Shortlist zum Deutschem Buchpreis: Trends vergeblich gesucht

Die Shortlist zum Deutschen Buchpreis favorisiert Romane, die sich eh schon gut verkaufen. Unter anderem stehen Christian Kracht und Mithu Sanyal auf der Liste.

Ein Bücherstapel

Inhaltlich haben die auf der Shortlist vertretenen Romane wenig miteinander zu tun Foto: Shotshop/imago

BERLIN taz | Die Shortlist zum Deutschen Buchpreis, die heute verkündet wurde, liefert dem Buchhandel eher Bestätigung als Orientierung. Vier Romane, die sich in diesem Jahr sowieso schon gut verkaufen, stehen auf der Liste: Norbert Gstrein „Der zweite Jakob“ (Hanser Verlag), Monika Helfer „Vati“ (Hanser Verlag), Christian Kracht „Eurotrash“ (Kiepenheuer & Witsch) sowie Mithu Sanyal „Identitti“ (wieder Hanser Verlag). Hinzu kommt ein Buch, das auch mit einiger Sicherheit auf dem Zettel der Buchhandlungen gestanden hätte: „Blaue Frau“ von Antje Rávik Strubel (Fischer Verlag). Und das Außenseiterbuch, das auf diese vom Geschlechterverhältnis ausgewogene Liste fand, stammt von Thomas Kunst und heißt „Zandschower Klinken“ (Suhrkamp Verlag).

Bestätigt fühlen darf sich also auch der Münchner Hanser-Verlag, der gleich drei Romane auf der Shortlist platzieren konnte. Kleinere Verlage gingen dieses Jahr dagegen leer aus. Nicht berücksichtigt wurden auch die Romane von Henning Ahrens, Shida Bazyar, Dilek Güngör und Sasha Marianna Salzmann, die noch die Longlist geschmückt hatten.

Inhaltlich haben die auf der Shortlist vertretenen Romane wenig miteinander zu tun, das Spektrum reicht von männlicher Selbstreflexion (Gstrein) bis hin zu Identitätspolitik (Sanyal), von der Auseinandersetzung mit dem Vater (Helfer) oder der Mutter (Kracht) bis hin zur Traumatisierung durch einen sexuellen Übergriff (Strubel), so etwas wie ein Trend lässt sich also nicht ausmachen.

Knut Cordsen, Kulturredakteur beim Bayerischen Rundfunk und Sprecher der Jury, betonte dann auch eher die Vielfalt als Merkmal: „Diese sechs Fi­na­lis­t*in­nen zeigen den stilistischen, formalen und thematischen Reichtum der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur und zeugen von der immensen Lust und hohen Könnerschaft, Geschichten zu erzählen. Darüber hinaus reflektieren alle nominierten Titel das eigene Schreiben, loten seine Möglichkeiten und seine Grenzen aus. Es sind künstlerisch herausragende Romane, die bei aller Unterschiedlichkeit ihrer Topoi und Schreibweisen eines vereint: Sie sind alle auf je eigene Weise ausgezeichnet und haben jeder für sich die Jury überzeugt.“

Die sieben Jurymitglieder haben seit Ausschreibungsbeginn 230 Titel gesichtet, die zwischen Oktober 2020 und dem 21. September 2021 erschienen sind. Verliehen wird der Preis am 18. Oktober zum Auftakt der diesjährigen Frankfurter Buchmesse. Der Jury gehören neben Knut Cordsen an: Bettina Fischer (Leiterin Literaturhaus Köln), Anja Johannsen (Leiterin Literarisches Zentrum Göttingen), Richard Kämmerlings (Literarischer Korrespondent, Die Welt), Sandra Kegel (Ressortleiterin Feuilleton, Frankfurter Allgemeine Zeitung), Beate Scherzer (Buchhändlerin, Proust Wörter + Töne) und Anne-Catherine Simon (Feuilleton-Redakteurin, Die Presse).

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