Segnung von homosexuellen Paaren: Theologie-Profs gegen Vatikan
Mehr als 200 Theolog:innen wenden sich gegen das Segnungsverbot für gleichgeschlechtliche Paare. Die Entscheidung sei diskriminierend.
Weiter heißt es: „Von dieser Position distanzieren wir uns entschieden. Wir gehen demgegenüber davon aus, dass das Leben und Lieben gleichgeschlechtlicher Paare vor Gott nicht weniger wert sind als das Leben und Lieben eines jeden anderen Paares.“
In vielen Gemeinden würden Priester, Diakone und andere Seelsorger:innen Segnungsfeiern für gleichgeschlechtliche Paare anbieten. „Wir begrüßen diese würdigenden Praktiken ausdrücklich“, stellen die Wissenschaftler:innen klar. Der Erklärung der Glaubenskongregation fehle es an theologischer Tiefe und argumentativer Stringenz. „Werden wissenschaftliche Erkenntnisse ignoriert und nicht rezipiert, wie es in dem Dokument der Fall ist, untergräbt das Lehramt seine eigene Autorität“, so die Expert:innen.
Die römische Glaubenskongregation hatte am vergangenen Montag klargestellt, dass die Kirche nicht befugt sei, homosexuelle Paare zu segnen. Unzulässig sei jede Segnungsform, die eine homosexuelle Partnerschaft anerkenne. Dies hat in der katholischen Kirche in Deutschland einen Proteststurm entfacht.
Die aktuelle Stellungnahme gegen diese Entscheidung ist von einer Arbeitsgruppe an der Universität Münster entworfen worden und kann weiterhin unterschrieben werden. Zu den derzeitigen Unterzeichnern gehören unter anderem der Dogmatiker Georg Essen von der Humboldt-Universität Berlin, der 92-jährige Peter Hünermann, von dem zahlreiche bedeutende Publikationen stammen, Julia Knop und Gregor Maria Hoff, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für Dogmatik und Fundamentaltheologie, sowie der Liturgiewissenschaftler Benedikt Kranemann aus Erfurt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin