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Sexuelle Belästigung bei Fox NewsStarmoderator gefeuert

Fox-News-Moderator O’Reilly muss gehen, weil ihm Belästigung von Frauen vorgeworfen wird. Dabei gehört das zur Kultur des Senders.

Aktion gegen den Moderator in New York Foto: reuters

New York taz | Ohne Bill O’Reilly wäre der Aufstieg von Donald Trump nicht denkbar gewesen. Der Starmoderator von Fox News versprühte den Hass, der das ländliche Amerika vergiftete. 21 Jahre lang bearbeitete er allabendlich das Terrain des Kampfs „gegen Washington“, „gegen Steuern“, gegen „politische Korrektheit“.

O’Reilly war der höchstbezahlte und meistgesehene Moderator der TV-Geschichte. Und er war eine Cashcow für seinen Sender, die mehr Werbegelder als jeder andere in die Kassen brachte. Dem Immobilienmogul und dem Kandidaten Trump hielt O’Reilly dutzende Male das Mikrofon hin. Der zeigte sich dankbar. Noch Anfang dieses Monats, als die Vorwürfe der sexuellen Belästigung unüberhörbar wurden, erklärte der US-Präsident: „Bill ist eine gute Person.“

Am Mittwoch, als O’Reilly in Rom im Urlaub war und dort die Hand von Papst Franziskus schüttelte, wurde er gefeuert. In der von einem New Yorker Anwaltsbüro vorsichtig formulierten Begründung heißt es, nach „sorgfältiger Prüfung“ von Anschuldigungen sexueller Belästigungen hätten sich der Konzern 21st Century Fox und der Moderator auf das Ende seines Engagements „geeinigt“.

Gerüchte darüber, dass O’Reilly Frauen sexuell belästigte, waren alt und landesweit bekannt. Doch der Moderator, der in den zwei zurückliegenden Geschäftsjahren mehr als 400 Millionen Dollar Werbegelder in die Kassen von Fox News brachte, schien unkaputtbar. Das änderte sich Anfang dieses Jahres.

Schweigegeld für Frauen

Seither sind weitere Frauen mit Details über sein Verhalten an die Öffentlichkeit gegangen. Eine afroamerikanische Kollegin nannte er „heiße Schokolade“, einer anderen legte er nahe, ein tieferes Dekolleté zu tragen, wenn sie auf Sendung gehe, und er behelligte Frauen mit detaillierten Beschreibungen von seinen sexuellen Abenteuern in Thailand. Die New York Times hatte Anfang April eine Recherche veröffentlicht, die ihm den Garaus machte. Danach haben O’Reilly und sein Arbeitgeber Fox News in den zurückliegenden Jahren gemeinsam 13 Millionen Dollar an fünf Frauen gezahlt, damit sie den Mund über O'Reilly halten.

Die Recherche ließ sofort die Werbeeinnahmen einbrechen. Insgesamt 90 Werbekunden – darunter Mercedes-Benz und BMW – kündigten ihre Zusammenarbeit auf und begründeten es mit ihren Verpflichtungen gegenüber Frauen. Die Enthüllungen überschatteten auch die gleichzeitig laufenden Übernahmeverhandlungen für den europäischen Pay-TV Sender Sky. Bei der Übernahme geht es um ein 14-Mil­liarden-Dollar-Geschäft, über das die britische Medienaufsichtsbehörde Ofcom Mitte Mai entscheiden wird.

Die Eigentümerfamilie Murdoch tat sich dennoch schwer mit der Entscheidung, O’Reilly loszuwerden. Bei Fox News ist sexuelle Belästigung ein Teil der Unternehmenskultur. Auch der ehemalige Fox-News-Chef Roger Ailes konnte jahrelang wüten, bevor er – nur neun Monate vor O’Reilly – tatsächlich entlassen wurde. Letztlich scheinen sich bei den Murdochs die beiden Söhne gegen den Vater durchgesetzt zu haben.

Vorwürfe „unbegründet“

In den USA, wo Feministinnen, aber auch Antirassismusorganisationen und andere Bürgerrechtsgruppen seit Jahren mit Demonstrationen und Petitio­nen versucht haben, O’Reilly loszuwerden, sind jetzt die KritikerInnen erleichtert über seine Entlassung. Doch wie die Millio­nen O’Reilly-Fans draußen im Land reagieren und ob sie dem Sender treu bleiben werden, ist offen.

O’Reilly, 67, der erst kürzlich ein Buch über „traditionelle Werte“ veröffentlicht hat und der allabendlich als Moralprediger aufgetreten war, zeigt sich völlig uneinsichtig. In einer Reaktion schrieb er von „enttäuschenden“ und „völlig unbegründeten Vorwürfen“.

Trump, der sich im Jahr 2005 selbst mit sexuellen Angriffen gebrüstet hat – Stichwort: Pussy-Grabschen – und der seit 30 Jahren mit O’Reilly befreundet war, ist nun noch etwas einsamer im öffentlichen Raum. Und es bleibt der Eindruck, als wären die moralischen Ansprüche an Moderatoren in den USA höher als an Präsidenten.

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