt es einen Strafrahmen. Mit Sicherungsverwahrung geht das nicht.

Weil Sie nicht wissen, ob und wann Sie wieder rauskommen?

Ja natürlich.

Was tun Sie?

Das ist ein tagtäglicher Kampf. Man muss sich Bereiche suchen, wo man sich entspannen kann, wo man an etwas Schönes denken kann. Ich habe Rituale. Zweimal in der Woche Fußpflege, meinen Sport, Sachen, die ich konsequent einhalte, weil ich weiß, wie gefährlich das ist, wenn man das schleifen lässt. Ich habe keine Lust tablettenabhängig zu werden.

Viel haben Sie mit anderen Verwahrten wohl nicht zu tun?

Meine Zelle ist tabu. Ich habe mit denen nichts gemeinsam. Ich habe so gut wie keine Kontakte. Außer zu Kurt*. Der ist auch ein alter Ganove.

Der ist nicht kaputt?

Der hat keine Perspektiven mehr. Neulich bin ich zu ihm hin und sage: Kurt, du hast Depressionen. Deine Zelle ist immer dunkel, nimm dir einen Anwalt, kümmere dich! Da sagt er: ja. In Wirklichkeit aber kommt er nicht in die Hufe. Früher war Kurt mal jemand im Knast.

Klingt nach Gangsterromantik.

Stärke, sage ich heute, bedeutet, anderen nicht an die Birne zu hauen. Stärke ist Selbstdisziplin. Wenn du in eine Situation kommst, wo du beweisen musst, dass du wirklich kämpfen musst - dann zeigt sich Stärke.

Wie kamen Sie zu der Einsicht?

Ich werde nie das Bild vergessen, wie ich beim LKA sitze, in Handschellen. Meine Freundin kommt den Gang entlang. Da fließen nur Tränen. Das hat ihr das Herz gebrochen. Das war so eine liebe Frau, und ich habe das zerstört. Ich wusste mein ganzes Leben nicht, was Liebe zu einer Frau bedeuten kann. Als das bei mir passierte, wusste ich, wie kaputt mein ganzes Leben ist.

Sie hatten alles versaut?

Ja, man hat sich Jahrzehnte lang selbst beschissen. Wenn du das alles erkennst und dich damit ehrlich auseinandersetzt, dann ist das eine gefährliche Sache. Manchmal überlege ich, ob ich mir die Sicherheitsverwahrung nicht besser erspart hätte.

Also weghängen?

Man muss sich doch bloß mal überlegen, wo man hier lebt. Man lebt im Dreck, Schmutz. Alles Schöne ist weg, und ich bin kein Mensch, der sich im Dreck wohlfühlt.

Viele Menschen meinen, dass Sicherungsverwahrte ihr Recht verspielt haben, fürstlich behandelt zu werden.

In den Talkshows reden Leute, die keine Ahnung haben. Der Gesetzgeber sieht ja vor, dass etwas getan werden muss im Knast. Aber da wird nichts getan. Die haben gar nicht das Personal und lassen die Leute vergammeln. Das sind normale Bedienstete, die den Dienst da oben machen. Mit Leuten, die sind kaputt in der Birne.

Die bräuchten Psychologen.

Richtig. Das kriminelle Milieu hat sich schon immer von solchen Leuten abgegrenzt. Wenn mir das vorgeworfen wird, frage ich die Bediensteten: "Würden Sie gerne mit denen in einem Haus wohnen? Mit Kinderfickern frühstücken und mit denen einen Plausch halten?"

Haben Sie noch Kontakte zu Ihrer Familie?

Bei meiner Schwester habe ich es einmal versucht. Aber ich hatte das Gefühl, dass ihr das nicht so zusagt. Das habe ich auch so angesprochen und die Sache beendet.

Sie sind hart zu sich selber. Ist das Ihr Motto?

Ich habe meinen Willen, und den lasse ich mir nicht nehmen. Das verstehen die im Knast nicht. Hier soll man gebückt gehen.

Böse Beamte, gute Gefangene also?

Nein, gar nicht. Früher wäre es im Knast für mich undenkbar gewesen, mit Beamten in einem Raum zu sitzen und zu reden. Heute sind sie teilweise meine Lebensrettung. Mit denen kann ich mich über ganz normale Dinge unterhalten. Das ist ein menschliches Verhältnis.

Sie haben nichts dagegen, gezeigt und mit Ihrem Namen genannt zu werden. Fürchten Sie nicht, erkannt zu werden?

Wo ist das Problem? Ich habe nichts zu verbergen. Wenn jemand von mir etwas will, soll er auf mich zukommen.

Aber so verhalten sich Menschen nicht.

Aber ich bin so. Für das, was ich getan habe, habe ich bezahlt.

Wenn Sie rauskommen, was wollen Sie dann machen?

Ich habe letztens im Fernsehen etwas über eine Kanufahrt durch den Spreewald gesehen. Das ist für mich Freiheit. Ländliche Gegend, Brandenburg. Und dann sucht man sich die Menschen selber aus, mit denen man reden möchte.

* Name geändert

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15 Kommentare

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  • GB
    Günther Bohlmann

    Die Sicherungsverwahrung ist ein Relikt von 1933 also

    wie hier schon richtig geschrieben wurde aus der NAZIZEIT!!!

    Schande über diesen Staat, ja hier kommt man den

    Sicherungsverwahrten mit Morla weil er nach gesunden Menschenverstand sagt das er bei rot über eine Ampel gehen würde wenn kein Verkehr ist, ich habe in Holland

    und Frankreich gewohnt, dort handeln fast alle so.

    Man sollte mal eine Gewissenprüfung bei Gutachtern,Politikern Richtern und Staatsanwälten vornehmen, ich möchte nicht wissen wieviel braunes Gedankengut da zu Tage treten würde.

    Nein Herr Sarrazin Deutschland schafft sich nicht ab, es hat als die vielbeschworene Demokratie noch

    nicht mal existiert.

    1995 wurde im Kruzifixstreit ein Mann in die Psychiatrie eingewiesen weil er sich dafür ausgesprochen hatte Kreuze in öffentlichen Einrichtungen abzunehmen so wie es sein sollte.

    Man sieht welches Geistes Kind in diesem Staat dominiert, daß Sagen haben immer noch faschistisch geprägte Menschen in Behörden und Politik.

    Zeit wirds auch hier die Verhältnisse zu endern und diese Personen mit eisernen Besen aus ihren Posten zu entfernen!

  • R
    Rainer

    Der Artikel trifft die Realität, die ich genau so, aus Gesprächen und im Schriftverkehr mit derzeit zwei Sicherungsverwahrten zu hören und zu lesen bekomme.

     

    @ Natasha:

    Sicher, meist ist nur von den Verwahrten zu lesen und nicht von den Opfern. Im Normfall ist auch nicht zu lesen wie jetzt Verwahrte zu Opfern geworden sind und dann zu Tätern. Selten ist auch zu lesen dass in unserer Gesellschaft weder Opfern noch Tätern wirklich geholfen wird. Die Opfer verschwinden in ihrer Einsamkeit weil kein Geld für Hilfe da ist und die Täter werden, aus dem selben Grund, von einer Resozialisierung ausgeschlossen.

     

    @ F. Krause:

    Die Aussage ist absolut korrekt, dem Staat, einer Vielzahl seiner Bediensteten und den beauftragten Gutachtern ist es scheinbar lieber angelogen zu werden. Mit der Wahrheit, die sie selbst mit Sicherheit nicht selten kopieren (bei rot über die Ampel gehen) umzugehen ist natürlich "Recht" schwer.

     

    Weiter so mit der Berichterstattung

    Rainer

  • J
    JoZeng

    Einerseits ist Sicherungsverwahrung die Bankrotterklärung des Vollzugs. Denn die Haftstrafe soll den Täter wachrütteln, und ihm sein Fehlverhalten klarmachen.

    Wenn aber Klaus Witt dem Gutachter erzählt, er würde wieder bei Rot über die Ampel laufen, strotzt das vor Dickköpfigkeit und Dummheit. Würde er auch seine Bildzeitung wieder klauen, seinem lauten Wohnungsnachbar die Tür eintreten, den Jungs ums Eck ein bischen Shit verkaufen? Dann ist es auch mir lieber, er bleibt noch etwas hinter Gittern!

  • E
    Enzian

    Toll finde ich den Taz-Aufkleber mit der Panther-Kralle auf der Zugangstüre zur Sicherheitsverwahrungsabteilung. :-)

     

    http://www.rbb-online.de/kontraste/archiv/kontraste_vom_19_030/sicherungsverwahrung.html

     

    Ihr müsstest nur mal den Klaus sagen, dass er, wenn das Fernsehen kommt, nicht den Tagesspiegel sondern die taz in Kamera halten soll. :-)

  • E
    Enzian

    Toller, vorzüglicher, ausgezeichneter Artikel. Artikel wie dieser sind das Alleinstellungsmerkmal der taz und der Grund dafür, warum die taz so lesenswert ist. Dranbleiben! Menschen wie Herr Witt dürfen nicht im Gefängnis vergammeln!

  • P
    pre-crime-logic

    Gefährlich für die Entwicklungen in unserem Rechtsstaat und konkret in der Justiz ist der Paradigmenwechsel in Beziehung zur Sicherungsverwahrung.

     

    Wo gestern noch für die Kriminaljustiz 'Sicherheit' ein Begriff war, der tatsächlich begangene Straftaten zum Thema hatte, wird nun schleichend aber sichtbar ein Sicherheitsdiskurs formiert, der mit den maroden Mitteln der Disziplinargesellschaft ein Strafrecht normiert, welches alle potentiellen Straftaten schon im voraus sanktionieren will. Dies ist aber ein Verstoß gegen restriktives Recht unserer Verfassung, den verbrieften Grundrechten und der EMRK:

     

    Es kann keine Rechtsgrundlage für Doppelbestrafung, dem Entzug richterlichen Gehörs oder gegen das Prinzip der Rechtssicherheit für jeden Staatsbürger, egal welchem Verbrechen er oder sie sich schuldig gemacht hat, geben. Der EUGH und andere haben dies auch immer wieder in ihren Entscheidungen deutlich gemacht.

     

    Dieser Paradigmenwechsel hat zur Folge, dass unser humanistischer Anspruch jedem Menschen die Chance auf Reintegration /Resozialisierung in den Gesellschaftskörper zu ermöglichen, unterwandert wird, und in ein falsch verstandenes Prinzip von totaler Sicherheit/Prävention, die vor das der Menschenwürde gestellt wird, verwandelt wird.

     

    Dies wäre nun das Gegenteil von einem legitimen Rechtsstaat, dies wäre ein Verbrechen an der humanistischen Idee und eine Kapitulation vor der staatlichen Verantwortung.

  • K
    Kaffeetrinker

    Die bei der Gesetzesreform (wohl eher: Verschärfung?) aufgezählten Straftaten wie Raub, Wohnungseinbruch etc. klingen alle nach Klischee-Fernsehkriminellen. Interessanterweise könnte dann aber auch Sicherungsverwahrung verhängt werden für:

     

    * sog. "Gefährlicher Eingriff in den Schienenverkehr": wird z.B. sehr gerne angewandt bei Castorblockaden

     

    * § 129a

     

    * Besonders schwerer Fall des Landfriedensbruchs - Landfriedensbruch ist ein beliebter "Demo-Paragraf", verkürzt gesagt geht es darum, sich aus einer Menschenmenge an "Gewalttätigkeiten" zu beteiligen (Kastanienschmeissen z.B.?) oder mit ihnen zu drohen. Wenn der Täter dabei einen "bedeutenden" Schaden anrichtet, und dazu kann ein Schaden ab 1.300 Euro genügen, handelt es sich um einen besonders schweren Fall, mit der dann möglichen Folge lebenslanger Sicherungsverwahrung.

     

    Herzlichen Glückwunsch, Rechtsstaat, war schön Dich gekannt zu haben, auch wenn unsere Zeit zusammen viel zu kurz war.

  • J
    janedo

    Danke für diesen Artikel!

  • E
    Elvenpath

    Ich dachte immer, Sicherungsverwahrung gibt es nur für gemeingefährliche Schwerstkriminelle, die eine Bedrohung für Leib und Leben darstellen.

    Dass da zum Beispiel auch notorische Betrüger einsitzen, finde ich schon erschreckend.

  • N
    Natasha

    Tut mir leid - Depression in der Sicherungsverwahrung! Da fehlt mir echt jedes Mitleid.

     

    Was ist eigentlich mit den Depressionen, Traumata und zerstörten Leben der Opfer??? Sind ja nicht alles nur "harmlose" Räuber.

     

    Nein, lasst sie ruhig drin. Etwas weniger Mitlied mit Tätern und Hilfe bei Opfern wäre durchaus angebracht!

  • P
    perle

    Bitte bleibt an dem Thema dran. Die Anstaltsleitung muß sich äußern: gibt es diese verwahrlosten Gefangegen wirklich? Wenn ja; wie kann das zugelassen werden? Was wird für die Resozialisierung getan? Bekommen die Gefangenen regelmäßige Therapieangebote? Wenn nein, ist diese Unterbringung gesetzeswidrig. Jedem muß ein Angebot gemacht werden, wieder in die Gesellschaft integriert zu werden.

  • FK
    F. Krause

    Statt Sicherheitsverwahrung koennte die Justiz auch gleich laengere Haftstrafen aussprechen - das waere wenigstens ehrlich.

     

    Statt dessen werden ausgerechnet diejenigen Gefangenen fuer gesellschaftstauglich erklaert, die bei Fragen wie nach dem Ueberschreiten roter Ampeln an verkehrsleeren Kreuzungen nicht wahrheitsgemaess antworten.

     

    Was fuer ein Erfolg!

  • BG
    Bernd Goldammer

    Für Straftaten verhängen medial unabhängige Gerichte angemessene Urteile. Wenn die Strafe abgebrummt ist, sollten die Häftlinge resozialisiert wieder in die Gesellschaft zurückkehren, das garantiert die Verfassung. Bei Langzeitstrafen ist schließlich genug Zeit dafür. Verbessern wir also die Resozialisierung, statt über ein altes Nazigesetz Humanismus und Demokratie unserer Gesellschaft abzuwickeln. Erwiesen psychisch Kranke können bereits jetzt zur Behandlung untergebracht werden.

  • N
    navax

    ich fühle mich - irgendwie ohnmächtig, angesichts des hier geschilderten.

  • S
    Sarah

    Toll, dass die taz bei den die "Sicherheitsverwahrung" betreffenden Missständen nicht locker lässt. Ein ausgezeichneter Artikel. Weiter so, lieber Kai Schlieter!