Seenotrettung im Mittelmeer: Hunderte Geflüchtete dürfen an Land
Das Rettungsschiff „Geo Barents“ darf im sizilianischen Hafen Augusta anlegen. An Bord sind unter anderem 112 Minderjährige. Sie waren aus Libyen geflohen.
FRANKFURT A.M. epd | Die 439 Flüchtlinge an Bord des von Ärzte ohne Grenzen betriebenen Rettungsschiffes „Geo Barents“ dürfen in Italien an Land gehen. Das Schiff habe den sizilianischen Hafen Augusta zugewiesen bekommen, wie die Hilfsorganisation am Freitag auf Twitter mitteilte.
Die Crew der „Geo Barents“ hatte die Flüchtlinge und Migranten seit Mittwoch vergangener Woche bei mehreren Einsätzen im Mittelmeer gerettet und tagelang auf die Zuweisung eines Hafens gewartet. Unter den Geretteten waren nach Angaben der Hilfsorganisation 112 Minderjährige. Alle Überlebenden seien aus Libyen geflohen.
Derweil wurde die Ocean Viking am Donnerstag von den italienischen Behörden wieder freigeben, wie die Betreiberorganisation SOS Méditerranée mitteilte. Das Rettungsschiff war Mitte Januar wegen der fehlerhaften Registrierung von Container-Aufbauten im Hafen Trapani festgesetzt worden.
Immer wieder wagen Flüchtlinge und Migranten in oft seeuntauglichen Booten von Libyen aus die Überfahrfahrt nach Europa. Es gibt auf dem Mittelmeer zurzeit keine staatlich organisierte Seenotrettungsmission, einzig die Boote privater Hilfsorganisationen halten Ausschau nach in Seenot geratenen Flüchtlingen und Migranten.
Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind seit Beginn des Jahres mindestens 108 Menschen bei der Überfahrt ums Leben gekommen oder werden vermisst. Im Jahr 2021 waren es 2.047 Menschen. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen.
Leser*innenkommentare
Phineas
Das Abweisen von Schiffen mit Flüchtlingen bzw. das tagelange Nicht-Zuweisen eines Hafens erfüllt mE den Tatbestand des illegalen Pushbacks.
C.O.Zwei
Gibt es eigentlich einen vernünftigen Grund, warum die aufnehmenden EU-Staaten für die Schutzsuchenden keine Flüge einrichten, die sie sicher vom Ausgangsort an ihr Ziel bringen?
Wir wissen doch inzwischen, dass Schiffspassagen besonders zu dieser Jahreszeit gefährlich sind und allzuoft tödlich verlaufen.
83379 (Profil gelöscht)
Gast
@C.O.Zwei Weil es vermutlich mehr Menschen gibt die Anspruch hätten als Möglichkeiten in Europa aufgenommen zu werden und selbst wenn es die Möglichkeit gebe die Ansprüche vor Ort zu prüfen würden diejenigen die abgelehnt würden es trotzdem versuchen dann halt wieder per Seeweg.
Stefan Schaaf
@C.O.Zwei Ich denke, für eine derartige Maßnahme bräuchte man zumindest zweierlei: eine Möglichkeit, das Asylverfahren in Libyen durchzuführen, und zum zweiten Staaten, die willens sind, die Asylberechtigten aufzunehmen. Dann könnte man diejenigen, die tatsächlich Asyl erhalten, sicher nach Europa bringen. Dies wäre sicherlich besser als die jetzige Situation.
Stefan Schaaf
Nun können die Migranten in Italien einen Asylantrag stellen. Wer Asyl erhält, darf in Italien bleiben, wer kein Asyl oder einen anderen Schutzstatus erhält, muss Italien wieder verlassen.
gleicher als verschieden
Dass junge Menschen aus Libyen fliehen wollen, auch wenn es dort manche noch aus Liebe zum Land hält, selbst wenn sie wandelnde Leichen sind und jeden Tag kämpfen, kann man und muss man einfach verstehen!
EU - wo bist Du?!
Überleben nach dem Bürgerkrieg - Libyens junge Generation sucht den Frieden
Dok 5 - Das Feature. 16.01.2022. 53:16 Min.. Verfügbar bis 18.01.2027. WDR 5. Von Bettina Rühl.
Asaad Jafar ist Anfang 30. Ein Drittel seines Lebens hat er unter dem libyschen Bürgerkrieg gelitten.
www1.wdr.de/radio/...t-frieden-100.html
wdrmedien-a.akamai...enfrieden_wdr5.mp3