Sich auf Corona testen lassen: Der Virus-Test
Soll ich mich auf das Coronavirus testen lassen oder nicht? Angesichts steigender Infektionszahlen fragen sich dies viele. Die taz gibt Antworten.
Wie funktioniert der Test?
Es wird ein Abstrich aus dem Rachen entnommen, in ein Röhrchen gepackt und ins Labor geschickt. Dieses sogenannte PCR-Verfahren steht für Polymerasekettenreaktion und gilt als Goldstandard, um herauszufinden, ob man sich mit dem Coronavirus infiziert hat.
Was kann der Test?
Der Test weist Teile der Erbsubstanz des Coronavirus nach. Um ein positives Ergebnis zu erzielen, reichen schon sehr kleine Mengen im Probenmaterial. „Sobald die Erreger beginnen, sich in den oberen Atemwegen zu vermehren, ist diese Erbsubstanz sehr schnell in recht großer Menge nachweisbar“, sagt Daniela Huzly, Bundesvorsitzende des Berufsverbands der Ärzte für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie.
Wann bekomme ich die Ergebnisse?
Die reine Testzeit liegt nach Angaben des Robert-Koch-Instituts derzeit bei etwa fünf Stunden. Tatsächlich dauert es aber wegen der Transportzeiten und der Kommunikation zwischen Labor, Arzt und Patient zwischen 24 und 48 Stunden, bis ich Gewissheit habe. Ist der erste Test positiv, wird ein zweiter zur Bestätigung gemacht.
Erkennt der Test, ob ich infiziert bin, auch wenn ich gar keine Symptome habe?
Ja. Der Test kann das Virus bereits einen bis zwei Tage vor Krankheitsbeginn nachweisen, also zu einem sehr frühen Zeitpunkt.
Warum wird dann die Bevölkerung nicht flächendeckend getestet?
Weil der Test immer nur punktuell Auskunft gibt. Das heißt, wenn mein Test heute negativ ist, gilt dieses Ergebnis nur für heute. Morgen kann es schon anders aussehen, weil ich mich inzwischen angesteckt habe. 82 Millionen Menschen täglich aufs Neue zu testen, scheidet also aus.
Wann und für wen ist der Test sinnvoll?
Getestet werden Menschen bei bereits vorhandenen Symptomen oder begründetem Verdacht auf Infektion (wegen Kontakts zu Infizierten oder Aufenthalten in Risikoregionen). Allerdings wäre ein Screening, etwa von bislang symptomfreien Schülerinnen und Schülern in Regionen mit überdurchschnittlich hohen Fallzahlen, nach Angaben des SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach „sehr sinnvoll“, um herauszufinden, ob Kinder nur Träger oder auch Überträger des Virus sind. Dies ist bislang nicht abschließend erforscht. Auch könnte ein Screening darüber Auskunft geben, wie weit das Virus auch außerhalb der bekannten Infektionsketten bereits in der Bevölkerung verbreitet ist.
Wie viele Proben können pro Tag untersucht werden?
Nach Angaben der Kassenärztlichen Bundesvereinigung gibt es in den Laboren im ambulanten Bereich sowie in den Laboren deutscher Krankenhäuser derzeit Kapazitäten für etwa 12.000 Tests täglich.
Was kostet der Test?
Gesetzliche Krankenversicherungen vergüten den Test mit etwa 60 Euro, private Krankenversicherungen mit etwa 120 Euro. Der Test muss von einem Arzt verordnet werden.
Wie sicher ist der Test?
Ein negatives Testergebnis kann nicht völlig ausschließen, dass jemand sich trotzdem bereits mit dem Virus infiziert hat. Solche so genannten falschnegativen Ergebnisse kann es zum Beispiel dann geben, wenn die Qualität der Probe schlecht war oder der Transport unsachgemäß erfolgte. Ist der Verdacht einer Infektion groß, wird deswegen im Zweifel erneut getestet. Falschpositive Ergebnisse, sagt die Virologin Huzly, gibt es dagegen nicht mit dem Test, solange er in professionellen Laboren durchgeführt wird. Denn der Test sucht ja nur nach der Erbsubstanz des Coronavirus; andere Erreger werden mit ihm nicht nachgewiesen.
Welche anderen Testverfahren gibt es?
Es gibt Schnelltests auf Blutbasis, aber diese werden weder vom RKI noch von der WHO empfohlen. Sie gelten als unzuverlässig. Der Grund: Die Bluttests suchen nicht nach Erregern, sondern nach Antikörpern. Bei Viruserkrankungen sind Antikörper aber häufig erst 14 Tage nach Krankheitsausbruch nachweisbar. Das heißt: Eine Person kann bereits hoch ansteckend sein und andere Menschen gefährden, aber der Test fällt trotzdem negativ aus. Das ist unbefriedigend.
Bin ich immun, wenn ich eine Corona-Infektion erfolgreich überstanden habe?
Leider ist diese Frage wissenschaftlich noch nicht abschließend geklärt. Nach derzeitigen Erkenntnissen wird angenommen, dass man nach einer durchgemachten Erkrankung zumindest für einige Wochen oder Monate immun ist, also vor einer neuen Infektion geschützt ist. Wie lange genau der Schutz anhält, muss noch erforscht werden. Die Daten aus China weisen aber zumindest darauf hin, dass es unwahrscheinlich ist, dass man sich mehrfach hintereinander ansteckt und krank wird. Bei immungeschwächten Menschen weiß man das aber nicht so genau. Auch die Frage, ob manche Personen, die sich infiziert haben, das Virus dauerhaft in sich tragen, also gar nicht mehr loswerden, ist bislang unbeantwortet.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“