Schwindel am Black Friday: Reduzierte Rabatte
Am „Black Friday“ werben Shops mit Angeboten. Das markiert nicht nur einen kapitalistischen Jahreshöhepunkt, sondern ist oft schlichtweg Verarsche.
B evor ich Journalist wurde, habe ich unter anderem in einem großen Geschäft für Teppiche und Matratzen gearbeitet. Der Turbo-Rabatttag Black Friday kam damals erst langsam aus den USA nach Deutschland, vermeintliche Spar-Aktionen gab es aber natürlich trotzdem. Zu diesen Anlässen hieß es in dem Laden dann im Akkord Etiketten kleben.
Allerdings fiel mir sofort auf, dass ich pro Produkt zwei neue Etiketten bekam – nanu? Die 130-Euro-Matratze sollte, bevor sie samstags für unschlagbare 99 Euro angeboten wurde, freitags zunächst einmal ein 160-Euro-Etikett bekommen. Schon vor Jahren war es also gängige Praxis, die Preise vor einer Rabattaktion erst einmal zu erhöhen, um dann ein „reduziert“-Schildchen anzubringen.
Auch zum Black Friday kursieren schon länger Screenshots, die zeigen, dass Online-Händler ihre Preise in den Wochen zuvor anheben, um sie dann in der Rabattwoche Black Week und an ihrem freitäglichen Höhepunkt als um bis zu 70 Prozent reduziert anzupreisen. Die Strategie von vielen Unternehmen bleibt aber die Gleiche wie im Teppichladen: Schwindel.
Man spart kaum
Es gibt ohnehin schon genug Gründe gegen das Massenshoppen Ende November. Umweltschützer:innen und Menschenrechtler:innen kritisieren den „Konsumwahnsinn“ zum Black Friday quasi seit Tag eins: Die günstig angebotenen Produkte werden nicht nur meist billig hergestellt, enthalten Schadstoffe oder werden auf Kosten von unterbezahlten Lieferant:innen ausgetragen, sondern führen auch in den Herstellungsländern zu erheblichen sozialen und ökologischen Problemen. Umwelt- oder Sicherheitsstandards würden bei über Onlineplattformen wie Amazon importierten Produkten oft nicht eingehalten, heißt es etwa von der Deutschen Umwelthilfe.
Wem soziale und ökologische Gründe aber nicht reichen, den überzeugt vielleicht das Geld: Beim Black Friday spart ihr kaum etwas.
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Schaut man sich die Preisentwicklung an, ist zu erkennen, dass Verbraucher:innen im vorigen Jahr am Black Friday durchschnittlich nur 3 Prozent im Vergleich zum Vormonat sparen konnten. Das zeigt eine Untersuchung des Onlinepreisvergleichsportals guenstiger.de. Also von wegen 70 Prozent reduziert.
Man könnte jetzt meinen, man müsse nur klug nach Schnäppchen suchen, doch die Untersuchung zeigt auch: Die Kund:innen sparen von Jahr zu Jahr weniger Geld bei dem „Rabatttag“. 2023 lag die Ersparnis bei 5 Prozent, 2022 sogar noch bei 10 Prozent.
Nutzt den Unternehmen, nicht Verbraucher:innen
Onlinehändlern wie Amazon & Co ist bewusst, dass sich der Black Friday als Feiertag nach Halloween längst verselbstständigt hat. Heute findet sich kaum jemand, der die Aktion nicht kennt, geschweige denn ihre Echtheit hinterfragt, also ob Rabatte wirklich Rabatte sind.
„Bei Amazon warten schon bald zahlreiche Schnäppchen auf Sie“, schreibt das scheinbar nur noch teilweise journalistische Magazin Stern, „denn der Black Friday startet beim Versandriesen schon früher“. Auch andere Medien werben für die weltweite Rabattaktion, die das Weihnachtsgeschäft einleiten soll.
Der Black Friday hat sich wie natürlich in die Saisonschlussverkäufe eingereiht und Händler konnten so schleichend die Rabatte kleiner werden lassen – also die Preise anheben.
Mag sein, dass die ein oder anderen Schnäppchen gemacht werden können, aber schlussendlich nutzt der Black Friday besonders den Unternehmen, nicht den Verbraucher:innen. Und reduziert sind vor allem die Rabatte.
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