Seenotretter „Aquarius 2“ im Mittelmeer: Geflüchtete können nicht von Bord
Die von der „Aquarius 2“ geretteten Geflüchteten werden auf vier EU-Staaten verteilt. Es kann aber noch mehrere Tage dauern, bis sie an Land können.
Die „Aquarius 2“ selbst darf nicht im Hafen des Inselstaats anlegen, sondern fährt weiter ins südfranzösische Marseille. Dort dürfte das Schiff seine Flagge verlieren: Der Flaggenstaat Panama hatte angekündigt, es aus seinem Schifffahrtsregister zu streichen. Damit wäre das letzte noch aktive private Rettungsschiff in der Zone vor Libyen zunächst stillgelegt.
Deutschland habe sich zur Aufnahme von 15 der 58 Geflüchteten bereit erklärt, hieß es am Dienstag aus der französischen Regierung. Die übrigen Flüchtlinge sollen nach Frankreich, Spanien und Portugal gebracht werden. Zuvor hatte Malta den Migranten erlaubt, in dem Inselstaat an Land zu gehen – um dann „unverzüglich“ auf andere Länder verteilt zu werden.
Regierungschef Joseph Muscat erklärte im Kurzbotschaftendienst Twitter, die 58 Migranten würden „in internationalen Gewässern von einem maltesischen Schiff aufgenommen und nach Malta gebracht“. Laut einem maltesischen Regierungssprecher wird der Einsatz beginnen, „sobald es logistisch möglich ist“. Malta beteilige sich aus rein „humanitären Beweggründen“ an der Aktion.
Dramatische Odyssee
Die Hilfsorganisationen SOS Méditerranée und Ärzte ohne Grenzen hatten zwischenzeitlich darum gebeten, die Geflüchteten nach Marseille zu fahren – Frankreich pochte aber auf das Prinzip, dass aus Seenot Gerettete in den nächstgelegenen sicheren Hafen gebracht werden.
Italiens Regierung verweigert seit dem Sommer Hilfsschiffen mit Geflüchteten das Anlegen in seinen Häfen. Italiens rechter Innnenminister Matteo Salvini beschuldigte die „Aquarius“, einen „Taxidienst“ für Migranten zu betreiben. Seit dem Sommer sind mehrere Rettungsschiffe auf der Suche nach einem Hafen durch das Mittelmeer geirrt, darunter auch die „Aquarius“.
Besonders dramatisch war eine Odyssee des Schiffs im Juni, nachdem es vor der libyschen Küste 630 Geflüchtete an Bord genommen hatte. Italien und Malta verweigerten der „Aquarius“ das Anlegen, nach tagelangem Warten durfte sie schließlich in den Hafen der spanischen Stadt Valencia einlaufen, die Geflüchtete durften von Bord gehen. Im August durften 141 Geflüchtete auf der „Aquarius“ erst nach langem Warten in Malta an Land gehen, nachdem sich fünf EU-Länder, darunter Deutschland, zu deren Aufnahme bereit erklärt hatten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Die Wahrheit
Der erste Schnee
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja