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Sexuelle Übergriffe im öffentlichen Raum„Da ist noch viel zu tun“

Was kann Frau gegen sexuelle Übergriffe tun? Claudia Winkler vom Verein Frauenhorizonte rät: laut werden und Umstehende gezielt ansprechen.

In Straßenbahnen taucht plötzlich eine Hand auf und greift dorthin, wo sie nichts zu suchen hat. Foto: designritter / photocase.de

Berlin taz | Egal ob an Silvester oder an einem beliebigen Tag des Jahres – Frauen sind immer wieder mit sexuellen Übergriffen im öffentlichen Raum konfrontiert. Dagegen helfen kann zum einen Selbstbehauptung – zum anderen eine Gesellschaft, die Zivilcourage zeigt.

In Straßenbahnen, gut besuchten Kaufhäusern oder anderen Menschenansammlungen taucht plötzlich eine Hand auf und greift dorthin, wo sie nichts zu suchen hat. „In solch einer Situation sollten Frauen versuchen, selbst auf Konfrontationskurs zu gehen“, sagt Claudia Winker vom Verein Frauenhorizonte in Freiburg. Die Beratungsstelle arbeitet mit Frauen, die Opfer sexueller Gewalt geworden sind. „Sie sollten laut werden und den Blickkontakt suchen.“ Außerdem sei es wichtig, nicht allgemein um Hilfe zu rufen, sondern Umstehende gezielt anzusprechen: „Hej, du! Im gelben Pullover!“

Damit Opfer von Übergriffen sich nicht in noch größere Gefahr bringen, sei es wichtig, sich mit anderen zu verbünden. Doch im Zentrum der Gegenwehr stehe die Selbstermächtigung: „Bei sexueller Belästigung geht es um Macht“, sagt Winker. Frauen müssten sich im Klaren darüber sein, dass sie selbst ihre Grenzen setzen und das Recht haben, diese auch zu verteidigen. „A dress is not a yes“, sagt Winker – wer flirtet oder sich sexy kleidet, hat damit noch längst keine Zustimmung zu Intimität gegeben.

Doch die Expertin sieht auch die Gesellschaft in der Verantwortung. Im Zuge ihrer Arbeit sei von Übergriffen an Straßenbahnhaltestellen berichtet worden, bei denen zehn Menschen auf der anderen Straßenseite gestanden hätten, ohne einzugreifen. „Das ist keine Privatsache“, sagt Winker. Wer Übergriffe bemerke, müsse diese ansprechen. „Die Täter müssen merken, dass ihr Handeln gesellschaftlich nicht akzeptiert wird.“ Stattdessen werde die Schuldfrage oft an die Opfer weitergegeben.

War Alkohol im Spiel? War der Rock kurz und der Ausschnitt tief? Es sei egal, wie die Antwort auf diese Fragen laute, sagt Winker. Wichtig sei es, dass die Gesellschaft im Ganzen und Frauen im Speziellen für die Thematik sensibilisiert würden. „Da ist noch viel zu tun.“

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