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SegelregattenEchtes Finale vor Kiel

Wenig große Namen, kein Weltcupstatus mehr – aber dafür soll in den Segelwettbewerben Spannung bis zum Schluss garantiert sein. Am Samstag wird die 131. Kieler Woche eröffnet.

Star-Segler: Robert Scheidt ist wieder bei der Kieler Woche, diesmal im Laser, weil die Starboot-Klasse nicht mehr olympisch ist. Bild: segel-bilder.de

HAMBURG taz | Auch bei ihrer 131. Auflage bringt die Kieler Woche noch Premieren. Aber nicht alle erfreuen den Veranstalter. So ist das Segel-Event nicht mehr Teil des Weltcups, sondern des Eurosaf Champions Sailing Cup. Der Zeitpunkt im Juni passt dem Weltverband Isaf nicht in den Kalender – und die Kieler wollten ihren Traditionstermin nicht räumen.

Die zweite Neuerung ist zumindest unter den Seglern umstritten: Der Gesamtsieg wird in den olympischen Disziplinen in einem verschärften Match Race ermittelt, an dem die sechs besten Boote teilnehmen. Die nehmen nicht wie bisher ihre Gesamtpunktzahl der Qualifikationsrennen mit, sondern nur die ihrer Platzierung entsprechende Punktzahl von eins bis sechs. So kann auch der Sechstplatzierte noch Sieger werden. Bisher waren manche Medaillen schon vorzeitig vergeben und allein der Start im Finale sicherte schon den Sieg. Mitunter war taktisches Segeln gegen einen Konkurrenten wichtiger als die eigene Platzierung.

„In anderen Sportarten ist es doch auch so, dass der gewinnt, der vorne ist“, verteidigt Kieler-Woche Sprecher Hermann Hell den Modus, der das Renngeschehen für Zuschauer und Medien transparenter machen soll. Viele Segler befürchten hingegen, dass zu viel von den Windverhältnissen in einem einzigen Rennen abhängig sein könnte. Darin sieht Hell aber nicht den Grund, warum die Weltspitze an der Förde in diesem Jahr relativ dünn gesät ist: „Das ist typisch für ein nacholympisches Jahr, in dem viele Boote aufhören oder ihre Kampagne neu starten.“

Die Segelwettbewerbe

Olympische Klassen: 22. bis 26. Juni, Regattabahnen vor Schilksee

Internationale Klassen: 27. bis 30. Juni, vor Schilksee

Welcome Race: 22./23. Juni, Start: 22. Juni, 9.30 Uhr, vor der Audi Sailing Arena am KYC (Innenförde, Hindenburgufer)

Silbernes Band: 27./28. Juni, Start: 27. Juni, 17 Uhr vor der Audi Sailing Arena am KYC (Innenförde, Hindenburgufer)

124. Marine-Kutterregatten und Kutterrace: 22., 25. und 29. Juni, Innenförde vor dem Tirpitzhafen

Windjammerparade: 29. Juni, 11 Uhr, Innen- und Außenförde

Den Surfern kommen zusätzlich die RS:X-Europameisterschaften Ende Juni in Brest in die Quere, sodass diese Klasse in Kiel mangels Beteiligung gestrichen werden musste. So können die besten deutschen London-Olympioniken Moana Delle und Toni Wilhelm vor Kiel nicht in Erscheinung treten.

Immerhin ist mit dem Brasilianer Robert Scheidt einer der erfolgreichsten Segler der letzten 20 Jahre am Start. Da das Starboot, in das er 2006 wechselte, nicht mehr olympisch ist, kehrt Scheidt wieder in den Laser zurück, in dem er zwischen 1995 und 2005 achtmal Weltmeister und zweimal Olympiasieger wurde. Gold in seinem Heimatland 2016 wäre die Krönung seiner Karriere. Davon träumt auch Philipp Buhl, Deutschlands Segler des Jahres und Vorjahressieger im Laser. Das Duell Scheidt/Buhl könnte bis zum finalen Matchrace 2016 zum Dauerbrenner werden.

Wie Buhl nehmen auch die anderen Mitglieder der verjüngten Nationalmannschaft von Kiel aus einen neuen Anlauf, um die Bilanz von nur einer Bronzemedaille bei den letzten drei olympischen Wettbewerben zu verbessern. „Vier Medaillen in den olympischen und paralympischen Disziplinen sind das Ziel“, sagt Oliver Schwall, Mitgründer des Sailing Team Germany (STG) und der Nationalmannschaft.

Im Blickpunkt stehen zwei neue olympische Klassen: Im 49er FX segelten Tina Lutz und Susann Beucke Ende Mai beim Eurosaf Champions Sailing Cup vor Medemblik zu ihrem ersten internationalen Sieg. Und der Katamaran Nacra 17 für gemischte Teams beflügelt sogar neue olympische Ambitionen des 48-jährigen Roland Gräbler, der sich mit seiner Frau Nahid um ein Ticket für Brasilien bewirbt.

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