Sexueller Missbrauch: Grüne übernehmen Verantwortung
Erstmals entschädigen die Grünen drei Männer, die in einer Grünen-nahen Kommune Opfer von sexuellem Missbrauch wurden.
Es handelt sich um Fälle langjährigen sexuellen Missbrauchs Anfang der achtziger Jahre in der Emmaus-Gemeinschaft auf dem Dachsberg im nordrhein-westfälischen Kamp-Lintfort. Nach Aussagen von Opfern soll ein inzwischen verstorbenes Vorstandsmitglied der NRW-Grünen Haupttäter gewesen sein.
Die Vorfälle waren bereits länger bekannt. Schon Anfang des Jahres hatten sich bei der Telefonhotline der Grünen für Missbrauchsopfer zwei heute erwachsene Brüder gemeldet, die als Kinder zwischen 1980 und 1984 in der christlich-alternativen Dachsberg-Kommune sexuell missbraucht wurden – am Rande von Grünen-Treffen und parteinahen Veranstaltungen.
Da der Dachsberg aber keine Parteieinrichtung war, sondern zur evangelischen Emmaus-Gemeinschaft gehörte, waren die Grünen zunächst unschlüssig, ob sie als Institution die volle Verantwortung für Taten eines einzelnen Mitglieds übernehmen sollten. Ein parteiinterner Anhörungsbeirat, der letztes Jahr gegründet worden war, sollte diese Frage klären.
Persönliche Anhörung
Im Fall der Emmaus-Gemeinschaft hat das dreiköpfige Gremium nun eine Entschädigung beschlossen. Eine persönliche Anhörung der Betroffenen in den vergangenen Wochen habe laut Peter „vertiefte Erkenntnisse“ ergeben. Es habe nach den Gesprächen eine einmütige Empfehlung des Beirats und einstimmige Beschlüsse im Bundesvorstand und im nordrhein-westfälischen Landesverband gegeben.
Zur Höhe der „Anerkennungszahlung“ äußerten sich die Grünen nicht. Ebenso wenig dazu, wer als Täter verantwortlich war. Infrage kommen der damalige NRW-Landesvorstand, Pädosexuellenaktivist und Dachsberg-Kommunen-Chef Hermann Meer – oder Werner Vogel, auch NRW-Landesvorstand. Vogel war 1983 einer der ersten Grünen-Bundestagsabgeordneten. Im selben Jahr organisierte er einen Kongress zum Thema Sex mit Kindern auf dem Dachsberg. Zu den Einzelheiten der Vorfälle habe der Beirat den Betroffenen strikte Vertraulichkeit zugesichert, so die Grünen.
„Mit der heutigen Entscheidung setzen wir die notwendige Aufarbeitung unserer Parteigeschichte fort“, sagte Parteichefin Peter der taz. Die Grünen wollten Betroffene weiter ermuntern, auf sie zuzukommen und ihre Geschichte zu erzählen. Die vor einem Jahr eingerichtete telefonische Anlaufstelle und der Anhörungsbeirat setzten ihre Arbeit fort.
Die Grünen hatten mit der Aufarbeitung ihrer Parteigeschichte begonnen, nachdem im Jahr 2013 Pädophilie-Vorwürfe gegen Parteimitglieder aufgekommen waren. Das Göttingen Institut für Demokratieforschung hatte im Auftrag der Grünen im vergangenen November ein Gutachten zu pädosexuellenfreundlichen Beschlüssen der Partei vorgelegt.
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