Seltene Erden: Deutschland extrem abhängig von China
Wichtige Rohstoffe, etwa für E-Autos, importiert Deutschland fast nur aus der Volksrepublik. Die Ukraine könnte helfen.
In einzelnen Fällen herrscht sogar eine noch viel größere Abhängigkeit: Stoffe wie Neodym, Praseodym und Samarium, die unter anderem für Dauermagneten in Elektro-Motoren verwendet werden, wurden 2024 nahezu vollständig aus China importiert.
Deutschland steht damit im europäischen Vergleich ungünstig da, denn die Importquote aus China für die gesamte EU liegt bei 46 Prozent. Die nächstgrößeren Lieferländer sind allerdings das mit Sanktionen belegte Russland (28,4 Prozent) und Malaysia (19,9 Prozent). Im Handelskonflikt mit den USA setzt China die Seltenen Erden bereits als Druckmittel ein.
Zweitwichtigstes Herkunftsland am deutschen Markt war 2024 Österreich mit einem mengenmäßigen Anteil an den Importen von 23,2 Prozent. Darauf folgte Estland mit 5,6 Prozent. In beiden Ländern werden Seltene Erden weiterverarbeitet, die ursprüngliche Herkunft ist nicht mehr nachweisbar.
Unabdingbar für Windräder, E-Autos und Smartphones
Seltene Erden sind weder besonders selten noch aus Erde: Es handelt sich um eine Gruppe von 17 Metallen. Sie gelten als unabdingbar, denn sie stecken beispielsweise in Windrädern, E-Autos und Smartphones. Die Rohstoffe kommen recht häufig vor. Die entscheidende Frage ist aber, ob sich der Abbau lohnt – denn der Aufwand ist groß und mit schweren Folgen für die Umwelt verbunden. Auch in Deutschland gibt es im Norden Sachsens ein großes Vorkommen, das jedoch nicht abgebaut wird.
China ist mit Abstand Weltmarktführer bei Seltenen Erden. Das Land verfügt über große Vorkommen, hat vor allem aber durch massive staatliche Investitionen ein großes Netzwerk zur Veredelung von Rohmaterialien aufgebaut. Zudem hält China viele Patente für die dafür benötigten Technologien. Deshalb exportieren auch viele andere Produzenten von Seltenen Erden diese nach der Gewinnung nach China.
Nach Einschätzung der Forscherin Isabella Gourevich vom Münchner ifo-Institut könnte die Ukraine eine Schlüsselrolle bei der EU-Rohstoffversorgung spielen. In dem Land gebe es Reserven für zwei Drittel der 34 als kritisch eingestuften Rohstoffe, um die sich auch die USA bemühen. „Damit die Ukraine mittelfristig ein zentraler Partner für die europäischen Lieferketten werden kann, braucht es mehr als Bergbau“, sagt Gourevich. Es müssten auch Investitionen in die Verarbeitung dieser Rohstoffe folgen – in der Ukraine selbst oder in Zusammenarbeit mit EU-Ländern.
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